Im malerischen Lierbachtal gelegen erkunden wir die frühgotische Klosterruine Allerheiligen, die in einer Höhe von 620 Metern über dem Meeresspiegel oberhalb der bekannten Allerheiligen Wasserfälle liegt.
- Die Gründung des Klosters
- Zerstörung der Klosterkirche
- Was die „Eselslegende“ mit der Gründung des Klosters zu tun hat
- Der Klostergarten
- Mark Twain in Allerheiligen
- Ehrenmal des Schwarzwaldvereins
- Wanderung zu den Allerheiligen Wasserfällen
- Das Gesicht im Stein
Die Gründung des Klosters
Das Kloster wurde in der Zeit von 1191-1196 von Uta von Schauenburg als Prämonstratenser-Propstei gegründet. Sie soll den Klosterbewohnern darüber hinaus fünf Höfe geschenkt haben, damit der Lebensunterhalt gesichert werden konnte. Die Prämonstratenser verwalteten nicht nur das Kloster und die dazugehörigen Höfe, sie betreuten auch die umliegenden Pfarreien.
Ungefähr Ende des 13. Jahrhunderts trafen die ersten Pilger in Allerheiligen ein. Seine Blüte aber erlebte das Kloster im 18. Jahrhundert durch ein anerkanntes Gymnasium.
Leider wurde das Kloster nur bis 1803 geführt. Ab diesem Zeitpunkt standen die Gebäude leer und verfielen teilweise.

Mit der Erschließung der nahe gelegenen Wasserfälle durch Leitern und Treppen erlangte die Klosterruine erneut Beachtung. Im Jahr 1844 setzte sich August von Bayer für den Erhalt der Klosterruine ein.

Zerstörung der Klosterkirche

1804 wurde die Klosterkirche durch einen Blitzeinschlag fast vollständig zerstört. Lediglich Teile des Langhauses, der Sakristei und des Kreuzganges sind bis heute erhalten geblieben.

Die Westfassade und die Seitenkapelle mit Abschluss des nördlichen Querschiffes konnten ebenso erhalten werden. Am südlichen Querschiff ist sogar noch der Anschluss des Klausurgebäudes sichtbar.
In einem kleinen Museum sind die einzelnen Gebäudeteile der Klosteranlage dargestellt und erklärt.
Was die „Eselslegende“ mit der Gründung des Klosters zu tun hat
Wer sich über die Gründung des Klosters informiert, wird immer wieder auf die „Eselslegende“ stoßen.
Nach dieser Legende ist folgendes geschehen:
„Über den Standort des Klosters herrschte Uneinigkeit. So hat Uta von Schauenburg einen Esel ausgeschickt, der mit einem Geldsack beladen war. Zunächst scharrte der Esel am Sohlbeg mit seinen Hufen, was dazu geführt haben soll, dass an dieser Stelle seit dieser Zeit der Eselsbrunnen plätschert. Oberhalb von Allerheiligen hat der Esel den Geldsack abgeworfen.„
Leider war die Stelle undenkbar schlecht, um an dieser ein Kloster zu errichten. Deshalb wurde dort die Kapelle der Tagesheiligen Ursula errichtet. Das Kloster wurde später etwas weiter unten im Talkessel erbaut.
Auch heute noch ist die Klosterruine ein besonderer Tipp für Wanderer und Touristen.
Der Klostergarten
Wer einen typischen Klostergarten mit Kräutern oder Gemüse erwartet, hat Pech gehabt. Normalerweise sind die Klosterbewohner Selbstversorger und pflanzen z.B. Kartoffeln, Gewürzpflanzen, Heilkräuter und vieles mehr an, um den Grundbedarf abzudecken. Dieses wurde bei der Klostergründung auch so betrieben. Im 18. Jahrhundert, mit der Erhebung zur Abtei, wurden neben der Klosteranlage auch die Außenanlagen verändert. Sie erhielten einen barocken Stil.

