Bacharach

Heute entführen wir euch in das bezaubernde Städtchen Bacharach am Rhein. Bei schönem Wetter haben wir uns kurzfristig zu diesem Ausflug entschlossen.

Für die Fahrt müssen wir knapp zwei Stunden einplanen. Bacharach am Rhein ist eine malerische Stadt im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Sie liegt im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz. Der ursprüngliche Name Baccaracus deutet auf einen keltischen Ursprung hin.

Allgemeines

Bereits im Mittelalter kam Bacharach eine große Bedeutung zu. Dies lag daran, dass die Stadt Hauptstapelplatz für Weine (u.a. Mittelrhein- und Rheingauwein) war. Hierneben zählte sie bereits damals wie heute zu einem der bekanntesten Weinorte am Rhein. Weinliebhaber werden hier sicherlich fündig.

Ein Bummel durch die engen Gassen und lauschigen Winkel der Stadt enthüllt zahlreiche Sehenswürdigkeiten.

Darüber hinaus strahlt Bacharach mit schmucken Fachwerkhäusern und der Nähe zum Rhein einen ganz besonderen Charme aus. Die gut erhaltene Stadtmauer und einige Stadttore runden das Bild eines wunderschönen Ausflugziels ab.


Ausreichend Parkplätze befinden sich in der Nähe der Streuobstwiesen und der Promenade „An den Ufern der Poesie“. Sie sind allerdings in der Zeit von 9-18 Uhr kostenpflichtig (1,00 Euro/Std. - Tagesticket: 5,00 Euro). 

Wie bei vielen unseren Touren ist es auch hier erforderlich, gutes Schuhwerk zu tragen. Es geht wieder einmal ziemlich hoch hinaus.

Nun wollen wir euch aber nicht länger auf die Folter spannen. Begleitet uns auf unserer Entdeckungstour durch Bacharach.

Sehenswürdigkeiten

Münzturm

Wir betreten die Stadt durch das Stadttor des trutzigen Münzturms, ein noch sehr gut erhaltenes Bauwerk mit einer Höhe von sieben Metern. Der obere Teil ist mit einem schönen Rundbogenfries versehen.

Einst wurde hier viel Gold geprägt, daher dies‘ Haus den Namen trägt.“

Dieser Spruch an der Wand deutet auf die ehemalige Münzwerkstatt hin.

In der Nähe des Münzturms befand sich im 15./16. Jahrhundert die Werkstatt, in der Münzen geprägt wurden; die Münzstätte. Hier arbeiteten die Münzmeister in der Zeit zwischen 1356 und 1508. Mittlerweile beherbergt das Haus eine Gaststätte.

Als weiteren Zugang zur Stadt von den Rheinanlagen aus fungiert der Marktturm. Er hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. So diente er einst als Arresthaus (18. Jahrhundert). Später, im 19. Jahrhundert war die Gemeindeglocke in ihm untergebracht. Leben kam in den Marktturm, als er eine Weinstube beherbergte. Mittlerweile soll er als Wohnsitz genutzt werden, was wir uns nicht wirklich vorstellen können und gerne einmal einen Blick in die gute Stube werfen würden.

Solch hübsche und vor allen Dingen selbst gemachte Marionetten sind in manch einem Hauseingang zu sehen. Die Bewohner von Bacharach sind sehr bestrebt, der Stadt neben den Fachwerkhäusern einen besonderen Glanz zu verleihen.

Gut platziert in der Mitte der Stadt befindet sich die Peterskirche, deren Fertigstellung einige Zeit in Anspruch nahm. Baubeginn war um das Jahr 1100 herum. Der zum Schluss, im 14. Jahrhundert, fertiggestellte Kirchturm komplettierte die Kirche. Da im Prinzip nicht ausreichend Platz für den Bau einer Kirche vorhanden war, konnte sie nur mit einer geringen Länge errichtet werden.

Dominant ragt der Kirchturm empor. Das spätgotische Obergeschoss ist mit Zinnen und mit einer achtseitigen Dachpyramide ausgestattet.

Dieses traumhafte Haus lässt das Gefühl aufkommen, im Schwarzwald zu sein. Der ursprüngliche Kurkölnische Saalhof ist eines der schönsten Fachwerkhäuser in Bacharach. Früher wurde hier für Zucht und Ordnung gesorgt, denn die Gerichtsbarkeit hatte in dem Haus ihren Sitz. Somit kam dem Kurkölnischen Saalhof auch ganz besondere Bedeutung zu.

