Charmant ist eine von vielen Beschreibungen, die auf Horb am Neckar zutreffen. Während unseres Schwarzwaldurlaubs besuchten wir das am malerischen Ufer des Flusses Neckar gelegene Städtchen.
Gut erhaltene Fachwerkhäuser säumen neben interessanten historischen Gebäuden die Gassen.
- Wo liegt Horb am Neckar?
- Kurzer Einblick in die Geschichte der Stadt
- Sehenswürdigkeiten
- Unsere Meinung zu Horb am Neckar
Wo liegt Horb am Neckar?
Die Stadt liegt eingebettet zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb am Ufer des Oberen Neckars. Sie gehört zum Landkreis Freudenstadt in Baden-Württemberg. Bis Freudenstadt sind es nur etwas mehr als 25 Kilometer.
Genaugenommen befindet sich Horb am Neckar am östlichen Rand des Schwarzwaldes, ungefähr 50 Kilometer südlich von Stuttgart.
In der Nähe der Altstadt gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten.
Kurzer Einblick in die Geschichte der Stadt
1090 wurde Horb am Neckar erstmals urkundlich erwähnt. Der Grund, warum sich die Stadt oberhalb des Flusses befindet, liegt darin, dass es in Flussnähe nur sumpfiges Gebiet gab und eine Bebauung nicht möglich war.
Seit 1228 wurde Horb als Stadt bezeichnet, die immer mehr aufblühte. Handwerker siedelten sich zusätzlich zu Webereien und Kunstwerkstätten an. Im 13. Jahrhundert wurde neben drei Klöstern für Frauen ein Spital gegründet.
1381 fällt Horb am Neckar an das Haus Österreich, dies als Teil der Grafschaft Hohenberg.
In den Jahren 1556 und 1725 erlitt Horb a.N. durch Brände großen Schaden, jedoch wurde die Stadt wieder errichtet.
Zum Königreich Württemberg gehörend wurde die Stadt ab 18.06. 1981 zur großen Kreisstadt.
Sehenswürdigkeiten
Die Altstadt von Horb ist sehr gut erhalten geblieben. Überall findet man tolle Fotomotive mit wunderschönen Stadtsilhouetten. Bei unserem Stadtrundgang durch die verwinkelten Gassen und über zahlreiche „Horber Stäpfele“ erlebten wir eine spannende Zeitreise. Einige Tore und Türme stehen als Zeugen der mittelalterlichen Geschichte.
Horber Stäpfele ist eine Bezeichnung für die vielen Treppen, die sich in der Stadt befinden.
Unser Rundgang durch Horb begann mit den beeindruckenden Häusern am Unteren Marktplatz.
Unterer Marktplatz mit Platzbrunnen
Im unteren Teil der Altstadt säumen zahlreiche Fachwerkhäuser den Unteren Markt.
1482 fand der Platzbrunnen erstmals Erwähnung. Da dieser im Zweiten Weltkrieg extrem beschädigt wurde, kann hier heute nur noch eine Replik bewundert werden. Diese stammt aus dem Jahr 1960.
Die Figur auf der Säule des Brunnens stellt Erzherzog Ferdinand II. von Österreich-Tirol dar.
Gleich neben dem Brunnen befindet sich ein wunderschönes Fachwerkhaus. In diesem befand sich früher das Kornhaus.
Nachdem das Haus 1725 durch einen Brand zerstört wurde, diente es mit seinen Räumlichkeiten nach dem Wiederaufbau einer Schule.
Vom Unteren Markt ging es weiter zum eigentlichen Marktplatz. Ab hier wirst du bei einem Stadtrundgang durch Horb mit beeindruckenden Häusern überrascht.
Rat- und Wachthaus am Marktplatz
Beide Gebäude bestechen durch eine einmalige Bemalung (1925/27), die sie zu besonderen Schmuckstücken der Stadt machen.
Links neben dem Rathaus befindet sich das Wachthaus (1860), in dem nicht nur die Nachtwächter ihre Unterkunft hatten. Auch beherbergte es Arrestzellen.
Das Rathaus wurde nach dem verheerenden Brand (1725) neu aufgebaut. Allerdings wurde es erst vierzig Jahre später durch die Ergänzung des obersten Stockwerkes fertiggestellt.
Der heimische Bildhauer Wilhelm Klink verzierte die beiden Häuser so schön, dass das Werk den Namen „Horber Bilderbuch“ trägt. Die Fassaden spiegeln in den wunderschönen Kunstwerken einen Teil der Stadtgeschichte wider.
