Burg Hohenzollern

Majestätisch thront die Burg Hohenzollern auf dem 855 Meter hohen Bergkegel des Hohenzollern. Eine Märchenburg in Baden-Württemberg, so stellt sie sich in der Nähe von Hechingen dar.

Von der Bergkuppe ist fast nichts mehr zu sehen, da die Burg diese fast vollständig einnimmt. Der Hohenzollern ist ein Zeugenberg, der dem Trauf der Schwäbischen Alb vorgelagert ist.

Durch diesen wunderbaren Ort ist die Burg bereits von weitem zu sehen und zu einem beliebten Fotomotiv geworden. Bereits am Rande der Landstraße befinden sich Hinweisschilder, von welcher Stelle der Fotograf den besten Blick auf die Burg hat.

Geschichte der Burg

Es wird vermutet, dass bereits im 11. Jahrhundert an dieser Stelle eine Burg erbaut wurde, die 1423 nicht nur erobert, sondern auch zerstört wurde. Die zweite Burg wurde ab 1454 neu gebaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie von den Württembergern erobert und besetzt. Sie durchlief eine bewegte Geschichte bis zum Abzug der Württemberger. Nach diesem wurde die Burg mit einer Besatzung von 50 Mann eingenommen, die überwiegend aus einheimischen Bauern bestand.

Sie war nach Ende des Krieges zum größten Teil wieder im Besitz der Habsburger. Später verfiel sie bis zu einer Ruine. Lediglich die St. Michaels-Kapelle blieb erhalten.

Burg Hohenzollern

Kronprinz Friedrich Wilhelm (später König Friedrich Wilhelm IV.) entschloss sich, die Burg – als dritte Burg – aufzubauen und bewohnbar zu machen. Es wird vermutet, dass er den Entschluss im Jahr 1819 auf seiner Reise durch Italien fasste.

Die Burg, wie wir sie heute sehen, ist die Handschrift des Berliner Architekten Friedrich August Stüler. Für die prächtigen Auffahrten wurde der Ingenieuroffizier Moritz von Prittwitz herangezogen. Gustav Willgohs, ein Bildhauer, hat seinerseits mit seinen Arbeiten den Aufbau unterstützt. 

Am 3. September 1978 ereilte die Region ein Erdbeben, durch das die Burg Hohenzollern erheblich beschädigt wurde. Hierbei stürzten einige Türmchen ein und die majestätischen Ritterfiguren auf den Brüstungen wurde zerstört.

Die Burg befindet sich immer noch im Privatbesitz. Als aktueller Hausherr begrüßt Georg Friedrich Prinz von Preußen seine Besucher, dies bereits seit 1994. Er hat die Burg mit vielen Gegenständen, die an seine Familie erinnern, ausgestattet. Ein großer Teil davon ist sogar in der Schatzkammer zu sehen.

Info:
Das Haus Hohenzollern wurde im Jahr 1061 zum ersten Mal personenbezogen mit den Worten „Wezil et Burchardus de Zolorin“ (Wezil und Burchard von Zolorin) geschichtlich erwähnt.

So findest du die Burg Hohenzollern

Über die Bundesstraße 27 (Stuttgart-Tübingen-Hechingen-Balingen) erreichst du die Burg. Du nimmst die Ausfahrt Hechingen-Süd und von dort aus ist die Burg Hohenzollern ausgeschrieben. Schnell ist man an der Zufahrtsstraße, die durch den Wald direkt zu einem Parkplatz führt, auf dem ausreichend Stellplätze vorhanden sind. Die Tickets sind ebenfalls hier zu erwerben.

Sodann steht man vor der Wahl: Wie soll es vom Parkplatz aus weitergehen? Zum einen gibt es den Pendelbus, der bis hoch zur Burg fährt. Sowohl die Gebühr für den Parkplatz als auch für den Pendelbus ist bereits im Eintrittsticket enthalten.

Für die Wanderer führt vom oberen Parkplatz aus ein Fußweg bis zum Burgeingang. Dieser ist ungefähr 600 Meter lang. Ein paar Treppen sind zu überwinden und an manchen Stellen ist er etwas steil. Kurz und knapp: es geht deutlich nach oben. Je nach eigener Geschwindigkeit sollte für den Weg ungefähr eine halbe Stunde einkalkuliert werden.

