Bad Wimpfen – Ehemalige Stauferstadt und Kaiserpfalz

Die Stauferstadt Bad Wimpfen versetzt ihre Besucher durch die grandiose, das Stadtbild prägende Kaiserpfalz zurück in die Vergangenheit. Hierneben beeindruckt die romantische Altstadt mit wunderschönen, malerischen Fachwerkhäusern.

Schon von weitem entdecken wir bei unserer Anreise die markante Silhouette der größten Kaiserpfalz nördlich der Alpen.

  1. Wo genau liegt Bad Wimpfen?
  2. Geschichte der Stadt
  3. Sehenswürdigkeiten der Stadt
  4. Die Kaiserpfalz Wimpfen
  5. Weitere Sehenswürdigkeiten in Bad Wimpfen

Wo genau liegt Bad Wimpfen?

Etwa zehn Kilometer von Heilbronn in nordnordwestlicher Richtung am Ufer des Neckars befindet sich die Stadt. Eine Kurstadt mit über 7.300 Einwohnern. Bad Wimpfen setzt sich aus zwei Stadtteilen zusammen, Wimpfen im Tal und Wimpfen am Berg.

Bad Wimpfen Altes Haus mit Blumenschmuck Bank

Geschichte der Stadt

Bad Wimpfen blickt auf eine spannende Geschichte zurück. Hier kann ich diese nur kurz anreißen, da die Menge an Informationen sonst den Rahmen sprengen würde.

Im mittleren Neckarraum lebten bereits die Kelten, die offensichtlich nicht nur der Stadt, sondern auch den Flüssen Jagst und Kocher ihre Namen gegeben haben.

Die Region wurde 85 n. Chr. von den Römern belagert, was durch die Ausgrabung von Brückenteilen, die mit der Jahreszahl versehen waren, belegt werden konnte. Kaiser Otto I. verlieh 965 Wimpfen die Marktrechte. Durch Kaiser Friedrich Barbarossa wurde im Jahr 1165 der Auftrag erteilt, die Pfalz Wimpfen auf dem Bergrücken zu errichten, wodurch sie zur Stauferpfalz wurde. Später wurde diese immer größer. Aufgrund ihrer Länge von ungefähr 215 Metern und ca. 88 Metern Breite wird sie nunmehr als die größte noch erhaltene Königspfalz nördlich der Alpen bezeichnet.

Um 1300 wurde Wimpfen nach dem Niedergang der Staufer zur Reichsstadt, was dazu führte, dass sich zahlreiche Handwerker und Händler in der Stadt ansiedelten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt extrem verwüstet.

Ab 1817 förderte man in Wimpfen die Sole, die auch zu therapeutischen Maßnahmen verwendet wurde. So blieb es nicht aus, dass sich Wimpfen ab 1930 Bad Wimpfen nennen durfte.

Die komplette Altstadt ist denkmalgeschützt, wodurch die Einmaligkeit des Ensembles der Vergangenheit noch einmal unterstrichen wird.

Sehenswürdigkeiten der Stadt

Vor den Toren der historischen Stadt haben wir schnell einen idealen Parkplatz gefunden. Wer Bad Wimpfen besichtigen möchte, sollte gutes Schuhwerk tragen, da das Laufen auf dem holprigen Kopfsteinpflaster teilweise etwas beschwerlich sein kann.

Bad Wimpfen Adlerbrunnen

Der Adlerbrunnen stammt aus dem Jahr 1576 und befindet sich am oberen Zugang zum Markt. Entlang der Hauptstraße befand sich einst ein Bach, mit dessen Wasser der Brunnen gespeist wurde.  

Der Reichsadler trägt den „Wormser Schlüssel“ als Symbol der reichsstädtischen Unabhängigkeit. Gleichzeitig ist der den Schlüssel tragende Adler auch auf dem Wappen der Stadt Wimpfen abgebildet.

