Burg Runkel

Burg Runkel, in der gleichnamigen Stadt Runkel an der Lahn gelegen, haben wir mehr oder weniger zufällig während unserer Tour durch Hessen entdeckt.

Runkel befindet sich ungefähr zehn Kilometer von Limburg an der Lahn und ca. 60 Kilometer von Frankfurt. Die Höhenburg ist bereits aus einiger Entfernung zu sehen. Auf einem abfallenden Felsen im wunderschönen Lahntal erheben sich ihre mächtigen Türme. Wir haben noch Zeit genug und schnell ist der Entschluss gefasst: Da müssen wir hin.

Zunächst durchfahren wir das romantische Städtchen Runkel, was wohl schon für sich sehenswert ist. Teilweise sind die Straßen so eng, dass es fast keine Möglichkeit gibt, zu wenden geschweige denn, einem entgegenkommenden Fahrzeug auszuweichen. Wir haben Glück und ergattern direkt vor der Burg einen Parkplatz.

  1. Geschichte der Burg Runkel
  2. Burg Runkel im Familienbesitz
  3. Besichtigung der Burg
  4. Tipps
  5. Lageplan

Geschichte der Burg Runkel

Die Burg hat eine turbulente Geschichte zu erzählen. So begannen 1250 eine derartige Familienfehde, dass Heinrich von Runkel die Burg verlassen musste. Heinrich von Runkel nahm diese „Vertreibung“ zum Anlass, direkt gegenüber eine sog. Trutzburg, die Burg Schadeck, zu errichten. So wurden die Familienstreitigkeiten um Besitz- und Erbansprüche von Burg zu Burg fortgesetzt.

Ungefähr 1634 wurde die Burg von Truppen, deren Anführer der kroatische Graf Isolany war, so zerstört, dass die Kernburg im Gegensatz zur Unterburg nicht wieder aufgebaut wurde.

Friedrich von Wied-Runkel übergab 1692 Maximilian Heinrich von Wied-Runkel, seinem Enkel, die Obere Grafschaft Wied. Von da an war es die Grafschaft Wied-Runkel. 1791 wurde sie schließlich ins Fürstentum erhoben.

Im Jahr 1824 verstarben die Brüder Fürst zu Wied. Da beide keine Nachkommen hatten, endete auch die Familienlinie Wied-Runkel. Somit erhielt der aus der Nebenlinie stammende Wilhelm Hermann Karl Fürst zu Wied nunmehr die Rechte sowohl an der Stadt als auch an der Burg Runkel.

Burg Runkel an der Lahn

Burg Runkel im Familienbesitz

Seit nunmehr über 800 Jahren befindet sich die Burg im Familienbesitz der Familie zu Wied, die eine der ältesten Adelsfamilien in Deutschland ist. Mittlerweile wird sie von Metfried Prinz zu Wied und seiner Ehefrau Felicitas Prinzessin zu Wied (früher Baronin von Pahlen) bewohnt. In ihrem Auftrag wird sie liebevoll gepflegt und wurde damit zu einem wahren Schmuckstück. Auf ihre Art ist sie einzigartig.

Besichtigung der Burg

Burg Runkel an der Lahn

Das Äußere Burgtor befindet sich zwischen zwei Rundtürmen. Später wurde dieses dadurch erweitert, dass im Obergeschoss eine Wohnung eingebaut wurde. Von der Straße aus ist ein Wappen mit den Initialen des Grafen Johann Adolf zu Wied, Herr zu Runkel und Isenburg 1714 zu sehen.

In der Nähe des Burgtors befindet sich auch gleich der Eingang und die Kasse. Wir haben fünf Euro pro Person bezahlt und konnten uns die Zeit auf dem Gelände nehmen, die wir benötigten um möglichst viel zu sehen.

Burg Runkel Fallbrücke
Fallbrücke

Wie zu vielen anderen Burgen, gibt es auch zur Burg Runkel eine Sage.

Danach soll einer der Ritter von Karl dem Großen sich im Jahr 778 dazu entschlossen haben, auf den Felsrücken eine Burg zu errichten. Nun musste natürlich ein Name her. So benannte er sie nach dem Gebiet von Roncesvalles (Roncevaux) in den Pyrenäen, zum Gedenken an den dort stattgefundenen Kampf gegen die Mauren. Aus dem Namen Ronkeval wurde später Runkel.

