Orvieto – Die geheimnisvolle Etruskerstadt

In der Provinz Terni im Südwesten von Umbrien liegt hoch auf einem Tuffsteinplateau Orvieto. Die Stadt, in der das Keramikhandwerk zu Hause ist.

Orvieto hat neben der Altstadt und dem Torre del Moro als weitere Sehenswürdigkeit den Dom Santa Maria, der unser ganz persönliches Highlight war.

In der Stadt fanden wir aus Tuffstein gebaute Häuser vor. Und auch hier ging es immer bergauf. Möchtest du Orvieto mit seinen Reizen erleben, so musst du zunächst einmal auf einen Berg steigen. Nach einem anstrengenden Anstieg wurden wir nicht nur mit einer schönen historischen Altstadt und ihren schmalen Gassen belohnt.

Der Weitblick von der Stadt über die Ebene alleine ist schon die Mühe des Aufstiegs wert.

Ein wenig zur Geschichte der Stadt

Der Felsen, auf dem die Stadt erbaut wurde besteht aus einem Labyrinth zahlreicher Gänge und Zisternen. Diese Tunnel und Kammern haben die Etrusker errichtet. Sie dienten der Lagerung, der Pressung von Oliven, aber auch als Fluchtwege. So war es möglich, zumindest eine Zeit lang dem damaligen Angriff der Römer standzuhalten.

Auch heute noch haben einige Häuser einen Zugang zu ihren eigenen Höhlen. Ein paar von ihnen sind sogar zur Besichtigung freigegeben. Durch diese interessanten Gänge schwebt über Orvieto eine geheimnisvolle Stimmung.

Wenn du darüber hinaus Interesse daran hast, dir die Etrusker-Gräber anzuschauen, so musst du wieder ein Stück den Felsen hinablaufen. Sie befinden sich unterhalb des Felsen.

Wie entstand denn nun der Name Orvieto? Die Stadt wurde von den Römern erobert und so niedergemacht, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes verschwand. Sogar die nach dem Kampf verbliebenen Einwohner wurden in andere Städte und Dörfer umgesiedelt. Erst am Anfang des Mittelalters entstand eine neue Stadt, die den Namen Urbs Vetus (Alte Stadt) trug. Von diesem wurde der spätere Name Orvieto abgeleitet.

Cattedrale di Santa Maria Assuanta

Während unseres Stadtrundgangs erstrahlte plötzlich der Dom von Orvieto in seiner ganzen Pracht vor uns.

Im Jahre 1290 begann der Bau des Doms von Orvieto und bis zur Fertigstellung wurden über 300 Jahre benötigt. Solch eine lange Bauzeit ist fast unvorstellbar. Schaut man sich allerdings dieses gigantische Meisterwerk näher an, so rückt diese lange Zeit der Errichtung in den Hintergrund.

Die polychrome Fassade ist wunderschön gestaltet, sie wurde mit wechselnden Baumaterialien errichtet. So findet sich neben dem weißen Marmor auch ein blaugrauer Basaltstein. Daneben schmücken diverse Skulpturen, Mosaike und Glasmalereien die äußeren Wände.

Nicht nur die prächtige Fassade, auch die Kunst im Inneren macht ihn zu dem bekanntesten Highlight der Stadt. Er gehört mit zu den schönsten Bauwerken der italienischen Gotik.

Im Inneren ist neben den Fresken von Fra Giovanni da Fiesole und Luca Signorelli auch eine Pietà des XVI. Jahrhunderts zu bewundern.

Die Rosette ist ein Werk des Bildhauers Andrea di Cione, der vielen unter seinem Spitznahmen Orcagna bekannt ist. Sie befindet sich so zentral in der Fassade, dass sie den Besuchern sofort ins Auge sticht. Der in einem Quadrat eingefasste Kreis wurde mit Bögen verziert, die von Säulen getragen werden. Im Mittelpunkt der Rosette befindet sich das Gesicht von Christi. In das Quadrat wurden 52 Köpfe eingefügt, die die Propheten und Apostel darstellen.

Rosette Innenansicht

Die Rosette im Dom von Orvieto ist im Gegensatz zu anderen italienischen Kirchen nicht mit klarem Glas ausgefüllt, sondern komplett mit Ornamenten bestückt. Besonders schön stechen die Farben im Licht der Abendsonne hervor.

Die Verlobung Maria und Josef

Die Fassade des Doms wurde überall dort, wo keine Skulpturen eingebracht wurden, mit Mosaiken ausgestattet. Wie der Name des Doms schon sagt, wurde die Kirche der Jungfrau Maria gewidmet. Und tatsächlich stellen die Szenen in den Mosaiken die Geschichte Marias dar.