Bad Wimpfen Adlerbrunnen

Bad Wimpfen Ev. Stadtkirche

Die Ev. Stadtkirche befindet sich auf dem Eulenberg und somit am höchsten Punkt der Altstadt des Ortsteils „Wimpfen am Berg“.  Sie hat ihr heutiges Aussehen durch viele Umbauten um das Jahr 1500 erhalten. Lediglich die Sockel der beiden Osttürme stammen aus dem 13. Jahrhundert und konnten erhalten bleiben.

Bad Wimpfen Rathaus

Im 14. Jahrhundert entstand das ursprüngliche Rathaus. 1562 erfolgte dann der Umbau des Gebäudes zu einem Fachwerkbau, der über eine Freitreppe zu erreichen ist. Sowohl der Rat als auch das Gericht der Reichsstadt Wimpfen tagten in diesem Gebäude. Ab 1539 befand sich hier das Reichskammergericht.

Da das Gebäude immer baufälliger wurde, blieb im Jahr 1839 nur noch der Abriss, dem ein Neuaufbau im klassizistischen Stil folgte. Die vier Wappen an der Vorderseite des Rathauses erinnern an die wechselhafte Geschichte der Stadt.

Bad Wimpfen Marktbrunnen

Zwischen der Ev. Stadtkirche und dem Rathaus befindet sich der Marktbrunnen, der 1870 am Marktplatz errichtet wurde. Durch den Brunnen wird der Platz zu einem idyllischen Fleckchen, an dem es sich lohnt, ein wenig innezuhalten.

Bad Wimpfen Fachwerkhaus Blumen

Wunderschön von den Bewohnern des Hauses gestaltet entdecken wir dieses aus dem 13. Jahrhundert stammende romanische Wohnhaus.

Bad Wimpfen Löwenbrunnen

Der Löwenbrunnen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Hier trägt der Löwe das Stadtwappen.

Bad Wimpfen Fachwerkhaus

Das Schmuckkästchen ist ein dekorativer fränkischer Fachwerkbau und wohl auch eins der schönsten Fachwerkhäuser in Bad Wimpfen.

Die Kaiserpfalz Wimpfen

Eine Pfalz war im Mittelalter ein Gebäudekomplex, der einen Palas (Hauptgebäude der mittelalterlichen Burg mit Wohnräumen und Festsaal), einer Kapelle und Wirtschaftsgebäude, in denen reisende Könige samt ihrem Gefolge aufgenommen wurden.

Auf der Kaiserpfalz in Wimpfen, die 1160/1170 unter Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ errichtet wurde, sind 34 Aufenthalte von Kaisern und Königen nachweisbar.

Bad Wimpfen Fachwerkhaus Blauer Turm
Von überall gut sichtbar, der Blaue Turm

Das Wahrzeichen der Stadt, der Blaue Turm, ist bereits zu sehen, wenn man sich auf den Weg in den historischen Stadtkern begibt. Erbaut wurde er um das Jahr 1170 als westlicher Bergfried der Königspfalz. Mit seinen 58 Metern Höhe diente er als Hochwachtturm.

Bad Wimpfen Blauer Turm

In den Jahren 1674, 1848 und 1984 fiel der Blaue Turm Bränden zum Opfer. Nach aufwendigen Sanierungsarbeiten hat sich der Turm immer wieder etwas verändert, vor allem der Turmhelm wurde anders gestaltet.

So sind beispielsweise der heutige Sockel und Eingang im Erdgeschoss erst im 19. Jahrhundert entstanden. Auch die Türmchen und Zinnen im oberen Bereich, in dem sich die Türmerwohnung befindet, wurden später so umgebaut, wie sie heute zu sehen sind.

Seinen Namen hat der Turm aufgrund seines Schieferdaches erhalten. Mittlerweile fungiert er als Aussichtsturm mit einem Blick über die Altstadt weit ins Neckartal. Interessant ist, dass es in Bad Wimpfen immer noch eine Türmerin gibt. Nachdem der Turm über viele Jahre wegen Sanierungsarbeiten geschlossen war, ist er nunmehr wieder für Besucher geöffnet. Wer die Türmerin „besuchen“ möchte, muss 134 Stufen erklimmen, um vor ihrer Wohnung zu stehen. Die Türmerin in Bad Wimpfen ist die Einzige ihres Berufsstandes, die direkt an ihrem Arbeitsplatz wohnt.

