Wir setzten unsere Tour fort, nachdem wir Padua besucht hatten und schauten uns die 78 km entfernte Stadt Ferrara an.
Im 15. und 16. Jahrhundert wurde Ferrara erbaut, in deren Mitte das Castello Estense seinen Platz fand. Auffällig sind die zahlreichen Terrakotta- und Backsteingebäude, die das Stadtbild prägen.
Ferrara ist eine der wenigen Städte Italiens, die im frühen Mittelalter entstanden ist. Sie befindet sich an der östlichen Po-Ebene in der Region Emilia-Romagna.

In der Zeit vom 14. – 16. Jahrhundert erlebte die Stadt ihre wahre Blütezeit unter der Herrschaft der Familie d‘Este. Diese ließ mitten im Zentrum der Altstadt das riesige Castello Estense, eine viertürmige Wasserburg, errichten. Mittlerweile ist das Castello das Wahrzeichen der Stadt. Die Altstadt wird von einer ca. 9 km langen Stadtmauer umzogen, die tatsächlich – zumindest zum Zeitpunkt unserer Reise – noch unbeschädigt war. Dies gilt auch für die Altstadt.
Im wahrsten Sinne des Wortes hat hier die Familie d’Este Spuren hinterlassen. Spuren eines noblen Stils, alter Kultur aber auch enormer Eleganz.

Am 29.09.1385 ordnete der Marchese Nicolò II. an, eine Festung zu errichten. Da dies der Tag des Heiligen Michael war, spricht man häufig vom St. Michael’s Schloss.
Über zwei Eingänge verfügt das Castello Estense, die natürlich mit Zugbrücken versehen sind.
Von den vier Türmen ist einer geöffnet, um Besucher einzulassen, die sich die Stadt von oben anschauen wollen. Wer die Aussicht genießen möchte, muss zunächst den Aufstieg über eine Eisentreppe absolvieren.

Dieses Mal verzichteten wir darauf, den Turm zu besteigen.

Durch einige enge und charakteristische Gässchen gingen wir zur Kathedrale San Giorgio (Basilica Cattedrale Si San Giorgio), eine römisch-katholische Kirche und Mutterkirche der Erzdiözese Ferrara-Comacchio. Die Kathedrale soll das größte religiöse Bauwerk von Ferrara sein.

Die Gotische Loggia über dem Hauptportal wurde im Jahr 1250 errichtet und stellt ein filigranes Schmuckstück dar. In dem mittleren gotischen Bogen wurde die Marienstatue platziert.

Auf dem Piazza del Municipio befindet sich seit dem 13. Jahrhundert der Palazzo Municipale (Volto del Cavallo), das Rathaus.
Der Palazzo Municipale liegt direkt gegenüber der Kathedrale. Sein Haupteingang wird von zwei Statuen flankiert.

Rechts vom Eingang befindet sich Nicolò III. d’Este auf einem Pferd. Ihm gegenüber auf der linken Seite ist sein Sohn Borso dargestellt. Beide Statuen sind Kopien.
Der Turm des Gebäudes wird als Torre della Vittoria bezeichnet. Dieser ersetzt den früheren Turm aus dem 14. Jahrhundert. Er misst eine Höhe von 57 Metern und wurde an der Spitze mit Zinnen versehen.
Das Rathaus wurde im Jahr 1245 mit einer komplett anderen Fassade errichtet und diente zunächst als herzogliche Residenz der mächtigen Familie d’Este. Die Familie lebte dort bis zur Errichtung des massiven Castello Estense, somit wurde der einstige Herzogspalast zu einem städtischen Gebäude.
Wer nach der Stadtbesichtigung noch Zeit zur Verfügung hat, kann einen Ausflug zu der in der Nähe befindlichen Naturoase des Po-Deltas unternehmen.
Für uns ging es weiter nach …
Ravenna – Stadt der Mosaike
Durch die zahlreich erstellten Mosaike ist Ravenna bekannt geworden und so lebt dieses Handwerk in der Stadt weiter. Viele Werkstätten pflegen diese hervorragende Kunst heute noch.
Früher war Ravenna eine Lagunenstadt in der Adria. Dadurch, dass der Po seinen Zufluss in die Adria änderte, verlandete Ravenna, was dazu führte, dass sich die Stadt heute ca. 10 Kilometer von der Adriaküste entfernt befindet. Wie auch Ferrara befindet sie sich in der Region Emilia-Romagna.

Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Ravenna gehört die aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. stammende Basilika San Vitale mit ihren herrlichen Mosaiken. Ursprünglich wurde der Bau der Kirche von dem Bischof Ecclesius im Jahr 526 begonnen und im Jahr 547 vom Hl. Vitalis, dem Stadtpatron von Ravenna, geweiht. Die Basilika befindet sich im nordöstlichen Stadtkern.

Aufgrund ihres achteckigen Grundrisses sowie den zahlreichen wertvollen Mosaiken zählt sie zu den bedeutendsten Kirchenbauten der frühchristlichen Baukunst.

Der Glockenturm der Basilika stammt aus dem 10. Jahrhundert. Nach der Zerstörung während des im Jahr 1688 stattfindenden Erdbebens wurde der Wiederaufbau geplant und durchgeführt.
Die Innenausstattung der Basilika ist grandios.

Auf dem Foto oben ist zu sehen, wie Christus San Vital die Märtyrerkrone reicht.

