Monschau – Stadt der Tuchmacher

Unser Ausflug im letzten Jahr nach Monschau fand zur noch etwas kälteren Jahreszeit statt. Da wir das schöne Fachwerkstädtchen einmal ohne den ganzen Touristenandrang erleben wollten, waren wir bereits sehr früh an Ort und Stelle.

Wie üblich bei unseren Besuchen in Monschau steuerten wir den Parkplatz an der Glashütte an, der zu dieser frühen Stunde noch recht leer war.

Monschau ist ein beschauliches Städtchen an der Rur in der Rureifel, das durch einen historischen Stadtkern besticht. Genaugenommen liegt sie im Naturpark Hohes Venn-Eifel. Die Lage an den Berghängen verleiht der pittoresken Stadt einen ganz besonders interessanten Charme. Der Fluss Rur, der mitten durch die Stadt verläuft, die zahlreichen Fachwerkgebäude aber auch viele Cafés und Restaurants ziehen die Touristen regelrecht an.

Bis 1918 wurde die Stadt Montjoie genannt. Durch einen Erlass des Kaisers Wilhelm II. wurde der Name in Monschau abgeändert.

Wie Monschau zur Stadt der Tuchmacher wurde

Im 17. Jahrhundert fand in Monschau der Aufbau einer Wolltuchproduktion durch einheimische Familien statt. Zunächst zog sich der Verkauf schleppend hin. Johann Heinrich Scheibler hat es schließlich im 18. Jahrhundert geschafft, die Monschauer Tuche zu einem Markenartikel zu machen. Aus dieser Zeit resultieren auch die heute noch erhaltenen Häuser, das Rote Haus und das Haus Troistorff. Diese fungierten zusätzlich auch als Fabrikationsstätten.

Im 19. Jahrhundert brach die Fabrikation etwas ein. Zahlreiche Unternehmer verschrieben sich nunmehr der Spinnerei, Kunstseide und anderen Textilien. Daraus folgte, dass Monschau ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Entwicklung der Industrie nicht mehr mithalten konnte. Ein großer Teil der Einwohner verließ die Stadt und so kam es, dass im Jahr 1908 die letzte Tuchfabrik in Monschau ihre Türen schloss.

Sehenswürdigkeiten

Der historische Stadtkern hält einige interessante Sehenswürdigkeiten für die Besucher parat. Fachwerkhäuser schlängeln sich entlang der kleinen Gässchen. Neben ihnen gibt es Boutiquen und nette Cafés.

Wir zeigen euch heute einige der Sehenswürdigkeiten dieses magischen Anziehungspunktes mitten in der Eifel.

Das Pauls’sches Haus ist ein aus dem 18. Jahrhundert stammendes repräsentatives Bürgerhaus. Von Paul Christoph Scheibler wurde es erbaut. Hermann Pauls hat es 1824 erworben.

Maaßens Päulche – ein reisender Handelskaufmann, der von Tür zu Tür zog und Kurzwaren aus seinem Korb zum Kauf anbot. Da er in Monschau allein nicht wirklich viel verkaufen konnte, zog er hinaus bis nach Aachen. Allerdings mochten ihn die Monschauer Bürger sehr gern, denn er hatte ihnen immer viel zu berichten. So kam es, dass doch die ein oder andere Familie ihm etwas abkaufte, obwohl sie keinen Bedarf hatten. Mit dem Erzählen seiner Geschichten konnte er somit auch den Verkauf seiner Waren in Monschau noch ein wenig ankurbeln können.

Die Skulptur stammt von dem Bildhauer Klaus Gehlen.

Unmittelbar an Rur befindet sich mitten im Herzen der historischen Fachwerkstadt die Evangelische Stadtkirche, die mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Die damals reichen lutherischen Tuchmacher bauten sie 1787. Für die Errichtung benötigten sie zwei Jahre. Die Fassade ist eine sog. Schaufassade. Die über die Rur verlaufende Brücke führt direkt zum in einer Blausteinrahmung befindlichen Turmportal. Sie wird im Übrigen die „Evangelische Brücke“ genannt. Dies deshalb, da die Evangelische Kirchengemeinde sie 1861 errichtet hat.

Die doppelflügelige Tür enthält geschnitzte Louis-seize-Applikationen. Dies ist eine Stilrichtung der französischen Kunst und wurde nach dem französischen König Ludwig XVI benannt.

Zwischen Gesims und der darüber befindlichen Schallluke befindet sich eine Steinplatte mit der Inschrift: DEUS REFUGIUM NOSTRUM (Gott ist unsere Zuflucht).

Was ist eine Schallluke?
Als Schallluke wird eine Öffnung in meist historischen Glockentürmen bezeichnet, die sich in der Regel in der Höhe der Glockenstube befindet. Solch eine Schallluke bewirkt, dass der Klang der Glocken möglichst frei nach außen gelangen kann.

Eins der interessantesten Häuser ist wohl das Rote Haus, das aus der Zeit der Tuchmacher stammt. Johann Heinrich Scheibler hat es 1760 erbaut. Es diente als Geschäfts- und Wohnhaus. Auch bei diesem Gebäude ist wieder der Louis-seize-Stil zu erkennen. Daneben wurde es im Stil des Rokoko und Empire errichtet.

Im Inneren wird der Besucher häufig an die Tuchherstellung erinnert. So befinden sich immer noch zwei Stoffmusterbücher mit mehreren Tausend Entwürfen in den alten Kontorräumen.

Das Rote Haus ist direkt an der Rur gelegen. So war es ein Leichtes, in den Kellerräumen eine Wollspüle einzurichten. Wir haben in Erfahrung gebracht, dass das Haus teilweise auch mit einem Wasserrad ausgestattet war.

