Eppingen

Alles hat ein Ende – unser Kurzurlaub im Schloss Döttingen leider auch. Allerdings gestaltete sich der Rückreisetag etwas anders als geplant.

Nach dem Frühstück sollte es gleich losgehen. Wir befanden uns zeitig auf der Autobahn, um die Rückreise ganz entspannt angehen zu lassen. Plötzlich entdeckten wir eines dieser braunen Hinweisschilder, die auf interessante Sehenswürdigkeiten aufmerksam machen und die Reisenden auf die touristischen Highlights der Umgebung hinweisen. Auf diesem wurde die bezaubernde Fachwerkstadt Eppingen angepriesen. Zeit hatten wir mehr als genug und so stand einem Besuch der Stadt nichts im Wege.

Wo liegt Eppingen?

Eppingen befindet sich im Bundesland Baden-Württemberg in der Region Heilbronn-Franken. Die Stadt liegt ungefähr 25 Kilometer westlich von Heilbronn.

Bewegte Geschichte der Stadt

Im Jahr 985 wurde Eppingen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Damals ging das Königsgut Eppingen aufgrund einer Schenkung von Otto III. an den Bischof Hildibald (auch Hildebold) von Worms über. Im 11. Jahrhundert gehörte es zum staufischen Besitz und etwa 1188 wurde es als „burgum“ (befestigter Ort) bezeichnet.

Nachdem Eppingen der Kurpfalz angehörte, wurde sie von Kaiser Friedrich II. verpfändet. Schließlich erlebte die Stadt eine Blütezeit.

Die Stadt wurde größer und musste durch Mauern gesichert werden, was um 1500 geschah.

Im 17. Jahrhundert litt Eppingen aufgrund von Kriegen an Elend und Not. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden ließ die sog. „Eppinger Linien“ errichten, die als Verteidigungslinien dienten und die Stadt entsprechend schützen sollten. Teile dieser Verteidigungslinie sind tatsächlich heute noch im Hardtwald zu finden.

Von 1813 bis 1924 war Eppingen Sitz eines badischen Bezirksamtes und gehörte schließlich ab 1973 zum Regierungspräsidium Stuttgart.  Als ‚Große Kreisstadt‘ wird Eppingen seit 2002 bezeichnet.

Allgemeines

Der kleine Abstecher hat sich im wahrsten Sinne des Wortes gelohnt. Nicht nur, dass die Stadt von zahlreichen Fachwerkhäusern geprägt ist, so war sie auch teilweise aufwendig mit Blumenschmuck dekoriert. Dies lag wohl daran, dass Eppingen als Stadt für die Landesgartenschau ausgewählt wurde. Damit aber nicht genug: Am Tag unseres Besuches fand auch ein Stadtfest statt. Also rein ins Getümmel.

Stadtrundgang mit Blumenschmuck und Feuerwehr

Baumann’sches Haus

Eins der schönsten Fachwerkhäuser ist für uns das Baumann’sche Haus (1582). Hans Ziemer, ein Metzger und Viehhändler hat das Haus erbaut. Das untere Geschoss ist aus massiven Steinquadern erbaut. Deutlich zu sehen ist, dass die Hausecke schräg verläuft. An der Oberkante ist eine Löwenfratze zu erkennen. Interessant an dem Haus ist, dass das zweite Geschoss und auch der Giebel etwas weiter vorgebaut wurden. In der Fachsprache heißt es, dass die Geschosse vorkragen.

An den Ecken ist das Holz mit zahlreichen Schnitzereien versehen. So ist beispielsweise der Eckständer im ersten Obergeschoss mit einem sog. Neidkopf versehen.

Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte. 1914 diente es nach aufwendigen Sanierungsarbeiten als Wohnhaus für die städtischen Beamten. Zwanzig Jahre später wurde es dergestalt umgebaut, dass es als Jugendherberge fungieren konnte. Doch damit nicht genug, denn ab 1944 wurde die Knoll AG nach Eppingen verlegt. Für die dort angestellten Arbeiter wurde eine Unterkunft benötigt und fortan diente das Baumann’sche Haus als Wohnheim für die Arbeiter.