Wir erfahren, dass sie nach Einkäufen insbesondere schwere Taschen unten am Turm abstellen und diese mit einem Zettel versehen soll, auf dem steht: „Bitte mit nach oben nehmen.“ Besucher, die ihr die Taschen hinauftragen, werden mit einem Glas Sekt belohnt.

Möchtest du den Ausblick von den Zinnen aus genießen, so musst du noch einmal 37 Stufen erklimmen.

Bad Wimpfen Steinhaus

Das Steinhaus ist Teil der Pfalz und befindet sich im Burgviertel. Es soll einer der größten romanischen Profanbauten in Deutschland sein. Ursprünglich war es als Kemenate der Königin gedacht.

Nachdem es im 15. Jahrhundert durch einen Umbau eine Veränderung erfuhr, wurde es privatisiert. Seit 1511 befindet es sich in städtischem Besitz und beherbergt heute das Historische Museum, in dem unter anderem die Geschichte der Staufer und der Kaiserpfalz dargestellt ist.

Bad Wimpfen Rückseite des Palas
Ein Blick auf die Rückseite des Palas mit den Arkadenfenstern

Wir sind ins Burgenviertel hinaufgestiegen und haben unseren Rundgang dort fortgesetzt. Von hier oben kann jeder Fotograf zum Neckar hin oder auch in Richtung Altstadt wunderschöne Fotomotive ergattern.

Bad Wimpfen Arkaden im Innenhof

In diesem Innenhof entdecken wir die Arkaden des staufischen Palas. Diese Arkaden sind Überreste des früheren Königssaales. Ursprünglich war der Palas zweigeschossig.

Bad Wimpfen Rundbögen im Palas

Bei genauerem Hinsehen ist festzustellen, dass die einzelnen Rundbögen verschieden gestaltet sind. Die unterschiedlichen Würfelkapitelle und Säulen werden als Besonderheit der früheren Zeit bezeichnet.

Von den Arkaden aus führt ein Zugang direkt zur Königsempore in der Pfalzkapelle.

Im Untergeschoss des Palas befanden sich sowohl Wirtschafts- als auch Lagerräume, während das Obergeschoss zu Wohnzwecken genutzt wurde. An den Wohnräumen befand sich eine Altane (balkonartiger Anbau) mit Blick zum Neckar. Der Festsaal war ungefähr 180 Quadratmeter groß.

Ausblick von der Pfalz ins Neckartal

Leider blieben von dem prächtigen Palas nur noch die Arkaden übrig.

Bad Wimpfen Pfalzkapelle

Die Pfalzkapelle St. Nikolaus wurde um 1200 erbaut. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Hofkapelle. An der Südseite der Kapelle befinden sich Doppelfenster der Kaiserempore. Im 14. Jahrhundert wurden nachträglich sowohl die Sakristei als auch der Chor angebaut.

Als Bauernhaus mit dazugehörigem Stall und Scheune fungierte die Kapelle im Jahr 1837, jedoch wurde sie 1908 wieder in den früheren Zustand einer Kapelle zurückversetzt.

Mittlerweile dient das Gebäude nicht mehr als Kapelle, vielmehr beherbergt es ein kirchenhistorisches Museum.

Nicht weit von der Pfalzkapelle entfernt befindet sich der Rote Turm, der östliche Bergfried der Kaiserpfalz. Das grandiose Buckelquaderwerk besteht aus Sandstein, Kalksteinaufbau und Tuffstein.

Von einem Bürger der Stadt erfahren wir, dass der Turm als Zufluchtsstätte für die Könige und Kaiser vorgesehen waren, wenn die Pfalz angegriffen wurde. Aus diesem Grunde war er im Inneren mit Wandnischen und sogar einem Kamin ausgestattet. Des weiteren wurden nachträglich Schlüssellochscharten eingebaut. Sogar eine Abortanlage sei in dem Turm installiert gewesen.