Burg Hohenzollern

Die Burganlage

Burg Hohenzollern Eingangstor

Zunächst gelangen wir an das Eingangstor, an dem noch einmal die Tickets kontrolliert werden.

Burg Hohenzollern Eingangstor mit Zugbrücke
Eingangstor mit Zugbrücke

Von dort geht es direkt weiter zum nächsten Tor, das noch mit einer Zugbrücke versehen ist. Insgesamt müssen bis zum Burghof vier Windungen durchlaufen werden.

Am Ende des Aufgangs befindet sich der Torturm, über den der Burghof zu erreichen ist.

Burg Hohenzollern Tortum
Tortum

Bevor wir uns weiter in den Burghof begeben, schauen wir uns die Christuskapelle (evangelisch) an.

Burg Hohenzollern Christuskapelle
Christuskapelle

Die Christuskapelle wurde von Stüler errichtet. Hierbei orientierte er sich maßgeblich an den Westchor des Naumburger Doms. Die Kapelle besticht mit zahlreichen Buntglasfenstern, auf denen biblische Motive dargestellt sind. Obwohl sich die Anlage immer noch im Privatbesitz befindet, steht es den Besuchern frei, neben vielen anderen Räumen auch die Kapelle zu besichtigen.

Burg Hohenzollern Christuskapelle Decke

Während der Besichtigung erfahren wir, dass sich die Burg sowohl im Besitz des preußisch-reformierten als auch des schwäbisch-katholischen Familienzweiges befindet. Somit muss es natürlich zwei Kapellen auf der Anlage geben. So zumindest ist unsere Annahme. Doch wir werden eines Besseren belehrt. Auf der Burganlage gibt es genaugenommen Kapellen von drei verschiedenen Konfessionen. So befindet sich unter der Christuskapelle noch die russisch-orthodoxe Auferstehungskapelle. Im 20. Jahrhundert hat Prinz Louis Ferdinand von Preußen sie für seine Frau Kira von Russland errichten lassen.

Burg Hohenzollern Nürnberger Feldschlange Kanone
Nürnberger Feldschlange

Mitten auf dem Burghof befindet sich eine Kanone aus dem 18. Jahrhundert, die „Nürnberger Feldschlange“.

Burg Hohenzollern Nürnberger Feldschlange Detailaufnahme

Sie entstand im Jahr 1722 durch den Meister Herold in Nürnberg. Nach vielen Einsätzen und Schäden durch Erdbeben musste sie natürlich restauriert werden.

Burg Hohenzollern Nürnberger Feldschlange Detailaufnahme

Diese Aufgabe hat der Zimmermeister Siegfried Haug aus Hechingen übernommen. Er hat sich im Jahr 1985 der Renovierung angenommen und die Kanone wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht. Bei Betrachtung der Details kommen wir zu dem Schluss, dass ihm diese Aufgabe sehr gut gelungen ist.

Burg Hohenzollern Grafensaal
Grafensaal

Wir werfen noch einen Blick in den Grafensaal, den Festsaal der Burg. Auch heute wird er noch für Festlichkeiten genutzt. Der Saal ist so groß, dass er die komplette Breite des Südflügels einnimmt. Acht freistehende Marmorsäulen tragen sein Gewölbe. Auch hier hinterließ Stüler seine Handschrift, indem er die Fenster mit bunten Malereien verzierte.

Burg Hohenzollern Maria und Jesus von Feodor Bruni
Maria und Jesus von Feodor Bruni

Dieses Bild soll ein Taufgeschenk von Zar Nikolaus II. von Russland an dessen Nichte Kira, der späteren Frau von Prinz Louis Ferdinand von Preußen, gewesen sein.

Wir müssen nur einen Stock tiefer gehen, um in die Waffen- und Schatzkammer zu gelangen.

Burg Hohenzollern Waffenkammer

Neben den damals alltäglichen Waffen sind hier Lanzen, Brust-Panzer, Helme, Ritter-Rüstungen und Hellebarde zu betrachten.

