Pisa

Zu den bekanntesten Städten Italiens gehört zweifelsohne die Stadt Pisa. Die in der Toskana am Arno gelegene Stadt ist insbesondere bekannt durch ihren schiefen Turm. Ein Bauwerk von ausgesprochener Einzigartigkeit, dem Pisa seine weltweite Berühmtheit verdankt.

Pisa gehörte neben Lucca, Florenz und Siena im Mittelalter zu den vier Republiken, die politisch Oberitalien beherrschten. Darüber hinaus gehörte Pisa neben Venedig, Genua und Amalfi zu den vier Seefahrerrepubliken, wobei sicherlich Venedig die mächtigste dieser Republiken war. Politisch an Bedeutung verlor Pisa mit dem Anschluss der Republik an Florenz im Jahre 1406.

Natürlich war der schiefe Turm von Pisa für uns der Hauptgrund, im Rahmen der zweiten Italienrundreise diese Stadt zu besichtigen, wobei wir uns verständlicherweise auf die nach unserer Meinung bedeutendsten Bauwerke beschränkten.

Italien Pisa Menschen holen sich am Brunnen Wasser

Wir besuchten die Stadt 1992. Die Einwohner sind selbstverständlich an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen, doch besonders alte Leute lassen es sich nicht nehmen, Trinkwasserflaschen aus den öffentlichen Brunnen zu befüllen. Pisa verfügt natürlich auch über prächtige Brunnenanlagen wie die Fontana dei Putti (Engelsbrunnen) mit schön gestalteten marmornen Engelsfiguren auf der Rückseite der Piazza dei Miracoli direkt in der Nähe des schiefen Turms.

Aber dieser unter Touristen eher unbekannte Trinkbrunnen macht das urtypische des pisanischen Stadtlebens aus. Gerne nutzt man die Wasserentnahme auch zu einem kleinen Schwätzchen.

Italien Pisa

Zur Zeit unserer Besichtigung war der Dom zu Pisa in einem nicht restaurierten Zustand. Zu Beginn der 200-jährigen Bauzeit bot der Dom noch einen schneeweißen Anblick, denn er ist aus Carrara-Marmor erbaut. Dieser Marmor hat natürlich unter den jahrhundertelangen Umwelteinflüssen gelitten.

Dieser auf dem Dom befindliche Löwe ähnelt sehr den Löwen vom Markusplatz in Venedig. Dabei wurde allerdings mit dem Bau des Domes bereits im Jahre 1063 begonnen. Also zeitgleich mit der Erneuerung des Markusdoms in Venedig.

Finanziert wurde das Ganze nach der Überlieferung mit der reichen Beute, die die Pisaner den damals im Mittelmeer herrschenden Sarazenen im Rahmen von Seeschlachten abnehmen konnten. Vermutlich haben die Einwohner, insbesondere die reichen Kaufleute, ihr Scherflein zu den Baukosten beitragen müssen.

Italien Pisa Dom

Diese Sicht auf den Dom ergibt sich von Osten, wenn man den schiefen Turm im Rücken hat. Das gesamte Ensemble aus Turm, Dom und Baptisterium bestehend befindet sich auf dem weitläufigen Rasenplatz Piazza del Duomo, was profan übersetzt Domplatz heißt.

Der italienische Schriftsteller Gabriele D’Annunzio beschrieb in seinem Buch ‚Forse che sì forse che no‘ (Vielleicht das ja, vielleicht das nein) den Platz als Wiese der Wunder. Dieser Begriff wurde von den Pisanern gerne aufgenommen, so dass die grüne Rasenfläche bis heute auch den Namen Piazza dei Miracoli trägt.

Hervorstechendstes Merkmal dieser Seite des Doms ist die halbrunde säulenbestückte Apsis. Im Inneren des Domes befindet sich an dieser Stelle das überdimensionale Mosaik des Christus Pantokrator mit der Aufschrift Ego Lux Sum Mundi (Ich bin das Licht der Welt).