Leider fiel es 1810 einem Abrisskommando zum Opfer. Die französische Verwaltung ließ den Saalhof entfernen. Nach dem Wiederaufbau des Hauses bekam es die Bezeichnung Altkölnischer Saal. Mittlerweile beherbergt das Gebäude einen Hotel- und Gastronomiebetrieb.

Gleich in der Nachbarschaft finden wir ein weiteres schmuckes Fachwerkhaus, das die Bezeichnung Altes Haus trägt. Am Marktplatz gelegen soll es zu den bekanntesten mittelalterlichen Fachwerkhäusern am Rhein gehören. Bekannt wurde es nicht nur durch zahlreiche Lieder, sondern auch deshalb, da es als Filmkulisse diente.

Die von Robert Stolz 1932 komponierte Operette „Wenn die kleinen Veilchen blühen“ spielte in dem Gebäude „Altes Haus“. Dies war seinerzeit sein Stammlokal. 

Erbaut wurde es 1586, hiernach erfolgten zahlreiche Renovierungen und Sanierungen. So wurden im Rahmen dieser Arbeiten auch die Wandmalereien erneuert. Mit vier Giebeln, Ecktürmchen und wunderschönen Rokokotüren sticht es besonders hervor.

Bacharach ist so schön, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst gehen soll geschweige denn, was die Kamera einfangen soll. Da sich das Wetter mal wieder von seiner besten Seite zeigt, streifen wir gemütlich weiter durch die Gassen und entdecken den wunderschönen Malerwinkel.

Verwinkelt und nicht leicht zu finden: Der Malerwinkel

Ein idyllisches Fleckchen in der ohnehin schon sehr schönen Stadt, ein Ort der Ruhe. Liebevoll angelegte Gärten in der Nähe eines Flusslaufes erstrahlen in ihrer Blütenpracht. Bänke laden zum Verweilen und Genießen ein.

Während die Besucher über kleine Stege und durch Unterführungen geführt werden, können sie ein ganz besonderes Ensemble entdecken. Ein wenig versteckt geht der Malerwinkel von der Blücherstraße ab und führt hinter den Häusern entlang.

Holzmarktturm (Steeger Tor)

Hinter den Fachwerkhäusern ragt der Holzmarktturm, auch das Steeger Tor genannt, hervor. Als einziger Turm der Stadt ist er noch im Besitz seiner herkömmlichen Bedachung. Obwohl der Turm aus dem 14. Jahrhundert stammt, ist auch sein Fachwerk im unteren Teil noch unwahrscheinlich gut erhalten.

Einst oblag dem Holzturm (so wird er umgangssprachlich genannt) bzw. den dort postierten Wächtern, die Aufgabe, die von Bacharach durch Steeg führende Straße zu kontrollieren. Auffallend gut erhalten ist die Stadtmauer, die vom Holzturm zum Liebesturm führt. Hier können Teile des Wehrgangs besichtigt werden. Dadurch, dass die Stadtmauer an dieser Stelle noch intakt ist, ist diese auch begehbar.

Wer sich nun wundert, dass Bacharach in der Stadtmauer so viele Türme hat, der wird sich gleich noch mehr wundern. Denn die halbkreisförmige Stadtmauer war mit insgesamt 16 Wehrtürmen ausgestattet! Von diesen wurden allerdings 1689 vier Türme durch die Franzosen zerstört. Weitere zwei Türme mussten einer Straßenverbreiterung weichen. Die anderen wurden teilweise so umgebaut, dass sie heute als Wohnraum dienen oder aber, wie der Postenturm, als Aussichtsturm.

Der Liebesturm ist einer von 16 Wehrtürmen

Zwischen der Burg Stahleck und dem Steeger Tor befindet sich ungefähr in der Mitte als weiterer Teil der Stadtbefestigung der Liebesturm.

Im Rahmen einer Wanderung über den Stadtmauerrundweg kann der zuletzt 2013 aufwendig sanierte Turm erreicht werden. Der mehrgeschossige Turm ist ungefähr zwanzig Meter hoch und teilweise sechs bis acht Meter breit. Die Mauern des Liebesturms haben eine Dicke bis zu 1,50 Meter.

Einer Legende nach wurde in dem Liebesturm die Liaison zwischen einem Adeligen und der Tochter eines Winzers auf tragische Weise beendet. Leider konnten wir nicht in Erfahrung bringen, was genau hier geschehen ist. Vielleicht gelingt es dir bei einem Besuch in Bacharach.

Vom Malerwinkel aus begeben wir uns zum anstrengendsten Teil unserer Besichtigungstour durch Bacharach. Jetzt heißt es nämlich noch weiter den Berg hinauf zu steigen.

