Lübeck

Es war wieder einmal Zeit für einen Mutter-Tochter-Urlaub. Die letzte gemeinsame Reise nach Hamburg liegt immerhin schon einige Zeit zurück und so beschlossen wir, unsere sieben Sachen zu packen und machten uns auf den Weg.

Da wir sehr gerne im Norden unterwegs sind haben wir als Ziel Lübeck, die Stadt der sieben Türme, gewählt.

Lübeck gehört zu den schönsten Städten Deutschlands, in deren Altstadt es sehr viel zu entdecken gibt. Sie liegt an der Trave in der norddeutschen Tiefebene. Über die Trave gelangt ihr sehr bequem mit dem Schiff in das ca. 17 Kilometer entfernte Travemünde, dort mündet sie sodann in die Ostsee.

Die auf einer Insel liegende pittoreske Altstadt besticht durch ihre vielen Backsteinbauten. Diese entstanden in einer Zeit, als Lübeck die Hauptstadt der Hanse war. Sie befindet sich auf einem Hügel der eine maximale Höhe von 33 Metern hat.

Die Anreise gestaltete sich problemlos, ein kleinerer Stau bei Hamburg und bald war das Ziel erreicht. Nach dem Einchecken im Hotel hatten wir noch genügend Zeit, ein wenig die Stadt zu erkunden. Das Hotel befindet sich unmittelbar am Holstentor und somit war die Stadt schnell zu erreichen.

Das Holstentor

Herausragend ist das aus Backstein errichtete Holstentor, das Wahrzeichen der Stadt. Im Jahr 1478 war der Bau beendet. Sinn und Zweck des Holstentors war, die auf der Insel gelegene Altstadt abzuschirmen.

„Concordia Domi Foris Pax“ – Eintracht drinnen, Frieden außen

Im Jahr 1863 wurde diese Inschrift angebracht und bedeutet „Eintracht drinnen, Frieden außen“. Des weiteren findet ihr auf der zur Stadt gelegenen Seite die Buchstaben „S.P.Q.L.“. Sie stehen für „Senatus Populusque Lubecencis“, was bedeutet „Senat und Volk von Lübeck“.

Das Holstentor ist nicht das einzige Stadttor, welches erhalten wurde. Hierneben ist auch das Burgtor noch lohnenswert anzusehen. Da das Holstentor einen Teil der Stadtmauer bildete, wurden die Außenwände so angefertigt, dass sie letztendlich eine Dicke von fast 3,50 Meter hatten. Gleich zwei Funktionen hatte das Holstentor inne. Zum einen diente es der Verteidigung und zum anderen der Repräsentation. Und repräsentativ wirkt es auch heute noch.

In jedem der Türme befanden sich seinerzeit ein Geschoss mit drei Geschützkammern. Die Schießscharten sind auch heute noch sehr deutlich zu sehen. Dadurch, dass die Türme enorm abgesackt sind, konnten die Kammern im Erdgeschoss nicht erhalten bleiben. Insgesamt sollen die Türme einen Meter eingesunken sein. Der Grund für das Einsinken liegt darin, dass das Holstentor auf feuchten, morastigen, Untergrund erbaut wurde. Somit konnten die Türme nach einiger Zeit absinken und gerieten in die heutige Schieflage, was auf Fotos sehr gut zu erkennen ist.

Heute beherbergt das Holstentor ein stadtgeschichtliches Museum, in dem ihr etwas über die Entwicklung der Stadt erfahrt aber auch Funde aus der Altstadt ansehen könnt.

Die Gartenanlage ist über eine kleine Treppe zu erreichen, die von zwei Löwen gesäumt wird.

Diese Löwen haben eine kleine Reise hinter sich. Ursprünglich waren es vier Löwen, wodurch Lübeck auch die „Löwenstadt“ genannt wurde. Zunächst befanden sich die beiden Löwen im 19. Jahrhundert vor dem Haus von Christian Daniel Rauch, dieser ließ sie im übrigen auch anfertigen. Der Weinhändler Pflüg nahm sie nach dem Tod von Rauch in seinen Besitz und sie wurden vor dem Hotel „Stadt Hamburg“ aufgestellt. Durch die Zerstörung des Hotels im Zweiten Weltkrieg waren die Löwen kurzzeitig im Lübecker St.-Annen-Museum untergebracht. Seit 1949 ruhen sie auf Sockeln an der Gartenanlage des Holstentors.