In Wirklichkeit aber wurde die Burg Runkel zur Absicherung des Lahnübergangs errichtet. Mit den Jahren erfuhr sie mehrfache Renovierungen und Erweiterungen. Im Jahr 1159 wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Burg Runkel Pranger

An einem Pranger wurde im Mittelalter der Strafvollzug durchgeführt. Hier an diesem Schandphal wurden die Verurteilten oft mit Halseisen angekettet. Sodann wurden sie öffentlich zur Schau gestellt und dem Hohn und der Verachtung des Volkes ausgesetzt. Je nach Verurteilung gab es zusätzliche Maßnahmen wie Leibeszucht, Verstümmelung, Landesverweis oder eine Geldstrafe.

Nach Durchschreiten des Tores befinden wir uns direkt in der Anlage. Das zweistöckige Wohnhaus wurde etwas nach hinten versetzt. Metfried Prinz zu Wied, der Bruder von Friedrich Wilhelm Prinz zu Wied, bewohnt hin und wieder die Burg mit seiner Familie.

Die Anlage bietet neben dieser eindrucksvollen Kulisse und den Türmen auch Gänge durch finstere Gewölbe, die die Besucher alleine erkunden dürfen.

Burg Runkel an der Lahn

Nachdem die Unterburg im Dreißigjährigen Krieg zunehmend zerstört wurde, erfolgte im 17. und 18. Jahrhundert der Wiederaufbau. Die Gebäude säumen sich U-förmig an die Oberburg und bilden so einen geschlossenen Innenhof.

Burg Runkel an der Lahn

Die Wohn- und Stallgebäude stammen aus dem Jahr 1701. Die Wände des Erdgeschosses bestehen aus Bruchsteinmauerwerk, die weiteren Geschosse sind aus geschiefertem Fachwerk. Dies ist leider wegen des starken Weinrankenbewuchses nicht wirklich zu erkennen. Das Dach wurde mit einem achteckigen Turm, dem sog. Treppenturm, erweitert.

Der aus drei Stockwerken bestehende Speicher des Hauses wurde seinerzeit zur Lagerung des Korns verwendet.

Heute steht das Gebäude ausschließlich unter privater Nutzung.

Burg Runkel an der Lahn

Dieser schmale Durchgang ist gleichzeitig auch die Durchfahrt zum inneren Hof. Beim Durchlaufen des Ganges sind an der gegenüberliegenden Wand Wappen zu erkennen. Links sind die Wappen Wied-Runkel und rechts die Wappen Eberstein-Naugard dargestellt. Sie stammen ungefähr aus dem Jahr 1652.

Burg Runkel an der Lahn

Der nach dem 30-jährigen Krieg erbaute Brunnenerker befindet sich im unteren Teil dieses Turms.

Burg Runkel an der Lahn Wasserstelle

Da der Brunnen eine Tiefe von 22 Metern hat, reicht er bis zur Grundwassersohle (dem Lahnspiegel). Beim Anblick der Pumpe kann man sich vorstellen, wie mühselig es war, das Wasser aus dem Brunnen zu pumpen.

Burg Runkel Wagnerei

Hier befinden wir uns in der Wagnerei. Neben der Fertigung von Wagen wurden in ihr auch landwirtschaftliche Geräte hergestellt. Natürlich wurden die Wagen in der Wagnerei nicht nur hergestellt, sondern auch gewartet und in Ordnung gehalten.

Burg Runkel Schmiede

Interessant ist auch die Schmiede. Hier waren neben der Pferdeschmiede auch alle anderen Gewerke aus Metall untergebracht. Fast unvorstellbar, wie in solch einem kleinen Raum ein derartiges Handwerk betrieben wurde.

Burg Runkel an der Lahn

Die weitere Besichtigung führt uns durch das Hauptwohngebäude, in dem Büsten von Kaiser-Friedrich III. (links) und Kaiser Wilhelm I. (rechts) ausgestellt waren. Unter dem Gebäude befinden sich Schutzgänge, die zum Brunnen führen.

Burg Runkel Innenbesichtigung
Burg Runkel an der Lahn
Burg Runkel an der Lahn

Vom Hauptwohngebäude gelangen wir direkt in die Waffenkammer.