Aufstieg zur Wernerkapelle

Unser Ziel ist das Wahrzeichen von Bacharach, die Ruine der gotischen Wernerkapelle, dem wohl prächtigsten Bauwerk am Mittelrhein. Da sich die Ruine auf einem Plateau am Berghang befindet, müssen wir über einhundert Stufen überwinden. Somit thront die einst gut besuchte Wallfahrtskapelle über der Stadt. Der Aufgang befindet sich hinter der Peterskirche.

Ursprünglich stand an der Stelle, wo sich heute die Wernerkapelle befindet, die St. Kunibertuskapelle.

Der Bau der Wernerkapelle begann 1294. Da die Finanzierung der Kapelle ausschließlich durch Pilgerabgaben bestritten wurde, zog sich der Bau über 140 Jahre hin.

Sie wurde im Übrigen nach dem Knaben Werner benannt, der mit zahlreichen Messerstichen ermordet wurde. Hierbei soll er an einer Säule so festgebunden worden sein, dass sein Kopf nach unten gerichtet war und durch die Messerstiche das Verbluten eingeleitet wurde. Die Tat wurde als ein ritueller Opfermord eingestuft.

Für die Gestaltung dieses Fenster wurden drei Jahre benötigt. Es steht als Zeichen der Toleranz. Der Künstler Karl-Martin Hartmann hat das Fenster mit einem roten Glasfenster hinterlegt, auf dem Ausschnitte aus der Erzählung „Der Rabbi von Bacherach“ zu lesen waren. So wurde ein Ort der Begegnung geschaffen, an dem über Toleranz gesprochen und nachgedacht wurde.

Die Ruine der Wernerkapelle steht für eine traurige Geschichte

Der Grundriss der Kapelle ähnelt einem Kleeblatt, die Mauern bestehen aus rotem Sandstein. Leider sind lediglich die südlichen und östlichen Außenwände bis heute erhalten geblieben. Wer bei der Besichtigung genau hinschaut, kann noch vereinzelt Teile der Empore erkennen.

Beim Umrunden der Wernerkapelle stellen wir fest, dass die Seitenwände so gestaltet sind, dass sie fast ausschließlich mit hohen Spitzbogenfenstern bestückt sind. Darüber hinaus sind sie mit kleinen Türmchen und Wasserspeiern versehen.  

Es wird vermutet, dass diese Vorhalle der Ansatz zu einem Langhaus gewesen sein soll. Fertiggestellt wurde es allerdings nie. Die hohen gotischen Fenster brachten das Licht in die Kapelle. Leider ist das Dach nicht mehr vorhanden.

Interessant zu wissen ist auch, dass bei der Burg Stahleck Sprengungen durchgeführt wurden. Uns wurde berichtet, dass dies 1689 durch französische Soldaten geschehen sei und dabei die Wernerkapelle durch herabfallende Gesteinsbrocken Schäden davongetragen hat. Eine weitere Gefahr für die Kapelle stellten Erdrutsche ungefähr im 18. Jahrhundert dar.

Fernblick

Bei der Besichtigung der Kapelle sollte allerdings nicht die tolle Aussicht, die man von hier oben hat, außer Acht gelassen werden. Bei schönem Wetter reicht der Blick sehr weit.

In der „Unnergass“ befindet sich direkt neben dem „Kretsche-Haus“ dieser mittelalterliche Ziehbrunnen. Aus diesem entnahmen die Bewohner der Straße bis 1900 ihr Brauchwasser. Gleich hinter dem Brunnen befand sich ein Waschbottich, in dem sodann die Wäsche gewaschen wurde.

1989 wurde der Brunnen wieder ausgegraben, dies geschah, nachdem sich die Nachbarschaft „Unnergass“ mit dem Geschichtsverein Bacharach zusammengetan hatten.

Auch heute wird die Bank gerne genutzt. Von Touristen für eine kleine Pause und von den Anwohnern, um sich die Neuigkeiten zu erzählen.

Die Treppe hinter dem Brunnen führt hinauf zur Stadtmauer.

Begehbare Stadtmauer

Selbstverständlich wollen wir uns diese auch anschauen und sind positiv überrascht. Gut befestigt führt hinter den Häusern ein Weg entlang, über den man sogar in Restaurants gelangen kann. Die Stadtmauer wurde wirklich gut integriert. Den Gang über diese planen wir für den Rückweg zum Parkplatz ein.

Rathaus

Entlang der Mainzer Straße erstreckt sich ein Fachwerkgebäude, das alte Rathaus. Auch dieses Gebäude diente mehreren Zwecken. Ursprünglich befand sich in dem Gebäude ein Zehnthof, dessen Eigentümer der Kölner Andreasstift war. Im 16. Jahrhundert beherbergte es eine Kellerei und später (20. Jahrhundert) wurde es zum Hotel „Alter Zollhof“ umfunktioniert.