Hafenrundfahrt auf der MS „Trave Sun“ mit Heinzi und Sebastian

Am nächsten Tag standen wir pünktlich um 10.00 Uhr an der Untertrave am Anleger der ‚MS Trave Sun‘. Wir wollten Lübeck zunächst aus einer anderen Perspektive erkunden.

Die Sicherheitseinweisung des Kapitäns war etwas seltsam und ließ alle schmunzeln. Zunächst erfuhren wir, dass die Notausgänge überall rund um das Boot waren (das Boot war offen!). Schwimmwesten gab es nicht, die waren in der Werkstatt. Dort sollten sie aufgepumpt werden. Lediglich zwei waren an Bord und diese waren für den Kapitän und den Bootsjungen reserviert.

Nach dieser Einweisung konnten wir uns eine Stunde lang die „Königin der Hanse“ vom Wasser aus ansehen. Wir schipperten durch die Kanäle genau so, wie es früher schon die Seefahrer und auch Kaufmannsleute gemacht haben. Diese befuhren die Kanäle mit ihren Koggen. Hier ein kleiner Überblick einiger Stationen dieser interessanten und sehr informativen Tour.

Stationen der Trave-Rundfahrt

Unser Kapitän Sebastian hat die Fahrt mit interessanten Anekdoten, Informationen zur Geschichte der Stadt und ein wenig Schiffergarn recht kurzweilig gestaltet.

Zu den einzelnen Stationen erfahrt ihr hier mehr:

(1) Lübeck wird auch „Stadt der sieben Türme“ genannt. Nachdem wir den Museumshafen passiert hatten, kamen wir an die Stelle, an der man alle sieben Türme der Stadt sehen kann. Die fünf großen Kirchen (St. Marien, Jakobikirche, der Dom, Petrikirche und die Aegidienkirche) stehen auf sehr engem Raum in der Lübecker Altstadt. Die backsteingotischen Kirchtürme sind fast von überall aus zu sehen und bilden eine schöne Silhouette. Dadurch, dass diese Kirchen auf der Altstadtinsel so nah beieinander stehen, wird der Reichtum der Stadt während der Hansezeit untermauert.

Blick auf die sieben Türme der Stadt

(2)  Hubbrücke

Der richtige Name der beweglichen Hubbrücke ist ‚Marstallbrücke‘. Es gibt mehr als 200 Brücken in Lübeck, die Hubbrücke ist eine davon und sie steht seit 1988 unter Denkmalschutz. Sie ist sowohl für den Autoverkehr, die Eisenbahn als auch für Fußgänger.

Im Rahmen der Errichtung des Elbe-Lübeck-Kanals wurde auch sie gebaut. Sie besteht aus Stahl, die Brückentürme sind im neugotischen Stil errichtet worden. Im Jahr 1900 hat Kaiser Wilhelm II sie eingeweiht. Im Laufe der Jahre mussten hier und da Reparaturen und Erneuerungen durchgeführt werden.

Hubbrücke

(3) Nachdem wir weiter entlang der Trave gefahren sind, drehten wir uns noch einmal um und konnten somit einen Blick auf die Burgbrücke mit der sich dahinter befindlichen Hubbrücke erhaschen.

Burgbrücke mit der Hubbrücke im HIntergrund

(4) Auf der Trave liegen mehrere Boote, die zum Teil als „Hausboote“, Restaurants oder sogar als „Hotels“ benutzt werden.

Impressionen

(5) Die Krähenteich-Wiese befindet sich zwischen dem Krähenteich und der Trave. Man sagt von ihr, dass sie eine der schönste Grün-Oasen der Stadt sei. Du hast von hier aus einen grandiosen Blick auf die Altstadtinsel.

Krähenteich-Wiese

(6) Die Fahrt auf der Kanaltrave bietet euch zahlreiche solch schöner Ausblicke. Eine Kanalfahrt ist auf jeden Fall empfehlenswert.

Impressionen

(7) Domblick von der Trave aus.

