Idstein im Taunus

Mit der historischen Altstadt von Idstein haben wir ein weiteres Highlight im Taunus entdeckt.

Einmal mehr haben wir uns auf den Weg nach Hessen gemacht, genaugenommen in den Rheingau-Taunus-Kreis. Dort war die Fachwerkstadt Idstein unser Ziel.

Allgemeines

Idstein ist umgeben von den zwei Bächen Wolfsbach und Wörsbach, die Altstadt befindet sich in einer Höhe von knapp 280 Metern zwischen ihnen.

Nach etwa zwei Stunden haben wir unser Ziel erreicht und auch sehr schnell einen Parkplatz in der Nähe der Altstadt gefunden, dieser war sogar kostenfrei! Nur ein paar Schritte und wir waren direkt mitten im Geschehen.

Teilweise stammen die Fachwerkhäuser aus dem 15. und 18. Jahrhundert. Bei genauerem Hinsehen sind wunderschöne Schnitzereien zu entdecken. Das älteste und immer noch erhaltene Wohnhaus stammt aus dem Jahr 1410. Hin und wieder sind die Häuser sehr farbenfroh gestaltet, wodurch die Stadt einen ganz besonderen Charme bekommt.

Ein Wenig zur Geschichte der Stadt

Idsteins Geschichte kann bis ins Jahr 1102 zurückverfolgt werden, in dem es erstmals als „Etichenstein“ Erwähnung fand. Die Stadtrechte wurden im Jahr 1287 erteilt. Mit Erhalt der Stadtrechte war es möglich, eine Stadtmauer zu bauen, in deren Schutz Märkte aber auch Gerichtsverhandlungen stattfanden. Auch war die Stadt seither berechtigt, ein eigenes Wappen zu führen.

Die Burg „Etichenstein“ war die Nachfolgerin der Udenburg. Graf Adolf von Nassau bewohnte sie im 13. Jahrhundert.

In der Folgezeit siedelten sich zahlreiche Handwerker rund um die Burg an, die Gemeinde wurde mit der Zeit immer größer. Den Namen Idstein erhielt die Stadt 1608.

Und auch Idstein blieb nicht von Hexenverfolgungen verschont. Graf Johannes von Nassau und Idstein hat im 17. Jahrhundert für Hexenprozesse gesorgt. Diese Prozesse kosteten insgesamt 39 Menschen das Leben!

Ungefähr bis zum 20. Jahrhundert gehörte Idstein zur Lederindustrie. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Arbeit in den Fabriken zu einem großen Teil von Zwangsarbeitern verrichtet. Nach einer katastrophalen Überschwemmung im Jahr 1956 gab es Schwierigkeiten. Da die Produktion in der folgenden Zeit nicht mehr Ertrag einbringend war, wurde die Fabrik 1959 geschlossen. Das Gelände lag nach dem Abriss der Fabrik lange Zeit brach. Später wurde es mit Geschäfts- und Wohnhäusern bebaut.

Sehenswürdigkeiten der Stadt

Killingerhaus

Das aus dem Jahr 1615 stammende Killingerhaus ist aufwendig verziert. Mittlerweile beherbergt es ein Museum und dient darüber hinaus als Touristeninformation.

Das Killingerhaus ist ein dreigeschossiges Wohnhaus mit einer wunderschönen Giebelfront. Im Obergeschoss werden die Fenster von fränkischen Erkern umrahmt. Die Eckpfosten sind mit reichlichen Schnitzereien ausgestattet. Hierneben finden sich Schmuckmotive im Renaissancestil. Masken, Kandelaber und Ranken vollenden das Bild.

Man erzählt sich, dass das Haus früher in Straßburg gestanden haben soll. Es sei dort abgebaut und in Idstein wieder aufgebaut worden. Ein Gerücht, das immer wieder gern Erwähnung findet.

Im Erdgeschoss des Hauses befand sich 1905 eine Bäckerei, in den Obergeschossen hingegen waren Wohnungen eingerichtet.

Der auf dem König-Adolf-Platz befindliche Löwenbrunnen stammt aus dem Jahr 1937. Er wurde von dem Bildhauer Willy Bierbrauer gestaltet.

Aufgang zur Alten Kanzlei

Die Alte Kanzlei ließ Graf Philipp I. im Jahr 1497 erbauen. Durch ein imposantes Eingangstor gelangte man zur ehemaligen Burg. Früher wurde dieses Gebäude „Torbogengebäude“ genannt. Die Bezeichnung „Alte Kanzlei“ gibt es erst seit 2011.

Durch das Tor wurde der Zugang zur Burg und zum dahinter befindlichen Schloss gesichert.