Hellebarde, auch Helmbarte genannt, sind Kampfwaffen aus der Zeit des Mittelalters. An einem ungefähr 1,5 Meter langem Holzstab befindet sich eine Speerspitze mit einer Barte (ähnlich aussehend wie eine Axt). Die Waffe ist so gestaltet, dass man mit ihr sowohl zuschlagen als auch zustechen kann. Mittlerweile ist solch eine Hellebarde nur noch Dekoration. So wird sie im übrigen noch von der Schweizer Garde im Vatikan getragen.

Burg Hohenzollern Neugotisches Maßwerk
Neugotisches Maßwerk

Das freigelegte neugotische Maßwerk wird auf einer Hinweistafel in der Burg Hohenzollern wie folgt beschrieben: „Das Maßwerk setzt sich ausschließlich aus exakten Kreisbogen zusammen. Der Wortteil „Maß“ bedeutet entsprechend dem mittelhochdeutschen Sprachgebrauch so viel wie „richtige Größe“ beim lückenlosen In- und Aneinanderfügen von Kreisbogen. Zur Maßwerkkonstruktion braucht man nur Zirkel und Lineal. Sie ist in ihren möglichen Formergebnissen praktisch unerschöpflich, und so kam es an gotischen Bauwerken zu immer neuartigen geometrischen Schmuckformen.“

Von hier aus steigen wir hinab in die Kasematten. Eine aufregende und interessante Exkursion steht uns bevor, die teilweise sogar etwas unheimlich ist.

Burg Hohenzollern Treppe zu den Kasematten

Schon beim Begehen der Treppe wird uns schnell klar, dass die Kasematten bombensicher sein müssen. Sie sind im Übrigen erst seit 2004 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Burg Hohenzollern In den Kasematten

Nicht überall waren die Kellergänge so, wie auf dem Foto zu sehen. Teilweise waren sie nicht nur eng, sondern auch sehr niedrig.

Bevor die Kasematten wieder begehbar waren, waren sie bis zu den Decken mit Bauschutt gefüllt. Die Freilegung dauerte entsprechend. Im Mittelalter „hauste“ hier die Burgbesatzung, während außerhalb der Burg der Feind lauerte. Im Prinzip sind die Kasematten das Fundament, auf dem die Dynastie der Hohenzollern gegründet wurde. Hier unten wurde vor fast 1.000 Jahren der erste Stein gelegt und sodann Stein um Stein die Anlage erweitert.

Burg Hohenzollern Nachgestellter Wachraum der Burgbesatzung
Nachgestellter Wachraum der Burgbesatzung

Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Kasematten auch als Lagerräume genutzt, insbesondere für Waffen und Kanonenpulver.

Burg Hohenzollern Tönerner Sprengkörper in den Kasematten
Tönerner Sprengkörper

Dieser tönerne Sprengkörper wurde bei der Freilegung der Kasematten gefunden. Für die Herstellung eines solchen Sprengkörpers bedurfte es nicht sehr viel. Man nahm einen Harzklumpen, der mit Ton ummantelt und sodann im Feuer gebrannt wurde. Nach dem Brennen wurde das Harz aus einer sog. Brandröhrenvorrichtung wieder abgelassen und der Hohlraum mit Pulver befüllt. Ein Holzrohr wurde in die Brandröhre eingelassen, auch dieses war mit Schwarzpulver gefüllt. Um den Sprengkörper abzufeuern, wurde ein Mörser benötigt, der die Kugel entsprechend weit weg beförderte. Wir erfuhren, dass solch eine Entfernung bis zu 3.000 Schritte betreffen konnte.

Burg Hohenzollern Aufgang zum Spitz
Aufgang zum Spitz
Burg Hohenzollern Ausgang aus den Kasematten

Der „Geheimgang“ durch die Kasematten endet am sog. Spitz, das Ende der Burganlage.