An diesen Werken hat Klink in der Zeit von 1925 bis 1927 gearbeitet. Eine grandiose Leistung!
Beide Häuser stehen unter Denkmalschutz.
„Städt und Städtle git’s viel am Neckar, Donau und Rheine, aber so hoch und schö bucklich wie ons’re ischt keine!“
Dieser Spruch ziert die Fassade des Rathauses. Durch ihn wird jedem Leser kurz und knapp erklärt, dass ein Gang durch die Stadt über viele „Stäpfele“ führt.
Geßlersches Amtshaus
Obervogt Johann Josef Geßler erwarb das Haus 1745 und nutzte es sowohl als Wohn- und Amtssitz.
Nach dem Großbrand in Horb a.N. setzte er sich sehr für den Wiederaufbau der Stadt ein, wodurch er mit einer besonderen Ehre belohnt wurde. 1726 verlieh ihm Kaiser Karl VI. das Prädikat „von Braunegg“.
Sein aufwendiges barockes Wappen ließ Johann Josef Geßler von Braunegg über dem Eingangsportal anbringen. Dieses stand ihm seit der Erhebung in den ritterlichen Adelsstand zu.
Amtsgericht
Das Amtsgericht in Horb am Neckar ist ein ziemlich schräges Gebäude.
So, wie es heute zu besichtigen ist, wurde es 1824 durch das königliche Kameralamt erbaut. Da wir offensichtlich an einem sitzungsfreien Tag vor Ort waren, waren die Türen verschlossen, so dass wir keinen Blick in die Gerichtssäle werfen konnten.
Stiftskirche
Ein absolutes Highlight ist die Stiftskirche. Die älteste Kirche befindet sich auf dem höchsten Punkt und ragt majestätische über die Horber Altstadt. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt.
Um die Stiftskirche (13. Jahrhundert) zu erreichen, müssen einige Treppenstufen überwunden werden. Doch der Weg lohnt sich schon allein wegen der sagenhaften Aussicht.
Auf der Ostwand ist ein Bildnis des Hl. Christopherus mit dem Jesuskind dargestellt.
Ursprünglich befand sich an dieser Stelle der von Graf Rudolf III. von Hohenberg errichtete Chorherrenstift.
Ständig wurde die über der Stadt thronende und im gotischen Stil errichtete Kirche weiter ausgebaut.
Den barocken Stil erhielt die Kirche durch den Wiederaufbau in den Jahren 1728-1755, da auch sie während des Großbrandes (1725) völlig ausbrannte.
Der König von Württemberg beschloss 1806, das Chorherrenstift aufzuheben.
Selbstverständlich gehörte auch eine Besichtigung der Kirche zu unserer Stadtbesichtigung. Der Innenraum ist sehr beeindruckend.
Der Schurkenturm
Direkt hinter der Kirche befindet sich der Schurkenturm.
Als Stadtturm vervollständigte er einst die Stadtmauer. So war gewährleistet, dass der Bereich um den Schütteberg einen noch besseren Schutz hatte.
Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Stadtturm diente später als Gefängnis, was ihm die Bezeichnung „Schurkenturm“ einbrachte. 1822 wurden in dem Turm vier Gefängniszellen „eingerichtet“. Auch der Gefängniswärter hatte sein Quartier im Turm.
Bis zu diesem Zeitpunkt war der Turm mit einem Walmdach versehen. Nach dessen Abriss erhielt er das bis heute erhaltene Dach.
Vom Schurkenturm gelangst du in den Burggarten, der einen schönen Blick ins Neckartal bietet.
Im Rahmen einer Stadtführung hast du die Möglichkeit, auch den Schurkenturm zu besichtigen.
Über die Marktsteige zum Haus ‚Hoher Giebel‘
Über die Marktsteige ging es hinab in die Unterstadt. Ein Weg über Schotter und Kopfsteinpflaster.
Wir waren froh, den Weg von oben nach unten gewählt zu haben, denn die Marktsteige führt ziemlich steil entlang der Sommerhalde nach oben Richtung Altstadt.
Am unteren Ende der Marktsteige befindet sich das aus dem 17. Jahrhundert stammende Handelshaus der Familie Garb, welches auch ‘Hoher Giebel‘ genannt wird.
Oberhalb des Hauseingangs wurde ein Wappen der Herren von Ow (schwäbisches Adelsgeschlecht) angebracht.
Das Gebäude wurde von der Stadt, die es zwischenzeitlich erworben hat, aufwendig saniert. Mittlerweile beherbergt das Gebäude die Städt. Jugendmusikschule.
Das Haus Hoher Giebel (zeitweise auch Raissche Haus genannt) ist 25 Meter hoch.