Auf diesem Mosaik ist Mariä Himmelfahrt mit den Aposteln abgebildet.

Vier von Lorenzo Maitani und seinem Sohn Vitale erschaffene Bronzestatuen wurden über dem Portal angebracht. Diese stehen symbolisch für die vier Evangelisten. Auf dem Foto dargestellt ist der Löwe als Symbol für den Evangelisten Markus.

Die Reliefs und Fresken bilden die biblischen Themen ab. Auf dem Foto sehen wir die Verkündigung.

Schon das Innere des Doms würde ausreichend sein, zahlreiche Touristen nach Orvieto zu locken.

Allein die wunderschönen Fenster aus Alabaster mit neugotischen Glasmalereien ausgestattet sind nur einige wenige Details, die den Dom zu solch einem erstaunlichen Meisterwerk machen.

Die Orgel wurde im Jahr 1588 fertiggestellt, sie ist ein Werk von Ippolito Scalza. Leider ist die heute in dem Dom zu sehende Orgel nicht das Original. Die Orgel, die sich nun im Dom befindet stammt aus dem Jahr 1974.

Der Dom erstrahlt auch abends in seiner ganzen Pracht und wird zu fortgeschrittener Stunde erneut zum Highlight.

Chiesa di Sant’Andrea

In der Altstadt auf der Piazza della Repubblica befindet sich die kleine Kirche Sant’Andrea, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Im Laufe der Jahre wurde sie immer wieder verändert. Zuletzt wurden sowohl die auf dem Portal befindlichen Skulpturen als auch das Glas in der Rosette erneuert.

Ursprünglich hatte die Kirche im Mittelalter als Ort der Ernennung zweier Päpste eine große Bedeutung. Inzwischen ist der zwölfeckige Glockenturm eher der Anziehungspunkt der Touristen. Die Kirche ist im Inneren schlicht gehalten und war zum Zeitpunkt unserer Italienrundreise frei zugänglich.

Die letzten Stunden in Orvieto

Am nächsten Tag sind wir zum Frühstücken in die Stadt gegangen und haben von der Piazza del Duomo aus den Blick auf diese beiden mittelalterlichen Türme erhaschen können. Im Hintergrund befindet sich der bekannte Torre del Moro und im Vordergrund sehen wir den Torre di Maurizio.

Über den Torre di Maurizio gibt es nicht wirklich etwas zu berichten. Der aus dem 13. Jahrhundert stammende und 40 Meter hohe Torre del Moro hingegen ragt über die Stadt hinaus. Interessant an ihm ist, dass der Eingang zum Treppenhaus nicht leicht zu finden ist. Hierzu muss man zunächst eine Buchhandlung betreten. Sodann heißt es ungefähr 200 Stufen zu erklimmen, um eine Rundumsicht über die Stadt zu bekommen.

Für uns war solch eine Unternehmung vor dem Frühstück zum einen keine Option und zum anderen ging unsere Reise weiter in die ca. 550 km entfernte Stadt Colico am Lago di Como, denn so langsam mussten wir wieder an die Heimreise denken.

Colico

Colico liegt nicht nur direkt am Comer See, sondern auch zu Füßen der wundervollen Pyramide des Monte Legnone (2.609 Meter), dem höchsten Berg am Comer See. Hier hatten wir noch einmal einen zweitägigen Aufenthalt eingeplant.

Zu empfehlen ist in Colico auf jeden Fall ein Bummel entlang der Uferpromenade, an der sich Straßencafés und Restaurant aneinanderreihen.

Mittlerweile hat sich Colico zu einem schönen Urlaubsziel entwickelt. Insbesondere Wassersportler kommen durch die typischen Winde der Gegend auf ihre Kosten, so dass unter Seglern und Windsurfer der Ort schon fast als Geheimtipp gilt.

Darüber hinaus bietet der Ort Sehenswürdigkeiten wie die berühmte Abtei von Piona, die der Bischof Agrippino im 7. Jahrhundert erbauen ließ.

Wir genossen nach diesen interessanten und beeindruckenden Tagen unserer Italienrundreise die Ruhe am See. Danach starteten wir in Richtung Südtirol und setzten unsere Heimreise fort.

Impressionen unserer Heimreise durch Südtirol

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  1. Was für ein schöner Reisebericht. Ich finde die Berichte von Ulrike super. Die sind so lebendig geschrieben, als ob man selber dort gewesen ist. Und es gibt jedes Mal wunderschöne Bilder dazu. Herzlichen Dank liebe Ulrike. Nicht aufhören zu schreiben. Und nicht aufhören zu reisen.

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