Mosaik aus der Zeit von 521-547, welches sich auf der Nordlünette des Chores der Basilika befindet. Dargestellt wird Abraham in Mamre, der drei Engeln ein Opfer bringt.

Erstaunlich ist, dass der gesamte Apsis- und Altarbereich noch mit den Originalmosaiken bedeckt ist. In den Laibungen des Triumphbogens sind Christus und die zwölf Apostel zu sehen.
Das Kreuzrippengewölbe ist ausgestattet mit aus Blättern, Früchten und Blumen verzierten Girlanden.

Im Inneren der Kuppel sind Fresken aus dem später 18. Jahrhundert verarbeitet.

Das Mosaik oben auf dem Bild zeigt uns Kaiserin Theodora und ihre Begleiter.
Es ist fast unmöglich, dieses unendlich Schöne mit Worten zu beschreiben. Bei jedem Hinschauen wirken die Mosaike durch den Lichteinfall und die Reflexionen der Farben anders.
Auch das Mausoleum der Galla Placidia ist mit prächtigen Mosaiken ausgestattet, die in blauen und goldenen Farben gehalten sind. Galla Placidia war die Tochter von Theodosius, dem letzten Kaiser des vereinigten Römischen Reiches.

Im unteren Bereich der Kuppel sind vier Mosaike zu sehen. Auf diesen sind neben zwei Männern an einem Brunnen auch zwei Tauben abgebildet. Bei aufmerksamer Betrachtung der Mosaike ist festzustellen, dass die Tauben auf zwei Mosaiken von dem Wasser trinkend dargestellt sind.

Die Statuen auf den beiden Säulen vor dem Palazzo del Comune (auch Palazzo Merlato genannt) stellen auf der linken Seite Sankt Apollinaris und auf der rechten Seite Sankt Vitalis dar.
In der Schlacht von Ravenna im Jahr 1512 wurde das Gebäude durch die Franzosen stark beschädigt. 1681 wurde sodann auf Anregung von Adelsfamilien der erste Teil des heutigen Rathauses errichtet. Dies hatte leider zur Folge, dass ein großer Teil der vorher entstandenen Bauten abgerissen werden musste. Nach und nach wurde das Gebäude erweitert. Auch heute beherbergt das Gebäude wieder das Rathaus.
Die Piazza del Popolo stammt aus dem 13. Jahrhundert und bildet das Zentrum von Ravenna. Während wir es lieben, so viel wie möglich bei unseren Reisen zu sehen und zu erfahren, ist es für uns auch wichtig, einmal innezuhalten und die Schönheit zu genießen. Zahlreiche Bänke auf der Piazza del Popolo laden ein, sich zu setzen und die umliegende Schönheit der Architektur des Platzes zu bestaunen und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.

Die Basilika des Heiligen Apollinaris (Basilica di Sant‘ Apollinare Nuovo) wurde von König Theoderich dem Großen als seine Palastkapelle errichtet. Sie stammt aus dem 6. Jahrhundert und erhält ebenso wie die Basilika San Vitale erstaunlich schöne Mosaike.
Der Turm hat verschiedene Fensteröffnungen. Während sich im unteren Teil normale aber schmale Lichtöffnungen finden, wurden die darüber gelegenen Öffnungen als zweibogige bzw. dreibogige Fenster dargestellt. Je weiter man noch oben schaut, desto größer werden die Öffnungen.
Die Basilika ist 35 Meter lang und 21 Meter breit. Die in ihr befindlichen aus Marmor bestehenden Säulen sind durch Bögen verbunden, die kassettiert sind. Die langen Wände der Basilika stellen Szenen aus dem Leben Christi dar.

Auf dem Bild oben ist die Prozession von 26 Heiligen einschließlich des Heiligen Apollinaris zur Begegnung mit Jesus zu sehen.

Die gegenüberliegende Wand zeigt die Dreikönigsprozession um Maria und das Jesuskind.

Ein weiteres Mosaik stellt den Palast von Theoderich dar.

In diesem Mosaik werden Abel, Abraham und Melchisedek dargestellt. Alle drei bieten Gott Opfer an.

Ein Stuhl aus Elfenbeinpaneelen.

Das Mausoleum von Theoderich hat Kaiser Theoderich 520 n. Chr. als sein eigenes Grab erbaut.
Diese Grabstätte ist wegen ihrer Gestaltung etwas Besonderes. Sie hat insgesamt zehn Seiten. Entgegen der vielen anderen Gebäude in Ravenna wurde sie nicht mit Ziegeln erbaut. Für die Errichtung des aus zwei Stockwerken bestehenden Mausoleums wurden riesige Steinblöcke aus Istrien importiert. Während sich in einer Etage die Grabkammer befand, wurde die andere Etage als Gedenkkapelle hergerichtet. Unklar hierbei ist, welche Etage wofür genutzt wurde.

Der beeindruckendste Teil des Mausoleums ist die riesige monolithische Kuppel, die das ganze Gebäude überdacht. Diese hat einen Durchmesser von zehn Metern und ist insgesamt drei Meter hoch. Man schätzt, dass sie ein Gewicht von weit über 200 Tonnen hat. Die in die Platte eingearbeiteten zwölf Bögen sind sowohl mit den Namen der Apostel als auch der Evangelisten versehen.

Mit dem Besuch des Mausoleums beendeten wir unsere Besichtigung von Ravenna.
Für den nächsten Tag hatten wir etwas ganz Besonderes geplant. Wir besuchten die älteste Republik der Welt, San Marino.
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