Das heutige Schloss Lichtenstein ist mittlerweile ein beliebter Ausflugsort in der Schwäbischen Alb. Hoch über dem Ort Honau thront das romantische „Märchenschloss Württembergs“.
Nach der Zerstörung der in unmittelbarer Nähe befindlichen Burg Alt-Lichtenstein, wurde 1930 die Burg Lichtenstein an der Stelle des jetzigen Schlosses errichtet. Die Ruine Alt-Lichtenstein wurde aufgegeben.
Diese Burg soll allen Angriffen widerstanden haben. Im Jahr 1802, nachdem die Burg stark verfallen war, errichtete man auf ihren Grundmauern ein Forsthaus. Dieses nutzte der König von Württemberg als sein Jagdschloss.
1840 kaufte Wilhelm Graf von Württemberg, der spätere Herzog von Urach, das Forsthaus. Durch den Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff ließ er sich inspirieren und wollte ein neues Schloss an dieser Stelle errichten lassen. So ließ er das Forsthaus bis auf die Grundmauern abreißen und erfüllte sich seinen Wunsch, indem er eine neue Schlossanlage bauen ließ. Es entstand das Schloss Lichtenstein.

Das Schloss befindet sich auf einer steilen Felsformation am Albtrauf der Schwäbischen Alb in 817 Metern Höhe. Von dieser schönen Lage haben die Besucher einmalige Ausblicke auf die unten liegenden Orte Honau und Lichtenstein, aber auch ins Echaztal und über die Schwäbische Alb.

Die Schlossanlage

Das Schloss stammt aus der Zeit 1840-1842 und wurde im neugotischen Stil erbaut. Es befindet sich auf einem frei stehenden Felssporn. Um zu dem Schloss zu gelangen wurde früher eine Zugbrücke genutzt. Im Jahr 1920 wurde diese durch eine feste Brücke ersetzt. Die Schlossanlage ist auf der Westseite durch das Haupttor zu betreten. Hier befindet sich auch die Kasse. Es können Karten nur für die äußere Besichtigung der Anlage gekauft werden, aber auch für die Innenbesichtigung in Verbindung mit einer Führung.

Gleich hinter dem Eingang befinden sich die sog. Nebengebäude. Diese bestehen aus dem Fremdenbau, dem Gerobau und dem Fürstenbau.

Fast gleichzeitig mit der Errichtung des Schlosses entstanden auch die Nebengebäude.

Der Augustenturm (Kanonenturm) beherbergt heute alte Geschütze.

Sehenswert sind vor allem die verschiedenen historischen Artilleriegeschütze.
Wie von allen Stellen im äußeren Bereich gibt es vom Augustenturm aus wunderschöne Blicke weit ins Tal der Echaz.
Der Ursprung der Echaz liegt in der Gemeinde Lichtenstein. Unterhalb des Schlosses Lichtenstein befinden sich die Echazquellen.

Vom Aussichtspunkt „Luginsland“ haben wir einen genialen Blick auf das auf dem vorstehenden Felsplateau befindliche Schloss.
Um die Größenverhältnisse besser darzustellen gibt es auch die Möglichkeit, ein Foto dieser Art zu machen …

Es ist verständlich, dass sich an dieser Stelle auf dem Gelände die Menschen knubbeln, hat man doch hier die beste Sicht auf das Schloss und jeder möchte die bekannteste Kulisse für sich verewigen.
Man kann sich aber auch bei solch einem Motiv gar nicht satt sehen und drückt ständig auf den Auslöser.

Der Marienturm, ein weiterer in die Ringmauer integrierter Festungsturm beherbergte die Schlosskapelle.

Neben dem Wilhelmsturm gibt es drei weitere Türme mit entsprechenden Verzierungen, die die Burganlage komplettieren.

Teilweise besteht die Möglichkeit entlang der Ringmauer zu laufen und sich das Gemäuer etwas genauer anzusehen.

Als weiteren Bestandteil der Ringmauer sehen wir den Eugeniusturm und staunen nicht schlecht, dass dies der ehemalige Pferdestall des Schlosses war.