Domblick

(8) Bei der Fahrt über die ‚Alte Trave‘ haben wir ein ganz anderes Gesicht der Trave kennengelernt. Viele Kleingärten liegen am Ufer und, bevor wir wieder auf die reguläre Strecke kamen, passierten wir noch einen Yachthafen.

Bevor uns der Kapitän aus dieser wunderschönen Landschaft herausschippert, möchte ich euch mit diesem kleinen Video die Idylle und die herrliche Ruhe vermitteln.

(9) Noch einmal werfen wir einen Blick auf den Dom, dessen Besichtigung für einen der nächsten Tage geplant war.

Domblick

(10) Nun ging es weiter Richtung Anleger und wir konnten die wunderschöne Architektur der Stadt bewundern.

(11) Kurz vor dem Abschluss der Fahrt passierten wir noch die Salzspeicher, die sich in unmittelbarer Nähe zum Holstentor befinden. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert erbaut dienten sie zunächst der Lagerung des aus Lüneburg stammenden Salzes. Bekannt geworden sind die Salzspeicher auch als Drehort für den aus dem Jahre 1922 stammenden deutschen Stummfilmklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau.

Lübecker Marzipanspeicher

Nach der eindrucksvollen Kanalrundfahrt entschlossen wir uns, in den ‚Lübecker Marzipan-Speicher‘ zu gehen. Wir warfen nur einen kurzen Blick in den Laden, denn das zu dem Marzipan-Speicher gehörende Café lockte uns viel mehr.

Ein uriges Café mit einer ebenso urigen Terrasse auf der 1. Etage (!). Das Café befindet sich im Nachbarhaus des Marzipan-Speichers und ihr findet hier eine vielfältige Auswahl an Kuchen.

Im Innenraum befinden sich – wie in Fachwerkhäusern üblich – zahlreiche Balken. Diese besondere Konstruktion stammt aus dem 12. Jahrhundert. Wenn ihr gerne drinnen sitzt, könnt ihr beim Genuss des Kuchen durch die alten Ladeluken einen Blick auf den alten Hafen und das Holstentor werfen.

Café im Lübecker Marzipan-Speicher

Wir haben die Terrasse im Innenhof vorgezogen und hier natürlich die berühmte ‚Lübecker Marzipan-Torte‘ verspeist. Dabei hatten wir einen Blick auf die Türme der St. Marien-Kirche. Schon allein diese ruhige und entspannende Stimmung war ein Highlight unserer Reise. Cafés/Restaurants in Hinterhöfen sollten wir noch einige finden.

Terrasse Café im Lübecker Marzipan-Speicher

Wir hatten die Hoffnung, dass unser Einkauf im Marzipan-Speicher nach dem Genuss der Torte nicht mehr ganz so groß ausfallen würde. Doch weit gefehlt. Die Taschen waren gut gefüllt.

Die Petrikirche

Gestärkt durch die Lübecker Marzipan-Torte ging es weiter zur Petrikirche. Unser Plan war, auf den Kirchturm zu steigen und die wunderschöne Aussicht über die Stadt zu bewundern.

Bis dort oben wollen wir!

Der Turm hat eine Gesamthöhe von 108,22 Meter, die Aussichtsplattform befindet sich in einer Höhe von 50,45 Meter. Wir hatten Glück, denn wir mussten nur wenige Stufen hinaufsteigen. Den Rest konnten wir ganz bequem mit einem Aufzug zurücklegen. Was für uns ältere Damen ganz angenehm war.

Auf dem Weg zum Aufzug

Die Kirche selbst ist mittlerweile leer. Im März 1942 wurde die Kirche durch einen britischen Bombenangriff zerstört. Um 1960 begannen die Wiederherstellungsarbeiten. In der Zeit von 1982 bis 1987 wurde das Kirchenschiff renoviert und ab 1987 wurde St. Petri als Kirche für die ganze Stadt wieder eröffnet, also eine Kirche ohne Gemeinde. Übrig geblieben sind lediglich die Kanzel, die Orgel und der Altar. Man hat sich entschlossen, die Kirche so zu belassen. Ein leerer, lichtdurchfluteter Raum. Auf uns wirkte sie eher kalt und nichtssagend.