1979 wurde das Haus in großem Stil saniert und schließlich ab 1982 im Untergeschoß eine Gaststätte eröffnet.

Überall in den Straßen haben die Bewohner kleine Ecken mit einer Blumenpracht dekoriert. Einfallsreich sind sie schon.

Alte Universität

Die Alte Universität ist nicht nur Eppingens größtes, sondern auch das höchste Fachwerkhaus. Das Haus ist 22,5 Meter hoch und stammt aus den Jahren 1494/95. Ursprünglich wurde es als Kaufhaus errichtet, was bedeutet, dass im Erdgeschoss die Metzger ihre Ware verkauften. Hierzu muss man wissen, dass Metzger ausschließlich in Fleischhäusern schlachten und verkaufen durften.

Ein Saal im ersten Geschoss wurde nicht nur für Veranstaltungen genutzt, auch durften in diesem Kaufleute ihre Waren zum Verkauf anbieten. Meistens handelte es sich bei diesen Kaufleuten um solche, die aus anderen Städten nach Eppingen kamen.

Mittlerweile beherbergt das Gebäude das Stadt- und Fachwerkmuseum. Neben der Stadtgeschichte ist hier einiges über den Fachwerkbau zu erfahren.

Wenn das Wetter so toll ist, wie bei diesem Kurzurlaub macht es besonders Spaß, alte Fachwerkstädte zu besichtigen.

Ackerbürgerhaus

Mit dem Ackerbürgerhaus besitzt die Stadt Eppingen ein wunderschönes Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert. Heute steht es unter Denkmalschutz. Über dem Rundbogen befindet sich die Jahreszahl der Errichtung des Hauses, 1488. Mit etwas über neun Meter ist das Haus nicht wirklich breit. Auch dieses Haus wurde von seinem Besitzer Johann Philipp Dieffenbacher mit einem Neidkopf versehen. Dies sind Gesichter, häufig auch als Fratzen bezeichnet, die an Hauswänden oder Türen angebracht wurden. Der Neidkopf steht für Hass und Neid und soll das Böse abwehren.

Ein Ackerbürgerhaus ist ein mit einer großen Toreinfahrt versehenes historisches Gebäude, das in Regel am Ortseingang/-ausgang stand.

Eichbrunnen

Umringt von Blumen und Pflanzen entdecken wir den Eichbrunnen. Um den aus Sandstein bestehenden Brunnen wurden zusätzlich Sitzgelegenheiten geschaffen.

An den Seiten des Brunnens sind noch Halterungen zu erkennen. Diese dienten zur Stabilisierung des früheren Brunnendaches. Das Wasser wurde aus dem vor der Stadt liegenden See durch Röhren zum Brunnen geleitet.

Interessant ist, wie der Brunnen zu seinem Namen kam. Auf dem alten Marktplatz wurden seinerzeit die Messgeräte geeicht, so bekam er kurzerhand die Bezeichnung Eichbrunnen.

Pfeifferturm

Hier, im ältesten Baudenkmal von Eppingen, dem Pfeifferturm wurden die bösen Menschen eingesperrt. Mit 22 Metern Höhe wurde er zunächst als Wachturm genutzt. Später, ab 1850, wurde der Turm für ein paar Jahre als Amtsgefängnis genutzt.

Fast unvorstellbar ist, dass die Stärke der Mauern variiert. So soll die Dicke der Wände im obersten Stockwerk tatsächlich nur 60 cm betragen und im untersten Stockwerk zwei Meter.

Der Pfeifferturm war in die Stadtmauer integriert und stand unmittelbar neben dem früheren Stadttor. Jeder, der in die Stadt wollte, musste dieses passieren. Bei genauer Betrachtung ist der Übergang von der Stadtmauer zum Turm noch deutlich erkennbar.