Der 38 Meter hohe Schlossturm wirkt neben dem restlichen Gebäude eher wie ein Wasserturm. Zuletzt wurde er 2017 umfangreich renoviert. So mussten im oberen Turmzimmer morsche Balken entfernt und Feuchtigkeit bekämpft werden. Der aufgebrachte Putz muss alle 20-25 Jahre erneuert werden, was ein aufwendiges und vor allem auch sehr teures Unternehmen ist.
Der Turm war aber nicht immer verputzt. Ursprünglich war er, wie das übrige Schloss auch aus Tuffgestein. Nachdem er allerdings im zweiten Weltkrieg durch Einschläge beschädigt wurde, hat man ihn unter Zuhilfenahme von Stahlringen stabilisiert. Schlussendlich wurde der Turm verputzt, damit diese nicht mehr sichtbar waren.
Und natürlich gehört zu einem Schloss auch ein entsprechender Schlosspark. Dieser beginnt gleich hinter dem Burghof. Abgetrennt ist er vom übrigen Gelände durch eine Ringmauer, die 1848 wegen der Revolution zum Schutz der Anlage errichtet werden musste.
Es versteht sich von selbst, dass wir auch die Räumlichkeiten im Inneren des Schlosses besichtigen wollten und so meldeten wir uns zu einer Führung an. Die Führungen durch das Schloss dauern ca. 30 Minuten und es gibt wahrhaftig viel zu sehen.

Das komplette Schloss ist allerdings nicht zu besichtigen, da sich im zweiten und dritten Oberschoss die Privatgemächer des Grafen Wilhelm von Württemberg befinden.

Nachdem wir die Zugbrücke passiert hatten, bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf die Waffenkammer, die wir während der Führung zu sehen bekommen sollten.
Prunkvolle Räume im Inneren des Schlosses

In der Waffenkammer findet sich eine stattliche Sammlung von Waffen und auch Rüstungen.

Wenn man es nicht selbst gesehen hat, so ist es fast unvorstellbar. Die Waffenkammer befindet sich im Erdgeschoss und somit direkt auf dem Felsen. Gebaut wurde das Gebäude so, dass dieser Felsen in den Raum integriert wurde. Die auf dem Foto oben zu sehende Kanone steht auf der Spitze des Felsens.

Unmittelbar an die Waffenkammer schließt sich die kleine Schlosskapelle an, in der an jedem Sonntag für die Herzogfamilie die heilige Messe gelesen wurde.
Entlang der Wand sind die 12 Apostel auf Sockeln stehend angebracht. Die Nische mit den Holzfiguren wurde zum Gedenken an die Toten geweiht.

Das Bild links neben dem Altar wurde von Michael Wolgemut gemalt. Die Glasmalereien stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Die Decke der Kapelle wurde mit einem Sternenhimmel ausgestattet, in dem die „Sieben Freuden Mariens“ abgebildet sind.

Ebenso wie die Kapelle stammt auch die Trinkstube aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Ausgestattet mit einer warmen Vertäfelung und wertvollen Wandmalereien, auf denen Jagdszenen abgebildet sind, wirkt diese Stube gemütlich. Abgerundet wird das Ganze durch zahlreiche an der Wand befindliche Trinksprüche.
Nach der Jagd kam man gerne hier zusammen, um ein Glas (oder auch mehrere) miteinander zu trinken und fröhlich eine gelungene Jagd zu feiern.
Die „Kanzel“ hatte eine ganz besondere Bedeutung. Dies war der Ort, von dem die Jäger ihr Jägerlatein hinab zu den trinkenden Genossen predigten. Und zu vorgerückter Stunde und einigen Gläsern Wein braucht es nicht viel Phantasie, um zu wissen, wie diese Geschichten aussahen.
Am oberen Rand der Holzvertäfelung sind zahlreiche aus Keramik, Zinn oder Ton bestehende Trinkgefäße aufgestellt.
Wenn du dir das Bild von der Trinkstube ganz genau ansiehst, so wirst du rechts an dem Deckenbalken ein weiteres Trinkgefäß entdecken. Es ist ein Champagnerglas und mit 1,93 Meter ist es nicht nur das größte Trinkgefäß. Es entspricht damit auch der Größe von Herzog Wilhelm. Es wird erzählt, dass in dieses Glas der Inhalt von drei Flaschen Champagner passen soll. Es stellt sich allerdings auch die Frage, wie aus diesem Glas getrunken wurde.

Nachdem wir die Trinkstube verlassen haben, ging es weiter in den ersten Stock des Schlosses.