Die drei Terrassen mit Wasserbecken und kleineren kaskadenartigen Wasserläufen sind Überreste alter Kuranlagen. Diese Anlagen gehörten zu den Gästehäusern des Klosters. Die Wasserbecken waren zudem noch mit Fontänen ausgestattet. Bei unserem Besuch war allerdings nur das obere Becken ausreichend mit Wasser befüllt. Eines der beiden unteren Becken war, wahrscheinlich als Folge des heißen Sommers, fast ausgetrocknet.
Mark Twain in Allerheiligen
In seinem Buch „A Tramp Abroad“ (Bummel durch Europa) berichtet Mark Twain von seiner Reise durch Europa, die er 1878 durchführte. Auch die Landschaft um das Allerheiligen-Kloster hat er dort beschrieben.
„Den ganzen Nachmittag ging es bergauf. Um fünf oder halb sechs erreichten wir den Gipfel und plötzlich teilte sich der dichte Vorhang des Waldes und wir schauten in eine tiefe, schöne Schlucht hinunter mit einem weiten Panorama bewaldeter Berge dahinter, deren Gipfel in der Sonne leuchteten und deren von Lichtungen durchzogene Hänge von violetten Schatten gedämpft wurden. Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“ - Mark Twain in A Tramp Abroad -
Als einer der ersten sah er zusammen mit seinem Freund Joseph Twichell unter anderem auch die Wasserfälle nach deren Erschließung.
Ehrenmal des Schwarzwaldvereins
Unweit der Klosterruine befindet sich das Ehrenmal des Schwarzwaldvereins.

Das Ehrenmal ragt hoch auf einem Hügel über das Tal. 1925 wurde es zunächst zur Erinnerung an die Gefallenen des ersten Weltkrieges erbaut. Mittlerweile ist es allen verstorbenen Mitgliedern des Schwarzwaldvereins gewidmet.
Das Denkmal ist auf einem kurzen Umweg zu erreichen, wenn man von der Klosterruine zu den Wasserfällen unterwegs ist.

Da viele Wanderer des Renchtalsteigs nichts mit dem Denkmal anzufangen wussten, wurde beschlossen, eine Informationstafel in der Nähe anzubringen.

Der Rundtempel wurde aus hellen Natursteinen errichtet, in dessen Mitte sich das überlebensgroße Bildnis eines sitzenden Kriegers befindet. In seinen Händen hält er ein Schwert. Die von dem Freiburger Bildhauer Arnold Rickert erschaffene Figur des Ehrenmals besteht aus Maintäler Muschelkalk.
Am Sockel befindet sich die Inschrift „Wir heißen euch hoffen“, welche als Mahnung zur Bewahrung des Friedens zu verstehen ist.
Darüber hinaus hat man vom Denkmal aus einen wunderschönen Blick auf die Klosterruine.
Wanderung zu den Allerheiligen Wasserfällen
Die Wanderung zu den Allerheiligen-Wasserfällen führt durch eine sagenumwobene und zugleich pittoreske Landschaft. Wenn man es genau nimmt, so sind es ja die Büttensteiner Wasserfälle, jedoch werden sie im Volksmund nur noch als die „Allerheiligen-Wasserfälle“ bezeichnet. Im Jahr 1840 wurden sie erschlossen und Wanderer erreichen sie über Holzbrücken und Treppen, die durch eine tiefe Schlucht führen.
Tipp: Parkplätze gibt es oberhalb bei der Klosterruine als auch unterhalb am Haupteingang zu den Wasserfällen. Beide sind kostenfrei.
Wer die Wanderung am Kloster beginnt macht zunächst einmal Bekanntschaft mit einer der Geschichten des Sagenweges. Erfahre, was Bruder Pauli durch die Wälder treibt.