Der Türmer hatte es nicht einfach, zu seiner Wohnung zu kommen. 112 Stufen musste er hierfür bewältigen. Dort oben hatte er die Aufgabe, über die Stadt zu wachen. Heute befindet sich dort statt der Türmerwohnung die Aussichtslaterne.

Im Rahmen des Stadtfestes fand auch ein Fest der Feuerwehr statt. Hierbei wurde nicht nur nach neuen Mitgliedern Ausschau gehalten, sondern auch historische Löschwagen überall in der Stadt ausgestellt. Beim Anblick dieser Gefährte ist es leicht vorstellbar, wie beschwerlich es früher war, ein Feuer zu löschen.

Die kleinen Kinder hatten viel Spaß, denn sie durften auf die Drehleiter steigen und die Feuerwehrautos von innen besichtigen. Bei Bier und Grillgut wurde potenziellen Mitgliedern die Arbeit der Feuerwehr ausführlich dargelegt.

Marktplatz

Vom Pfeifferturm läuft man direkt auf den Marktplatz zu, der von historischen Gebäuden umsäumt ist. Das Rathaus wurde in den Jahren 1823/24 erbaut. Der Mittelrisalit mit seinen Pfeilern und dem Balkon dominiert das Gebäude. Als Risalit wird ein vorspringender Gebäudeteil bezeichnet.

Im Vergleich zu dem profanen Gebäude ist das Rathaustürmchen zierlich ausgefallen. Es wurde 1830 nachträglich aufgesetzt. In ihm befindet sich heute noch eine kleine Glocke aus dem Jahr 1414.

Leiningen’sches Schlössle (rechts)

Ein weiteres stattliches Fachwerkhaus ist auf der Kirchgasse zu bestaunen. Hier befindet sich das Leiningen’sches Schlössle, das aus dem 16. Jahrhundert stammt. Es stand im Eigentum der Herren von Leiningen, einem Grafengeschlecht. Es handelt sich um einen fränkischen Dreiseithof.

Ein Dreiseithof ist ein traditioneller landwirtschaftlicher Hof, der aus drei Gebäuden besteht, die um einen Innenhof angeordnet sind. Diese Art von Hof war früher in ländlichen Gegenden weit verbreitet und diente gleichermaßen als Wohnhaus, Stallungen für Tiere und Lagerräume für landwirtschaftliche Geräte und Vorräte.

Stadtmodell und weitere Sehenswürdigkeiten

Die Stadt Eppingen wurde in einem Bronze-Modell abgebildet. Zu sehen ist dieses Stadtmodell auf dem mittelalterlichen Marktplatz.

Bildquelle: Stadtarchiv Eppingen – © Museum Alte Universität

Auf Rückfrage wurde uns freundlicherweise erlaubt, den Stadtplan in den Bericht aufzunehmen.

Mit dem Erkerhaus auf der Metzgerstraße bietet die Stadt ein interessantes Haus, da an diesem die Erker allesamt etwas weiter herausgebaut wurden, als das Erdgeschoss. Dies diente wohl der Wohnraumerweiterung.

Das Kaufmannshaus in der St. Petergasse stammt aus dem Jahr 1552. Es sticht mit einem schön geschnitzten Hauseingang hervor.

Das Bäckerhaus (1412) befindet sich gegenüber dem Baumann’schen Haus. Über dieses Haus sagt man, dass es das älteste bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau ist.

Rund um Eppingen

Eppingen bezaubert nicht nur durch eine pittoreske Altstadt. Auch die außerordentlich schöne Lage überzeugt Naturliebhaber. So gibt es zahlreiche Wanderrouten durch die Hügel im Kraichgau.


Nach dem Stadtrundgang haben wir uns noch ein wenig in Eppingen aufgehalten und das bunte Treiben rund um das Stadtfest beobachtet. Nachmittags wurde es dann aber doch Zeit, sich auf den Heimweg zu machen, da wir für den restlichen Weg noch ungefähr vier Stunden benötigten.

Unserer Meinung nach ist Eppingen auf jeden Fall einen Besuch wert.

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