Der Luziferturm
Wer in Horb am Neckar durch die engen Gassen läuft, befindet sich auf einer interessanten Entdeckungsreise. So ging es uns mit dem Luziferturm.
Der Luziferturm ist eigentlich das „Ihlinger Tor“, ein früheres Tor in der alten Stadtmauer, durch das man Einlass in die Stadt bekam.
Der Name sagt wohl schon alles über den Turm aus. Auch in Horb gab es offensichtlich Hexen, denn im Luziferturm saßen Frauen ein, die der Hexerei beschuldigt wurden. Sie wurden in die sog. ‘Ruebkammer‘ eingeschlossen.
Da sich in dem Turm heute ein Restaurant befindet, dürfte der Aufenthalt dort mittlerweile sehr viel entspannter sein.
Stubensches Schlößchen
Ein weiteres Highlight der Stadt ist neben dem Luziferturm das „Stubensches Schlößchen„.
Das Haus wurde 1519 auf der Stadtmauer errichtet. Und zwar auf dem Teil, der vom Schurkentum entlang der Schlosshalde bis zum Mühlkanal hinunter verlief.
Maria von Stuben war die damalige Besitzerin.
Die Familie Geßler, eine Tuchhändlerfamilie richtete 1760 neben einer Seidenmanufaktur auch eine Färberei in dem Gebäude ein.
Ausgestattet ist es mit einem Arkadenhof, von dem man zu einigen Wohnungen gelangt. Diese wurden im Rahmen einer Sanierung (1984) dort erstellt.
Auf den ersten Blick ein ganz normales Wohnhaus.
Doch nachdem wir den Weg seitlich am Haus entlang gefolgt sind, gab es eine Überraschung.
Von einem kleinen Steg aus bekommt man die ganze Pracht des Gebäudes zu sehen. Schön am Wasser gelegen genießen die Bewohner einen tollen Blick ins Grüne.
Der Mühlkanal und Klein Venedig
In der Annahme, alles Sehenswerte der Stadt gesehen zu haben, schlenderten wir noch ein wenig am Mühlkanal entlang. Dieser ist ein Zweig des Neckars und verläuft durch die Altstadt.
Doch weit gefehlt, wir entdeckten noch Einiges mehr.
Dieses Haus ist mit einer Wehranlage ausgestattet. Das Wasserkraftwerk Flößerwasen ist seit über einem Jahrhundert im Dienst.
Einige Meter hinter dem Wasserkraftwerk verbindet sich der Mühlkanal wieder mit dem Neckar zu einem Fluss. Heute erinnern leider nur noch einige Hinweistafeln daran, dass sich einst in und um Horb herum insgesamt 17 Mühlen befanden. Deren Mühlräder wurden durch das Wasser in Bewegung gehalten.
Insbesondere die Tuchmacher und Weber verrichteten ihre Arbeit in den Mühlen.
In diesem Gebäude befindet sich das älteste Horber Wasserkraftwerk.
Hinter dem Wasserwerk entdeckten wir dann auch das Horber Klein Venedig. Jetzt wirst du dich sicherlich fragen, Klein Venedig in Horb am Neckar? Und wie viele gibt es davon denn noch? Ich kann dir verraten, dass es zahlreiche Stadtviertel in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern gibt, die als Klein Venedig bezeichnet werden. Einige haben wir auf unseren zahlreichen Reisen besichtigen können.
Die den Mühlkanal säumenden Häuser bieten einen malerischen Anblick. Dieses romantische Viertel wird wegen des Flusslaufes und den Brücken häufig als „Klein Venedig“ bezeichnet.
Vor dem Betonbau mit den ausladenden Balkonen befindet sich das Stadttor (Wassertor) aus dem 15. Jahrhundert. Es ist als einziges von allen drei Wehranlagen erhalten geblieben.
Auf dem Flößersteg erhaschen wir noch einen wunderschönen Blick auf die Stadt, den wir dir nicht vorenthalten wollen.
Unsere Meinung zu Horb am Neckar
Die Stadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Der Rundgang durch die historische Altstadt lädt ein, viel über die mehr als 900 Jahre alte Geschichte erfahren. Eine Geschichte, die zahlreiche Spuren hinterlassen hat.
Liebhaber von Städten mit zahlreichen Fachwerkhäusern kommen in Horb am Neckar auf ihre Kosten und erleben ein ganz besonderes Abenteuer.
Bei einer Besichtigung der Stadt solltest du unbedingt an gutes Schuhwerk denken, damit du ohne Probleme die vielen „Stäpfele“ überwinden kannst.
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