Bruder Pauli war ein Klostergeistlicher, der es mit den Mönchsgelübden nicht allzu genau nahm und für seine Wildereien Kugeln aus silbernen Kruzifixen goss. Vor Gottes Gericht wurde er dazu verurteilt, in der Umgebung des Klosters Allerheiligen ruhelos als Geist umherzugehen. Hierbei spielt er den Fuhrleuten oft üble Streiche und besonders gern narrt er die Heidelbeersucher.
Die Allerheiligen-Wasserfälle gehören wohl zu den schönsten und auch zu den höchsten des Schwarzwaldes. Romantisch eingebettet von Hundskopf, Schwabenkopf und Schliffkopf bilden sie sich ihren Weg entlang der Felsen.

Das Gesicht im Stein

Nach einiger Zeit trafen wir auf das steinerne Bild, das Gesicht im Stein. Hierzu erzählt man sich, dass ein junger Steinmetz zusammen mit einer Zigeunerin in einer Höhle lebte. Er war sich seines Glückes sicher, doch eines Nachts verließ sie ihn heimlich. Aus Gram band er ein Seil an eine der Tannen, ließ sich an der Steilwand herab und meißelte das Antlitz seiner Geliebten in den Felsen. Danach schnitt er das Seil durch und stürzte in den Tod.
Auf den ersten Blick haben wir das „Gesicht“ nicht finden können, bei genauerem Hinsehen und etwas Phantasie entdeckt man es.

Für die Wanderung entlang der Wasserfälle sind 123 Höhenmeter zu überbrücken. Über sieben Kaskaden stürzt das Wasser ungefähr 90 Meter die steilen Felsen hinab. Je nachdem, wie gut du zu Fuß bist, solltest du eine Stunde für die Wanderung einplanen. Wegen unserer Fotostopps haben wir etwas länger benötigt.

Die Treppen und Wanderwege dürfen nicht verlassen werden, da sich die Wasserfälle in einem Naturschutzgebiet befinden.
Über zahlreiche Stufen geht es bergab. Teilweise sind diese Treppen so angelegt worden, dass sie ein wenig an Serpentinen erinnern. Egal, ob man diese nun bergauf oder bergab läuft, gutes Schuhwerk aber auch vernünftige Kondition ist ein Muss.

Bevor die Wasserfälle im Jahr 1840 entdeckt wurden, ahnte niemand, was für ein schönes Naturschauspiel sich hier verbirgt. Zunächst wurden Holzleitern und Stege angebracht, damit sie zugänglich wurden. Jedoch war das Auf- und Absteigen über die Holzleitern für die Bevölkerung nicht nur anstrengend, sondern auch abenteuerlich. Und so wurden die Wege befestigt und vernünftige Stufen angelegt.

Die Wasserfälle werden auf der östlichen Seite vom Studentenfelsen und auf der westlichen Seite von der Engelskanzel flankiert.
Nachdem wir die zahlreichen Stufen herabgestiegen sind, haben wir letztendlich das untere Becken erreicht. Es war jetzt kein tosender Wasserfall zu sehen, dies war wahrscheinlich dem vorausgegangenen warmen Sommer geschuldet. Dennoch hat sich die Wanderung allein schon wegen der wildromantischen Landschaft gelohnt.

Neben Bruder Pauli treibt auch der Geist des Moospfaff sein Unwesen in den Wäldern um die Wasserfälle. Diese Sage beschreibt, dass der Moospfaff, ein Pfarrer aus Allerheiligen, häufig zwischen den abgelegenen Orten und Gehöften des Schwarzwaldes unterwegs war. Eines Tages wurde er zu einem Sterbenden gerufen. Auf dem Weg dorthin, soll er eine Hostie verloren haben. Der Bauer verstarb ohne die heiligen Sakramente empfangen zu haben und der Moospfaff wurde ebenso, wie Bruder Pauli, bestraft. Seither soll sein Geist auf dem Bergrücken auf der Suche nach der verlorenen Hostie sein.
Der Wald rund um die Wasserfälle, in dem es zahlreiche Sagen von gottlosen Priestern, mutigen Reitern, Engeln und auch Teufeln zu entdecken gibt, gehört zum Nationalpark Schwarzwald. Ein wahres Paradies für Wanderer, die es lieben, auf ihrem Weg von Sagen und Mythen begleitet zu werden.
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