Und noch eins hat St. Petri zu bieten, den Überblick über die Stadt. Und diesen wunderschönen Stadtblick haben wir ausgiebig genossen. Schaut selbst …

Lübeck wird nicht umsonst auch als „Stadt der sieben Türme“ bezeichnet. So kam, was kommen musste. Wir haben in den nächsten Tagen noch einige Kirchenbesichtigungen durchgeführt. Nachdem wir uns irgendwann entschlossen haben, den Kirchturm wieder zu verlassen – ihr könnt euch da oben stundenlang aufhalten und die Sicht über die Stadt genießen – schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt und bewunderten die schöne Architektur.

Museumshafen Lübeck

Auf unserer Entdeckungstour durch Lübeck kamen wir natürlich unweigerlich am Ufer der Trave und somit auch am beschaulichen Museumshafen vorbei. Zunächst war uns gar nicht bewusst, dass es sich um einen Museumshafen handelt, dies haben wir erst im nachhinein erfahren. Wir wunderten uns allerdings über die schönen und liebevoll restaurierten Segelschiffe, die wie auf einer Perlenschnur aufgereiht am Ufer festgemacht waren.

Museumshafen

Schön herausgeputzt liegen diese Schmuckstücke im Wasser. Das älteste Segelschiff ist die „Norden“, sie stammt aus dem Jahr 1870. Ich glaube, dass hier jedes Segelschiff seine eigene Geschichte zu erzählen hat und mit ein wenig Schiffergarn wird diese dann recht spannend gestaltet.

Obwohl diese ‚Oldtimer‘ in Lübeck ihren Heimathafen haben, kannst du trotzdem mit ihnen auf einen Abenteuerturn fahren. Denn ab und zu wird der sichere Hafen verlassen und sei es nur, um eine Regatta zu fahren.

Wir konnten uns nicht zu einem Segelturn entschließen, haben alternativ allerdings eine Fahrt mit dem Schiff nach Travemünde geplant. Dazu könnt ihr später in meinem Bericht Lübeck-Travemünde mehr lesen.

Dom zu Lübeck

Neben den Kirchen St. Jakobi, St. Petri, St. Marien und St. Aegidien gehört der Dom, im übrigen eine Evang. Kirche, zum Ensemble der sieben Türme Lübecks. Er befindet sich in einer regelrechten Oase am Rand der südlichen Altstadt, die mit Grünanlagen und dem sich angrenzenden Mühlenteich gesegnet ist. Er ist an der Ostsee nicht nur der erste große kirchliche Backsteinbau sondern mit seiner Länge von ca. 130 Metern auch die längste Backsteinkirche.

Dom

Bevor er im Jahr 1247 geweiht werden konnte, wurde 1173 durch Heinrich der Löwe der Grundstein gelegt. Was zunächst im Jahr 1160 als Kathedrale für das Bistum Lübeck begann, sollte später zur Bischofskirche Johannes dem Täufer und dann als Gemeindekirche dem Hl. Nikolaus geweiht werden

Im Laufe der Jahre musste der Dom oft restauriert werden. Zum einen wegen seiner direkten Lage am Wasser zwischen Obertrave und Mühlenteich und zum anderen wurde er auch durch Stürme beschädigt.

Wir waren erstaunt, wie gut erhalten er auch im Innenbereich war. Sofort fiel uns das Triumphkreuz von Bernt Notke auf. Es beherrscht mit seinen 17 Metern Höhe das Hauptschiff.

Triumphkreuz

Wisst ihr was ein Fünte ist? Das Taufbecken wird in Norddeutschland ‚Fünte‘ genannt, was auch Quelle bzw. Brunnen bedeutet.

Taufbecken von Lorenz Grove

Die Puppenbrücke

Die Puppenbrücke verläuft über den Stadtgraben und wird von den Touristen eher „links liegen gelassen“, da das in der Nähe liegende Holstentor der magische Anziehungspunkt ist.