Die Burganlage

Das Torbogengebäude diente unterschiedlichen Nutzungen. So befanden sich hier die Landschreiberei, die Buchhaltung aber auch Vorratsräume für das in der Nähe befindliche Schloss. Darüber hinaus gab es einen Theatersaal für die Fürstenfamilie und kurioserweise auch eine Folterkammer. Gleichzeit hatten die Bediensteten der Burganlage ihre Räumlichkeiten in diesem Gebäude.

Gefängniseingang

Im Durchgang des Torbogens befindet sich das Gefängnis. Nachdem wir durch das alte Kanzleitor gegangen sind, entdeckten wir auf dessen Rückseite zwei Eingänge. Der kleinere von beiden diente dazu, die Gefangenen in den Gefängnisbereich zu bringen. Der größere und verzierte Eingang war ausschließlich den Amtsherrschaften vorbehalten.

Da sich heute in dem Gebäude auch das Standesamt befindet, ist es natürlich allen Menschen gestattet, den verzierten Eingang zu nutzen. Denn dieser führt direkt zum Trauzimmer.

Dieser Mittelbau stammt aus dem Jahr 1565. In dem sich unmittelbar anschließenden Gebäude (1588) befindet sich das „Alte Amtsgericht“. Graf Johann Ludwig I. ließ es als „Newe Cantzley“ erbauen. Heute beherbergt es allgemeine Büroräume und einen Sitzungssaal.

Der Hexenturm, das Wahrzeichen der Stadt, ist ungefähr 42 Meter hoch und ragt somit über der Stadt. Er ist in Idstein das älteste, erhaltene Bauwerk. Ursprünglich war er als Butterfassturm errichtet worden, nach mehrfachen baulichen Veränderungen erhielt er 1810 das jetzige Aussehen.

Ein Butterfassturm ist ein zweiteiliger Wehrturm. Der obere Teil des Turmes hat dabei einen kleineren Umfang als der untere. Hierdurch entsteht ein sog. Wehrgang, was auf dem Bild oben noch zu erkennen ist.

Aufstieg zum Hexenturm

Da es sich bei dem Hexenturm mittlerweile um einen Aussichtsturm handelt, ist dieser zu bestimmten Zeiten geöffnet. Wer möchte, kann diese ausgetretenen Stufen hinaufsteigen und die Stadt von oben betrachten. Belohnt wird man mit einem traumhaften Blick über die Altstadt bis hin zum großen Feldberg.

Auch wenn der Turm als Hexenturm bezeichnet wird, so besteht keine Verbindung mit den im 17. Jahrhundert in Idstein stattgefundenen Hexenverfolgungen.

Gleich hinter der Burganlage befindet sich das im Renaissance-Stil erbaute prächtige Residenzschloss. Den Auftrag zum Bau des Schlosses bekamen die Idsteiner Architekten Jost und Heinrich Heer (Höer).

In den Jahren 1614 bis 1634 wurde es für Graf Ludwig und dessen Sohn Graf Johann errichtet. Interessant ist der Standort des Schlosses, es befindet sich zwischen dem Wolfsbach und dem Wörsbach auf einem Felsplateau. So war es durch einen Graben von der Burg getrennt. Die Schlossbrücke besteht, so wie wir sie heute sehen, seit 1850.

Nach dem Tod des Fürsten Georg August Samuel, starb auch die Nassau-Idstein-Linie aus, wodurch das Schloss seine Bedeutung als Residenzschloss verlor. Seither diente es verschiedenen Einrichtungen. Zunächst waren hier das Zentralarchiv des Herzogtums Nassau und das Königlich Preußische Staatsarchiv untergebracht. Danach befand sich ab 1905 ein Erholungsheim für die Angehörigen der Königlich-Preußischen Armee in ihm. Von 1919 bis 1925 richtete man in dem ehemaligen Schloss eine Kaserne nebst Lazarett für die französischen Soldaten ein. Später wurde es zu einer Lehrerbildungsanstalt.

Seit 1946 befindet sich hier das Gymnasium. Obwohl das Schloss mittlerweile eine Schule beherbergt, ist es im Rahmen von Führungen dennoch zu besichtigen.

Nach der Besichtigung der Burganlage schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt. Auf dem König-Adolf-Platz stießen wir auf das Schiefe Haus. Das Haus wurde 1727 für den Major der Landmiliz Nicolay erbaut. Dieses Haus kann man gar nicht übersehen, da es neben einer auffallenden Schieflage auch noch zwei ungleiche Giebel hat. Durch die blaue Fassade mit strahlenden gelben Fensterrahmen sticht es besonders hervor.