Die Basteien

Burg Hohenzollern Aus der Kasematten am Spitz

Ausgang der Kasematten am sog. „Spitz“ mit einer wunderschönen Aussicht …

Burg Hohenzollern Fernblick

Nach der Besichtigung der Kasematten entschließen wir uns, die Außenanlagen etwas näher zu inspizieren. Die Luft in den Kellergewölben ist gewöhnungsbedürftig und so kommt uns ein Spaziergang durch die Gärten gerade recht.

Burg Hohenzollern

Das Ende der Scharfeck-Bastei bildet der Markgrafenturm. Die komplette Burg kann über die Außenanlagen einmal umlaufen werden. Ein empfehlenswerter Spaziergang.

Während des Rundgangs auf der Bastei treffen wir auf Statuen der preußischen Monarchen des Hauses von Hohenzollern. Eindrucksvoll!

Aber auch immer wieder werden wir von den tollen Fernblicken mitgerissen.

Burg Hohenzollern Fernblick mit Wolkenbildung

Neben fantastischen Ausblicken, zum Zeller Horn, Feldberg oder sogar bis Stuttgart bietet die Burg bei einem Rundgang durch die Außenanlagen an jeder Ecke einen anderen Anblick. Auch für diesen Teil sollte genügend Zeit eingeplant werden.

Burg Hohenzollern Außenansicht

Der Markgrafenturm mit dem links daneben befindlichen Bischofsturm steht an der Westspitze der Burganlage.

Bei genauer Betrachtung der kompletten Anlage fällt auf, dass sich die Burg etwas höher als die Bastionen befindet. Dies bedeutet bei einer Außenbesichtigung, dass man häufig nach oben schauen muss.

Burg Hohenzollern Fensterblick

Unser Rundgang endet mit Erreichen des Burginnenhofes. Für den Rückweg zum Parkplatz nehmen wir den Shuttle-Bus, da der Himmel plötzlich sehr dunkel wird und wir trockenen Fußes am Auto ankommen möchten.

Sieht bedrohlich aus!

Einen kompletten Überblick über die Burganlage Hohenzollern bietet der Lageplan.

Diesen dürfen wir mit freundlicher Genehmigung der Burg Hohenzollern GbR in diesem Beitrag veröffentlichen.

Burg Hohenzollern Geländeplan
Bildquelle: Burg Hohenzollern GbR

Stationen der Burg Hohenzollern

1) Adlertor
2) Torturm
3) Kutschenhof
4) Burggarten
5) Restaurant
6) Kanone
7) Eingang Keller/Kasematten
8) Ausgang Kasematten
9) Michael-Kapelle
10) Christus-Kapelle;
11) Fernrohre
12) Schnarrwacht-Bastei
13) Neue Bastei
14) Fuchsloch-Bastei
15) Spitz
16) Scharfeck-Bastei
17) Garten-Bastei
18) Aussichtspunkt Zeller Horn,
19) Aussichtspunkt Feldberg
20) Aussichtspunkt Stuttgart
21) Wasserturm
22) Souvenir-Shop/Parkplatz

Burg Hohenzollern hinter Gittern

Burg Hohenzollern als Filmkulisse

Im Jahr 2015 wurde auf der Burg ein Teil des Thrillers „A Cure for Wellness“ von dem Regisseur Gore Verbinski gedreht. Kurzerhand wurde aus der Burg ein Schweizer Sanatorium. Allerdings wurden nur wenige Minuten auf der Burg gedreht. Für die Zeit der Dreharbeiten blieben die Tore für die Touristen verschlossen.

Burg Hohenzollern Innenhof

In Deutschland musst du nicht lange suchen, um ein romantisches Schloss oder eine mit besonderem Charm behaftete Burg zu finden. Wir sind mit einer Vielzahl von Schlössern und Burgen gesegnet, die sowohl mit romantischen Geschichten als auch Mythen behaftet sind. Die Burg Hohenzollern ist nicht unbedingt so luxuriös wie manch ein Schloss. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass sie einst zu Verteidigungszwecken errichtet wurde. Aber sicherlich gehört sie zu den schönsten Burgen in Deutschland und ist ein Touristenmagnet mit wahnsinniger Anziehungskraft. Zweifelsohne ist sie eine der Hauptsehenswürdigkeiten Baden-Württembergs.

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