Im Jahr 1475 wurden die Befestigungsanlagen der Stadt ausgebaut. Somit entstand in wenigen Jahren vor dem Holstentor ein Graben, über den eine vier Meter lange Zugbrücke führte. Da diese Holzbrücken bekanntermaßen nicht für die Ewigkeit sind, hat man sich entschlossen, diese durch eine Steinbrücke zu ersetzen. Diese Steinbrücke sollte nun noch verschönert werden und so entschied der Stadtrat, diese mit acht Statuen und vier Vasen zu bestücken. Aufgrund dieser Figuren wurde sie schon bald als die ‚Puppenbrücke‘ bezeichnet. Ihr offizieller Name ‚Die äußere Holstenbrücke‘ ist schnell in Vergessenheit geraten.

Alle der auf der Brücke dargestellten Figuren haben eine symbolische Bedeutung.

Flussgott „Traves“

Buden und Gassen – die heimliche Schönheit Lübecks

Dies trifft es genau auf den Punkt. Mit fast 90 Gängen, Torwegen, Gassen und Höfen gibt es in der Altstadt wunderschöne, verwinkelte und sehr nett gestaltete touristische Anziehungspunkte. Kurz bezeichnet als ‚Buden und Gassen‘. Mir wurde kurz vor Antritt der Reise dieser Tipp gegeben und ich konnte so gar nichts mit der Bezeichnung „Buden“ anfangen. Im nachhinein muss ich sagen, ein wunderbarer Tipp. Nach der Dombesichtigung waren wir uns einig, ein wenig durch die Nebenstraßen zu laufen. Und genau dort haben wir sie gefunden, einzigartige Gänge und Höfe, die ein Überrest aus dem mittelalterlichen Stadtbau sind.

Wenn ihr in diese Gänge und Höfe eintretet, fühlt ihr euch wie in einer anderen Welt, zurückversetzt in die Zeit der Hanse. Wie und wann sind die Gassen denn nun entstanden? Sie stammen aus der Zeit des erfolgreichen Handels, wodurch die „Königin der Hanse“ sich sehr vergrößerte. Da es innerhalb der Stadtmauern recht schnell sehr eng wurde, hat man kurzerhand Gänge in die Vorderhäuser geschlagen. So konnten die Hinterhöfe bebaut werden, es entstanden die Buden.

Diese in die Hinterhöfe gebauten Häuser waren maximal zweistöckig, die Wohnungen bestanden häufig aus nur einem Zimmer. Es entstand das sog. ‚Gangviertel‘, in denen überwiegend Tagelöhner wohnten. Die Hausbesitzer konnten selbst entscheiden, wie viele Buden sie hinter ihren Wohnhäusern bauen und, wie viele Personen sie dort wohnen ließen.

Mit der Zeit wuchs die Bevölkerung und die sog. ‚Gangviertel‘ mussten ausgebaut werden. So entstanden aus vielen Buden nette, attraktive Häuschen. Dadurch, dass sie recht klein geblieben sind, haben sie fast schon Puppenhaus-Charakter, der der Stadt einen besonderen Charme verleiht.

Wie oben schon erwähnt, haben wir diese Buden und Gassen nur gefunden, weil wir uns dazu entschlossen haben, die üblichen Touristenpfade zu verlassen und durch die Nebenstraßen zu schlendern. Und dann gilt es: Augen auf. Denn manchmal sind sie so versteckt, dass man achtlos an ihnen vorbeiläuft.

Liebevoll gestaltet

Viele dieser Buden und Gassen sind für jedermann zugänglich, nur wenige bleiben den Touristen verschlossen. Es macht Spaß, durch diese zu spazieren und zu sehen, wie liebevoll sie von den Bewohnern gestaltet wurden.

Die Marienkirche

Einer Sage nach soll der Teufel bei der Errichtung der Kirche beteiligt gewesen sein. Allerdings nur deswegen, weil er der Auffassung war, dass es sich um ein Wirtshaus handeln würde. Aus diesem Grund befindet sich in der Nähe des Eingangs der Kirche eine Teufelsstatue.

Teufelsstatue

Der Bau der Marienkirche begann im Jahr 1200. Es sollte eine Bürgerkirche mitten in der Stadt entstehen. Nachdem die Kirche 1251 zur gotischen Kathedrale umgebaut wurde, entstand hier später nach vielen Umbauten eine hochgotische Basilika. Die Höhe des Mittelschiffes beträgt 38,5 Meter, was sehr beeindruckend ist.