Burg Runkel an der Lahn
Burg Runkel an der Lahn Rüstungen

Jedem Fan historischer Waffenkammern geht das Herz auf wenn er sieht, wie gepflegt die einzelnen Gegenstände auf Burg Runkel sind.

Allerdings sind in der Waffenkammer nicht nur Waffen zur Verteidigung zu sehen. Auch Waffen, die zur Jagd benötigt wurden, sind hier ausgestellt.

Nach der Besichtigung der Waffenkammer geht es weiter über einen Wehrgang.

Burg Runkel an der Lahn Lichtspiel

Von diesem erhaschen wir einen Blick in den Innenhof. Allein dieser Ausblick macht deutlich, wie geschützt die Anlage gegen mögliche Angreifer war. Alle Gebäudeteile wurden fest aneinandergereiht und der Zugang zum Innenhof nur durch den schmalen Gang im gotischen Mittelbau möglich. Durch die Sonneneinstrahlung ist eine Spiegelung entstanden, die sich über den unteren Teil des Fotos zieht. Oder war es vielleicht doch der Burggeist? 👻

Burg Runkel an der Lahn

Der Weinkeller ist ein wichtiger Bestandteil einer Burg. In diesem wurde im Mittelalter der, so sagt man, begehrte „Runkeler Rothen“ hergestellt. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass man in Zeiten des Notstandes eher Wasser benötigt, wurde hier aber eines Besseren belehrt. Die Bevölkerung benötigte den Wein in Notzeiten als wesentlichen Bestandteil der Versorgung! Gerade auch in Zeiten von Belagerungen war der Wein sehr wichtig.

Hieran schließen sich die Lagerungsräume von Lebensmitteln und Aufbewahrungsstätte von Kriegsgeräten an. Alles sicher untergebracht in Tonnengewölben.

Natürlich darf auf einer Burg eine Folterkammer nicht fehlen. Burg Runkel besaß deshalb eine, da auf der Burg auch Recht gesprochen wurde. Dies natürlich auch bei den Hexenprozessen in den Jahren 1649-1652. Nach einer schriftlichen Niederlegung wurde die Folterkammer auf Burg Runkel letztmalig im Jahr 1765 genutzt.

Burg Runkel an der Lahn

Nach diesem interessanten Rundgang folgt aber noch das Beste, der Aufstieg zum Bergfried, der auf dem Felsenkegel errichtet wurde, der das Fundament der Burg bildet.

Burg Runkel an der Lahn Außenanlage am Bergfried

Hier ist noch ein Teil des früheren Hauptwohngebäudes zu sehen. Dieses wurde durch einen Brand 1634 völlig zerstört.

Darüber hinaus haben wir von oben einen wunderschönen Blick auf die Lahnbrücke.

Burg Runkel an der Lahn

Diese wurde 1448 errichtet und besteht aus vier Segmentbögen. Unter einem von ihnen verläuft ein Wehr. Die Lahnbrücke in Runkel ist eine der ältesten Brücken an der Lahn, die fast noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten ist.

Burg Runkel Blick auf die Lahn

Richtet man den Blick ein wenig nach rechts zur Seite, bietet sich ein weiterer wunderschöner Ausblick.

Tipps

Am Eingang zur Burg bekommt jeder Besucher ein Faltblatt ausgehändigt, auf dem alle Stationen verzeichnet sind, die zur Besichtigung freigegeben sind. So besteht die Möglichkeit, sich in aller Ruhe auf Entdeckungsreise zu begeben. Taucht ein in die Spuren der Vergangenheit von Burg Runkel.

Um einen schönen Blick auf die Burg ergattern zu können, empfiehlt sich eine Kanutour auf der Lahn.

Burg Runkel an der Lahn Laterne

Lageplan

Burg Runkel Geländeplan

Einen kompletten Überblick über die Anlage von Burg Runkel bietet der Lageplan. Diesen dürfen wir mit freundlicher Genehmigung von Ralph u. Sabine Gorenflo DJV, Weilburg TV, in diesem Beitrag veröffentlichen.


Bei der Burg Runkel handelt es sich um Privatbesitz. Wenn jeder die Privatsphäre der Bewohner und auch Verbotsschilder beachtet, wird die Burg sicherlich noch lange ihre Tore für Besucher öffnen.


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