Erst seit 1940 befindet sich das Rathaus in den Gemäuern. Das Tor zum Hof ist geöffnet und der Zugang ist für Besucher erlaubt. Neben den Arkaden befindet sich in dem Hof eine mittelalterliche Wasserleitung.

Haus Sickingen

Haus Sickingen ist ein denkmalgeschützter Winzerhof. Wer nun der Annahme ist, dass es sich bei dem Erbauer des Hauses um einen Winzer handelte, der liegt völlig falsch. Ein Rheinschiffer namens Peter Ackermann ließ das Haus im 15. Jahrhundert errichten. Die Bauweise entspricht der des Ständerbaus. Auch heute befinden sich in dem Kelterhaus noch Hochkeller und ein Ziehbrunnen.

Den Namen Haus Sickingen bekam es, da es sich einst im Besitz des Reichsritters Franz von Sickingen befand. Die Familie Petit-Lieberz führt das Haus seit fast 300 Jahren in ihrem Privatbesitz. Diese hegt und pflegt das Haus, wie unschwer zu erkennen ist, äußerst liebevoll.

Unscheinbar stellt sich die aus dem 18. Jahrhundert stammende Hauskapelle der Lateinschule des katholischen Gymnasiums, die St. Josef Kapelle, dar. Sie wurde so in den Gebäudekomplex der Schule integriert, dass sie – zumindest uns – nicht sofort aufgefallen ist. Bei genauerem Hinsehen fällt allerdings auf, dass das Portal herausstechend ist.

Nachdem sie bis 1959 als Klosterkirche genutzt wurde, hat man danach Veranstaltungen in dem Kirchenraum durchgeführt.

Nach der Stadtbesichtigung führt kein Weg an Burg Stahleck, der früheren Staufenfeste, vorbei.

Erstmals erwähnt wurde die hoch über der Stadt Bacharach thronende Burg 1135. Wann sie tatsächlich errichtet wurde, ist nicht bekannt.

Man kann aber davon ausgehen, dass der mächtige Turm der Burg wohl der älteste Teil ist. An der westlichen Seite war die Burg Teil der Stadtbefestigung.

Dadurch, dass die Burg mit der Zeit zu einer der stärksten Burganlagen am Mittelrhein gehörte, profitierte auch Bacharach. Die Stadt wurde Herrschaftsmittelpunkt der Rheinischen Pfalzgrafschaft.

Wie kam die Burg Stahleck zu ihrem Namen?

Der Name besteht aus den mittelhochdeutschen Wörtern „stahel“ (Stahl) und „ecke“. Wobei „ecke“ die Bezeichnung für einen Bergsporn ist. Zusammengesetzt bedeutet der Name „unbezwingbare Burg auf einem Bergsporn“.

Burg Stahleck hat, wie zahlreiche andere Burgen auch, eine lebhafte Geschichte hinter sich. Nachdem sie im Dreißigjährigen Krieg mehrfach erobert wurde, erfolgte im Laufe des Pfälzischen Erbfolgekrieges die Zerstörung. So haben französische Soldaten im Jahr 1689 eine derartige Explosion herbeigeführt, dass der Bergfried völlig zerstört wurde.

Nach der enormen Zerstörung erfolgte ein Wiederaufbau. 1828 erwarb der Kronprinz von Preußen die Burg bzw. die Ruine. Nachdem dieser sie wiederum verkaufte, erfolgte im Jahr 1925 der Wiederaufbau. Die Arbeiten dauerten bis 1967 an. Die Burg wird seit dem Wiederaufbau als Jugendherberge genutzt. Mit Sicherheit ein wunderschönes Ausflugsziel.

Der Weg zurück führt durch Weinberge und Wald. Über ein paar Serpentinen gelangt man hinab bis zum Rathaus von Bacharach.

Rhein bei Bacharach

Wandern rund um Bacharach

Für Wanderbegeisterte bieten sowohl der Rheinsteig als auch der Rheinburgenweg tolle Routen an. Insgesamt kannst du auf diesen Touren über 40 Burgen und Wehranlagen besichtigen. Bei der ein oder anderen Anstrengung wirst du mit wunderschönen Ausblicken belohnt.


Nach dieser ausgiebigen und wegen der hohen Temperaturen etwas anstrengenden Besichtigungstour lassen wir den Tag bei kühlen Getränken am Ufer des Rheins ausklingen.


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