Im Ahnensaal angekommen wurden wir von der schönen Gestaltung des Raumes angenehm überrascht. Karl Alexander von Heideloff, der damalige Architekt dieses wunderschönen Zimmers, hat aus ihm den württembergischen Ahnensaal gestaltet.

Auf der kompletten Decke sowie auch an den Wänden ist der Stammbaum mit 24 Generationen dargestellt. Darunter auch die beiden bekanntesten, Graf Eberhard im Bart, erster Herzog von Württemberg und Gründer der Universität Tübingen und ihm gegenüber Herzog Ulrich von Württemberg.

Der Spiegel hat ein Loch! Dieses soll aus dem zweiten Weltkrieg stammen, ein Querschläger soll zunächst durch die Scheibe gegangen und dann den Spiegel getroffen haben.

Durch dieses Fenster soll der Querschläger gekommen sein, der sodann den Spiegel getroffen hat. Es bietet einen schönen Blick auf einen Teil des Schlossgeländes und die Felsformation.

Im Anschluss an das Ahnenzimmer besichtigten wir das Wappenzimmer, welches u.a. Bilder alter Meister der Ulmer-Messkircher beherbergt. Darüber hinaus sind hier vier grüne Gegenstände aus Malachit zu sehen, welche allesamt Geschenke von Zar Alexander II. aus Russland waren.

Das Erkerzimmer ist mit wunderschönen mittelalterlichen Möbeln ausgestattet.

Im Übrigen werden hier auch die Totenmasken von Herzog Wilhelm, Napoleon, Goethe und Schiller aufbewahrt.

Sodann folgt mit dem Rittersaal der wohl größte Raum. An den Wänden sind die zehn bekanntesten schwäbischen Ritter angebracht. Da der Raum so groß war, fungierte er gleichzeitig auch als Speise- und Besprechungszimmer.
Von diesem Raum konnte der Herzog in das Musikzimmer sehen und den Musikern durch ein Zeichen mitteilen, auf ihren Instrumenten zu spielen. So erklang plötzlich die Musik wie von Geisterhand. Der Speisetisch konnte zur Seite bzw. in eine Nische geschoben werden und die dadurch entstandene freie Fläche wurde von den Gästen gerne zum Tanzen genutzt.

Der Saal ist mit seinen mit Holz vertäfelten Wänden, der ausgemalten Decke und Fensterleibungen prachtvoll gestaltet.
Am Ende der eindrucksvollen Besichtigung ging es durch das Treppenhaus wieder hinab. In diesem hängt an der Wand das Bild mit dem „Schützen von Lichtenstein“. Egal, wo du dich in der Nähe des Bildes aufhältst, der Schütze hat dich immer im Blick und zielt auf dich.

Der Ritter vom Lichtenstein verabschiedet dich nach deinem Besuch im Schloss. Diese Holzskulptur wurde Herzog Wilhelm Albert von Urach zum 60. Geburtstag gestiftet und im Schlossgarten aufgestellt.
Schloss Lichtenstein als Filmkulisse
Es ist nicht verwunderlich, dass ein Schloss mit Märchencharakter einmal zur Filmkulisse wird. 2009 diente Schloss Lichtenstein als Kulisse für die Verfilmung des Märchens Dornröschen der Gebrüder Grimm. So stellte es in der Verfilmung das verzauberte und von einer Dornenhecke überwucherte Schloss dar.
Familienbesitz
Schloss Lichtenstein ist bis heute im Besitz der herzoglichen Familie von Urach. Wahrscheinlich wird sich dies in naher Zukunft auch nicht ändern. Denn mit drei Kindern (Karl Philipp, Alexandra und Louisa) gibt es bereits eine weitere Generation, die mit großer Wahrscheinlichkeit das Schloss weiterhin privat nutzen wird.
Wenn du dich nach der Besichtigung der Schlossanlage noch ein wenig in der Natur aufhalten möchtest, so bietet der angrenzende Park Gelegenheit dazu.
Für die Wanderer empfiehlt sich eine Tour zur Bärenhöhle oder Nebelhöhle. Diese beiden tiefen Höhlen bezaubern insbesondere mit ihren Tropfsteinen. Der Weg vom Schloss zu den Höhlen führt durch wunderschöne Natur und ist auch für ungeübte Wanderer gut zu bewerkstelligen.
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