Früher hatte der Rote Turm als Abschluss ein rotes Ziegeldach, wodurch er seinen Namen bekam. Dieses wurde jedoch im 30jährigen Krieg zerstört und danach nicht wieder aufgebaut.

Bad Wimpfen Blick über die Stadt

Oben angekommen, bietet sich eine tolle Aussicht auf die Altstadt oder aber auch über das Neckartal. Die Wolkenbildung ist bedrohlich, wer weiß, was da noch auf uns zukommt.

Bad Wimpfen Fernblick

Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, vom Roten Turm ein kleines Stück die Wehrmauer entlangzulaufen.

Bad Wimpfen Nürnberger Türmchen

Am Ende des Wehrgangs befindet sich das Nürnberger Türmchen. Es wurde zum Dank für die Hilfe der Reichsstadt Nürnberg bei der Wiederherstellung der stark beschädigten Stadtmauern nach dem 30jährigen Krieg errichtet.

Dieser kleine Turm wurde 1656 erbaut. Er erhielt Schießscharten und besteht über dem massiven Sockel aus Fachwerkaufbau mit einem Zeltdach.

Bad Wimpfen Unteres Tor

Vom Nürnberger Türmchen aus entdecken wir das Untere Tor, welches 1906 errichtet wurde. Auch heute noch ist das Stadtwappen aus dem Jahr 1781 an ihm befestigt.

Bad Wimpfen Hohenstaufen- oder Schwibbogentor

Als weiteren noch erhaltenen Bau besichtigen wir das Hohenstaufen- oder Schwibbogentor, ein dreigeschossiger Torturm in der Wehrmauer aus dem Jahr 1200. Obwohl dies der Haupteingang zur Stauferpfalz war, ist auffällig, dass an ihm weder eine Zugbrücke noch ein Fallgitter installiert war.

Im Anschluss schlendern wir noch ein wenig durch die zum Teil verträumten Gassen und lassen den Besuch in die Vergangenheit auf uns wirken. Es ist erstaunlich, was damals unter zum Teil sehr schweren Bedingungen an Bauwerken erschaffen wurde. Umso schöner ist, wenn diese weitestgehend erhalten bleiben.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Bad Wimpfen

Die Ritterstiftskirche St. Peter im ehemaligen Benediktinerkloster wurde auf dem Fundament einer alten Römerstadt erbaut. Das unmittelbar neben ihr befindliche Kloster ist bis heute erhalten geblieben. Die Architektur der Kirche ist eine Augenweide für Kirchenliebhaber.

Das Reichsstädtische Museum im Spital befindet sich im 1230 gegründeten „Alten Spital“. Hier erfährst du noch mehr zur Geschichte der Stadt.

In der Badgasse befindet sich das Bügeleisenhaus. Es ist wohl das schmalste Fachwerkhaus der Stadt.

Mit dem Bollwerk wird ein typisches Artillerierondell des 16. Jahrhunderts dargestellt.

In der „Obere Turmgasse 1“ befindet sich das Bürgermeister Elsässer Haus. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist mit einem repräsentativen Barockerker ausgestattet. Interessant ist, dass im Garten des Hauses mächtige Fundamente gefunden wurden. Diese schließen darauf, dass sie von einem weiteren dritten Bergfried stammen.

Bad Wimpfen Blick ins Neckartal

Du wanderst gerne? Um Bad Wimpfen herum gibt es zahlreiche Wanderrouten sowohl für kurze als auch ausgedehnte Touren. Neben dem Neckarsteig findest du hier auch den Jakobsweg.

Auch wenn wir unsere sonstige Reisebegleiterin, die Sonne, dieses Mal nicht mit im Gepäck hatten, hat es unheimlich Spaß gemacht, sich in der liebevoll herausgeputzten Stadt auf den Spuren der Vergangenheit zu bewegen.

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