Unten links im Bild ist das Handwerkszeichen des Messerschmieds mit der Jahreszahl 1527 zu sehen. Kurios ist allerdings, dass die Jahreszahl auf dem Handwerkszeichen nicht mit der des Hausbaus übereinstimmt. Eine Ungereimtheit, deren Lösung wir leider nicht aufdecken konnten.

Unmittelbar neben dem schiefen Haus befindet sich das Rathaus der Stadt. Dieses stammt aus dem Jahr 1698. Das Rathaus wurde am 14.02.1928 durch einen Felsrutsch so zerstört, dass es 1932 wieder aufgebaut werden musste. Dieser Aufbau dauert zwei Jahre.

Das Glockenspiel wird mittlerweile elektronisch gesteuert. Um 9.15 Uhr und 15.15 Uhr werden von diesem volkstümliche Melodien abgespielt.

Detailaufnahme Rathaus

Die seitliche Außenwand ist mit diesem Wappen verziert, das besagt, dass Idstein seit 1287 Stadtrechte besitzt.

Der Schatz der Stadt ist die wunderschöne, durch Fachwerkhäuser geschmückte Altstadt. Daneben befinden sich in ihr Adelssitze wie zum Beispiel der aus dem 16. Jahrhundert stammende Stockheimer Hof. Diese pittoreske Altstadt ist ideal für Liebhaber von Fachwerkhäusern.

Nachdem wir in einem kleinen Café den Charme der Stadt auf uns haben wirken lassen, setzten wir unseren Stadtrundgang fort.

Der Höerhof wurde in der Zeit von 1620 bis 1626 erbaut und in der Folge mehrfach erweitert. Zunächst lebte in diesem Gebäude der Schlossbaumeister Heinrich Höer (Heer). Zu einer späteren Zeit beherbergte das Haus unter anderem das Forsthaus.

1910 wurde das Anwesen von dem Kunstmaler Ernst Toepfer gekauft, der von 1911 bis zu seinem Tode im Jahr 1955 hier lebte. Deshalb ist das Haus auch als das „Haus Toepfer“ bekannt.  

Nachdem 1985 die Fassaden aufwendig renoviert worden sind, wurde das Haus 1990 abermals verkauft. Dieses Mal erfuhr es eine Wandlung zum Hotel- und Restaurantbetrieb.

Einem großen Teil der Fachwerkhäuser kamen im Laufe der Zeit verschiedene Funktionen zu, so auch dem Höerhof. Neben einem Wohnhaus fungierte er auch als Jagdschloss. Mittlerweile befindet sich in dem Haus ein Vier-Sterne-Hotel, das mit einem schön gestalteten Innenhof zum Verweilen einlädt.

In der Nähe befindet sich die Buchdruckerei/Buchbinderei. Diese hat ihren Sitz in der Obergasse. Das Haus steht als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz und befindet sich bis heute im Besitz der Familie Grandpierre. Nach dem Erwerb des Hauses durch den Buchdrucker Georg Grandpierre 1898 gründete dieser dort die Idsteiner Zeitung.

Die Hausfront zur Straße zieren diese in Handarbeit gefertigten Reliefs.

Nachdem wir die Buchdruckerei besichtigt hatten, ging unser Stadtrundgang langsam zu Ende. Kurz wollten wir uns aber noch eine Kirche ansehen.

Die evangelische Unionskirche erhielt ihren Namen nach der 1817 beschlossenen Union von Lutheranern und Reformierten. In der Zeit von 1330 bis 1340 wurde der ursprüngliche Bau errichtet. Von außen ein schlichter Bau, innen beeindruckt sie mit einer hervorragenden barocken Einrichtung.

Die Kanzel wurde 1673 von Christian Gaßmann gefertigt. Sehr schön dargestellt ist der knieende Samson, der die Marmorarbeit trägt.

Der Taufstein in ein Werk von Martin Sattler.

Großflächige Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert schmücken die Decke des Hauptschiffes.

Mit der Besichtigung der Unionskirche endete auch unser Stadtrundgang.

Der kleinen Stadt im Taunus, die durch ihre wunderschöne Altstadt einen entsprechenden Charme versprüht, solltest du auf jeden Fall einmal einen Besuch abstatten. In der Residenzstadt erwarten dich neben einer bewegenden Geschichte auf dem Unteren Marktplatz der Stadt auch Boutiquen und zahlreiche kleine Cafés.

Wieviel Zeit sollte man für Idstein einplanen?
Es ist ausreichend, wenn du dir für einen Besuch in Idstein einen Tag Zeit nimmst.

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