Heute befindet sich in vielen Teilen des Hauses ein Museum.

Als weiteres stattliches Haus präsentiert sich das Haus Troistorff, das 1783 von dem Tuchfabrikanten Peter Wolfgang Troistorff im Stil des Louis-seize erbaut wurde.

Das Fachwerkhaus befindet sich auf einem Blausteinsockel, wurde im Laufe der Zeit mit Putz versehen und zahlreichen Ornamenten bestückt. Schöne Schnitzarbeiten zieren die Eingangstür. Diese ist durch eine zweiläufige Treppe erreichbar. Der über der Tür befindliche Balkon wird von Hermen getragen.

Heute beherbergt das Haus das Standesamt. Eine schöne Kulisse für Hochzeitsfotos!

Unser Rundgang führte uns ein wenig aus der Stadt heraus. Wir machten uns auf den Weg zum Haller, da man von dort eine tolle Sicht über die Stadt haben soll. Bei traumhaftem Wetter haben wir diesen Weg gerne auf uns genommen.

Der Haller ist eine Turmruine, die sich auf dem Rahmenberg befindet. Um diese Ruine zu erreichen, passiert man den Aussichtspunkt Halben Mond. Auch von hier aus konnten wir schöne Ausblicke über die Stadt festhalten.

Ausblick vom „Halben Mond“

Von der Aussichtsplattform aus sind es nur noch wenige Minuten bis zur Ruine. Der Haller stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es gibt mehrere Versionen darüber, welche Bedeutung er hatte. Die eine besagt, dass er ein Beobachtungsposten der Burg gewesen sein soll. Denn von seinem Standort aus konnte das Rurtal sehr gut eingesehen werden. Einer anderen Quelle zufolge soll er eine Art Vorburg gewesen sein, ein eigenständiges Befestigungsbauwerk.

Die hoch über der Stadt thronende Burg Monschau stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie fällt insbesondere wegen ihrer mächtigen Mauern und der trutzigen Türme auf, insbesondere sticht der Batterieturm hervor.

Die Burganlage wurde im 14. Jahrhundert von protzigen Ringmauern mit Wehrgängen umschlossen, die Jülicher Grafen konnten sich sicher fühlen. Kaiser Karl V. allerdings nahm sie 1543 ein. Nachdem die Franzosen sie als bien national (Nationalgut) eingezogen haben, wurde sie an Privateigentümer verkauft. Schon damals war man darauf bedacht, „etwas an den Steuern vorbei“ zu machen. Kurzerhand wurden 1836 die Gebäude von ihren Dächern befreit, so konnte erreicht werden, dass die Gebäudesteuer nicht mehr eingezogen wurde. Der Nachteil hierbei war allerdings, dass die Burg immer mehr verfiel. Nach längerer Zeit wurde sie soweit aufgebaut, dass sie wieder benutzbar war. So beherbergt sie seit dem Ersten Weltkrieg bis heute eine Jugendherberge.

Selbstverständlich sollte auch der Glashütte ein Besuch abgestattet werden. Hier besteht die Möglichkeit, den Glasbläsern bei ihrer Arbeit zuzusehen und hautnah zu erleben, wie aus der aus Sand, Pottasche und Kalk bestehenden glühenden Masse, ein schönes Glasgefäß entsteht. Ansonsten ist die Glashütte nicht so spektakulär, weshalb unser Besuch dort nur von kurzer Dauer war.

Nach unserem Stadtrundgang haben wir uns im Café/Restaurant „Altes Getreidehaus“ ein wenig gestärkt. Ein absolut sehenswertes Café, das Mobiliar ist bunt durcheinandergewürfelt, die übrige Einrichtung sehr originell.

Was gibt es sonst noch in Monschau?

In Monschau wird seit vielen Generationen Senf hergestellt. Dies geschieht in einer weit über einhundert Jahre alten Senfmühle, die Historische Senfmühle. Früher wurde sie mittels eines Wasserrades angetrieben. Eine Besichtigung ist möglich. Die Senfmühle befindet sich etwas außerhalb der Stadt.

Die Caffee-Rösterei Wilhelm Maassen lädt dich ein, die Welt des Kaffees zu entdecken. Wilhelm Maassen, der Gründer der Rösterei, hat bereits 1862 hier ausgewählten Kaffee geröstet.

Für die Stadtbesucher, die keine Lust haben, die Stadt zu Fuß zu besichtigen oder die, die beim Laufen auf dem Kopfsteinpflaster Schwierigkeiten haben, gibt es die Monschauer Stadtbahn. Während der Fahrt durch die Stadt gibt es Informationen zur Geschichte der Tuchmacher.

Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Ausflug in die mittelalterliche Stadt Monschau zu machen. Wann man diesen Ausflug unternimmt, spielt keine Rolle, denn Monschau hat zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten. Im Winter zum Beispiel, kurz vor Weihnachten, lockt die Stadt mit einem wunderschönen Weihnachtsmarkt Besucher zu einem stimmungsvollen Spaziergang durch die Gässchen ein. Zu den anderen Jahreszeiten, hat sie zahlreiche andere Highlights zu bieten. Deshalb unser Tipp: Monschau kann man öfter als Ausflugsziel auswählen.

Die Tuchmacherstadt Monschau diente neben anderen Filmprojekten als Filmkulisse für die Serie „Eifelpraxis“.

Wer am Ende des Ausflugs noch Zeit hat, kann den Tag am Rursee ausklingen lassen.

Tipp für Wanderer:

Die Umgebung rund um die Stadt ist ein kleines Paradies für Wanderer. So verläuft der Eifelsteig über Berge und durch Täler bis hin zum Örtchen Einruhr.

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