Die Marienkirche hatte 11 Glocken, die im südlichen Turm in der Glockenstube in einer Höhe von 60 Metern hingen. Dazu befanden sich weitere sieben Uhrschlagglocken im Dachreiter.

1942, in der Nacht zu Palmsonntag, wurde die Kirche bei einem Luftangriff stark beschädigt. Ein durch den Bombenangriff ausgelöster Brand hat den Turm zerstört, durch einen Luftzug sollen die Glocken, bevor sie hinabstürzten, noch einmal geläutet haben.

Als Mahnmal wurden die beiden zerstörten Glocken, die Sonntagsglocke und die Pulsglocke, in der früheren Schinkel-Kapelle der Kirche platziert.

Überreste der Glocken

Im Chorumgang, der aus dem Jahr 1515 stammt, findet ihr einige Sandsteinreliefs. Aus der Werkstatt von Heinrich Brabender stammend zeigen sie unter anderem Szenen aus der Passionsgeschichte sowie das Letzte Abendmahl und die Fußwaschung.

Sandsteinrelief „Fußwaschung“ von Heinrich Brabender

Das Antwerpener Retabel (Altar) in der Marientidenkapelle stammt aus dem Jahr 1518. Der Kaufmann Johann Bone hat es für die Kapelle gestiftet. Dass dieser schöne Altar während des Zweiten Weltkrieges nicht zerstört wurde, ist dem Umstand zu verdanken, dass er zu diesem Zeitpunkt in der Briefkapelle stand. Dargestellt sind 26 Szenen, die gemalt und geschnitzt wurden. Zu sehen sind hier unter anderem das Marienleben, der Marientod und die Verkündigung, um nur einige zu nennen.

Antwerpener Altar

Die aus den Jahren 1561-1566 stammende astronomische Uhr wurde 1942 vollständig zerstört. Lediglich ein Ziffernblatt des Originals befindet sich im St. Annen-Museum. Die „neue“ astronomische Uhr befindet sich heute in der Totentanzkapelle. Jeden Mittag um zwölf Uhr erklingt ein Glockenspiel.

Das Rathaus

Lübecks Rathaus liegt im Herzen der Altstadt. Es gehört nicht nur zu den interessantesten und auch bekanntesten Bauwerken in Backsteingotik, es ist darüber hinaus auch eins der größten mittelalterlichen Rathäuser. Seine Fassade ist vergleichbar mit der eines Märchenschlosses.

Im Jahr 1250 hat man das Haus an der nordwestlichen Ecke den Gerbern überlassen, welches seither als das ‚Lohhaus‘ bezeichnet wurde. 1872 wurde es schließlich abgerissen.

Um 1572 wurde der Teil des gotischen Laubenvorbaus durch einen Bau im Renaissance-Stil ersetzt, dieser wurde bis heute erhalten. Die Giebel, bestehend aus Sandstein, werden von Granitsäulen getragen.

Du kannst das gotische Rathaus auch von innen besichtigen. Die Highlights hier sind der frühere Gerichtssaal sowie der Audienzsaal.

Besonders begeistert hat uns der wunderschöne Renaissanceerker, der aus dem Jahr 1586 stammt. Heute wird das in ihm befindliche Zimmer häufig genutzt, um Hochzeiten im engsten Familienkreis zu feiern. Wir erfuhren, dass für die Belegung des Erkerzimmers ein beträchtlicher Betrag gezahlt werden muss. Den Erker findet ihr nicht auf dem Marktplatz, sondern in der ‚Breite Straße‘, ein regelrechter Hingucker.

Am letzten Abend unseres Aufenthalts sind wir noch einmal entlang der Trave mit ihren netten kleinen Lokalen flaniert und haben die schönen Tage Revue passieren lassen. Wir sind sicher, dass es noch sehr viel mehr in Lübeck zu sehen gibt. Aber leider neigten sich die wunderschönen Tage unseres Mutter-Tochter-Urlaubs dem Ende zu.

Abendstimmung an der Trave

Auf meinen nächsten Beitrag könnt ihr gespannt sein. In diesem werde ich euch über unseren Ausflug mit dem Schiff von Lübeck nach Travemünde berichten. 

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