Mit dem Bus fahren wir heute von Heraklion ins ca. 51 km entfernte Gortys, von den Griechen auch Gortyn oder Gortyna genannt.
Wir fahren zunächst, nachdem wir Heraklion verlassen haben, an großflächigen Plantagen mit Ölbäumen vorbei. Nachdem wir einige Dörfer passierten, wurde zwischendurch die Landschaft schon etwas karger. Ungefähr 90 Minuten später haben wir Gortys erreicht. Den restlichen Weg bis zur Ausgrabungsstätte legen wir zu Fuß zurück.

Gortys ist eine ehemalige antike Stadt in der Messara-Ebene, in der bereits Apostel Paulus predigte.
1884 begannen in Gortys die ersten Ausgrabungen, wobei man zu der Feststellung gelangte, dass Gortys bereits in der Jungsteinzeit bewohnt sein musste.
Hier fand man die „Große Inschrift“ (ältester Gesetzescodex von Europa), einen von Paulus in Stein gemeißelten Gesetzestext. Er soll aus ca. 17.000 Zeichen bestehen. Auf unsere Frage, was der Text alles beinhalten würde, wird uns mitgeteilt, dass es sich neben Familienrecht auch um Erbrecht und Strafrecht handele. Allerdings sollen die Einwohner sich nicht sehr viel daraus gemacht haben. Für sie war es vielmehr Zierde, einfach nur eine Verzierung der Steine.

Neben dem ältesten Gesetzestext gehört das Odeon zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Ausgrabungsstätte. Gleich nachdem wir den Eingang passiert haben, erreichen wir die Titus-Basilika, die im 6. Jahrhundert zum Gedenken an den Heiligen Titus erbaut wurde.
Dieser war ein Schüler des Apostel Paulus und wurde zum ersten Bischof auf Kreta ernannt. Wir laufen weiter zum Odeon, einem Rundbau aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., der das Theater darstellt. Sämtliche Aufführungen fanden hier statt. Die Bühne ist mit Statuen geschmückt. Auf Kreta ist dieses Odeon das größte.
Wie oben bereits beschrieben wurde Gortys schon in der Jungsteinzeit bewohnt. Heute sieht man hier allerdings fast nur noch Ruinen aus der römischen Zeit. Wir finden, dass diese für ein solch hohes Alter noch recht gut erhalten sind.
Die Ausgrabungsstätte ist recht überschaubar und wir machen uns auf den Weg in das 33 km entfernte Matala. Wir lassen die Messara-Ebene hinter uns und erreichen schon bald die Südküste der Insel. Wir kommen um die Mittagszeit in dem kleinen Dorf Matala an und haben hier genug Zeit für ein typisches griechisches Mittagessen und etwas Entspannung.
Der griechischen Sage nach ist Zeus in Form eines Stiers mit der Prinzessin Europa, die er entführt hatte, hier in Matala an Land gegangen. Danach soll er sich in einen Adler verwandelt und die Prinzessin nach Gortys verbracht haben.
Matala ist durch die Felsenhöhlen bekannt geworden. Eine Vielzahl von Wohnhöhlen wurden an der Bucht in das weiche und überaus poröse Gestein geschlagen. Später, in der Zeit der römischen Besetzung wurden diese allerdings nicht mehr als Wohnhöhlen, sondern als Grabstätten genutzt.
Danach wurden diese Wohnhöhlen in den 60iger Jahren von Hippies entdeckt und wieder zu Wohnzwecken genutzt. Ob die Hippies wohl wussten, dass die Höhlen zwischenzeitlich als Grabstätten dienten? In den Höhlen haben unter anderem auch sehr viele Kriegsdienstverweigerer aus den USA gelebt. Sie haben sich geweigert, am Vietnamkrieg teilzunehmen und hier in Matala Unterschlupf gesucht.
Mittlerweile stehen die Höhlen unter Denkmalschutz, können aber besichtigt werden.
Der vor den Felsen mit den Höhlen befindliche Strand ist leider nur über einen sehr steilen Weg zu erreichen. Hierdurch ist er aber auch nicht so überlaufen.

Von Matala aus fahren wir nach Spili. Hier wollen wir den Rest des Tages verbringen, bevor wir nach Rethymnon ins Hotel gebracht werden.
Wir müssen ungefähr 52 km fahren, was Gott sei Dank nicht all zu weit ist und wir noch Gelegenheit haben, uns in Spili umzusehen. So war zumindest der Plan. Allerdings gab es unterwegs immer wieder Gründe anzuhalten, um die wunderschöne Landschaft der Insel zu bewundern.
Zunächst fahren wir ins Landesinnere Richtung Sivas. Von hier aus geht es sodann durch das Gebirge weiter, bis wir schließlich nach fast zwei Stunden das kleine Bergdorf Spili erreichen. Von weitem sehen wir bereits das bekannte, auf einem Hügel erbaute, Raphael-Kloster.

Erbaut wurde es Anfang der 1990er Jahre auf dem Hügel des Sitzes der Diözese von Lambi, Sivritos und Sfakia. Die große Klosterkirche, auch häufig als Haupttempel bezeichnet, wurde den Märtyrern Hl. Raphael, Irini und Nikolaos gewidmet. Darüber hinaus sind in der Klosteranlage die Kapellen von Johannes des Täufers, Johannes des Einsiedlers, dem Hl. Irinaeus und zuletzt auch des Erzengels Michael zu finden.
Spili ist ein kleines, beschauliches Bergdorf. Wer hier einmal durchfährt, sollte auf jeden Fall einen Stopp einlegen und sich das Dorf anschauen.
Neben dem Kloster ist der aus dem 16. Jahrhundert stammende Löwenkopfbrunnen sicherlich die bekannteste Sehenswürdigkeit. Von den Reiseleitern wird er häufig nur als „Brunnen von Spili“ bezeichnet, da er für sie offensichtlich nichts Aufregendes ist. Dieser Brunnen jedoch ist anders, nicht rund, sondern länglich. Er besteht aus 25 Löwenköpfen, aus denen Wasser fließt, welches aus einer sich über der Stadt befindlichen Quelle stammt.

Natürlich fehlt es auch nicht an vielen kleinen Geschäften, in denen unter anderem verschiedene landestypische Gewürze und Öle erworben werden können. Auf jeden Fall solltet ihr beim Besuch des Dorfes den ortsansässigen Bäcker aufsuchen. Dieser überrascht mit Tiropita und Bougatsa, herzhaften und süßen griechischen Spezialitäten.
Nach unserem Bummel durch Spili werden wir bereits von unserem Tourguide erwartet und treten die Weiterfahrt nach Rethymnon, heute Rethymno genannt, an. Hierüber erfahrt ihr im nächsten Bericht mehr.
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