Italien Pisa Im Vordergrund ist das Baptisterium, dahinter der Dom Santa Maria Assunta, abschließend der Campanile

Von diesem Standpunkt hat man einen besonders schönen Überblick über die drei Hauptgebäude auf dem Piazza del Duomo. Im Vordergrund befindet sich das Baptisterium, dahinter der Dom Santa Maria Assunta und abschließend der Campanile, uns besser bekannt als schiefer Turm.

Das Baptisterium ist die Taufkirche des Domes im romanischen Baustil. Mit einer Größe von 54 Metern Höhe und einem Umfang von 107 Metern ist es die größte in der christlichen Welt. Begonnen wurde mit dem Bau 1152. Aufgrund finanzieller Probleme zogen sich die Bauarbeiten bis 1358 hin. In diesem Jahr wurde die äußere Segmentkuppel errichtet.

Italien Pisa Dom

Baumeister des Domes war Buscheto di Giovanni Giudice, der im Jahre 1063 mit der Errichtung begann. Es handelt sich um eine fünfschiffige Basilika, die im Jahre 1118 von Papst Gelasius II. eingeweiht wurde. Vollendet war der Dom zu dieser Zeit noch nicht.

Die prächtige aus vier Säulengruppen bestehende Fassade wurde am Ende des 12. Jahrhunderts von Rainaldo geschaffen, der diese Fassade übrigens auch in Lucca an der Kirche San Michele verwirklichte.

Italien Pisa Dom

Sie besteht aus über sieben Blendarkadenbögen im Erdgeschoss mit drei Portalen und vier Galerien mit insgesamt 52 Säulen.  In den drei Portalen sind drei mächtige Bronzetore eingelassen, die den Zugang in den Dom gewähren. Sie stammen aus dem 17. Jahrhundert und ersetzten die ursprünglichen Tore, die durch einen Brand zerstört wurden.

Italien Pisa verzierte Heiligenfigur

Eines der Fenster im Dom, das eine überaus reichverzierte Heiligenfigur wiedergibt.

Italien Pisa Blick vom Baptisterium auf den Dom

Einen besonders ausgezeichneten Blick auf die Fassade des Doms hat man von den oberen Rundgängen des Baptisteriums. Die Fassade ist 35,5 Meter breit und 34,2 Meter hoch. Auf der Spitze des Giebels thront die Madonna col Bambino ( Madonna mit Kind), gestaltet von Andrea Pisano. Links und rechts zur Seite stehen Engel, die zusammen mit den beiden Evangelisten auf der ersten Loggia durch Schüler von Giovanni Pisano geschaffen wurden.

Der Name Pisano bedeutet aus Pisa stammend, waren also Herkunftsbezeichnungen. Erst später wurden daraus Familiennamen.

Italien Pisa Dom Detailaufnahme Rundbögen mit Mosaiken

In den Rundbögen der Portale sind Mosaike abgebildet. Diese waren ebenfalls der Witterung ausgesetzt und wurden daher von Filippo di Lorenzo Paladini und seinem Sohn 1605/1606 erneuert.

Italien Pisa Dom Bronzetür

Erst aus der Nähe erkennt man wie mächtig die Bronzetüren ausfallen. Erstellt wurden sie 1597-1604 von Giovanni da Bologna und seinen Schülern. Dargestellt sind biblische Szenen, wobei man davon ausgeht, dass Giambologna von den ursprünglichen Darstellungen der durch den Brand zerstörten Türen zumindesten inspiriert wurde.

Hauptthema ist die jungfräuliche Geburt Christi. Vor der Zeit des Brandes wurden die Inhalte der Ursprungstüren schriftlich erfasst, so dass Giambologna, ein Meisterschüler Michelangelos, auf diese zugreifen konnte.

Das mittlere Tor befasst sich mit Darstellungen aus dem Leben Marias.

Italien Pisa Fabelfigur an der Haupteingangstür

Fabelfiguren umrahmen auf den Kapitellen der Säulen die Haupteingangstür.

Italien Pisa Dom verzierte Kasettendecke

Im Inneren des Domes beeindruckt die reich verzierte Kassettendecke des Mittelschiffs. Die vergoldete Kassettendecke stammt aus dem 17. Jahrhundert. Beim großen Brand 1595 wurde im Innenraum des Doms vieles vernichtet, so dass auch die Decke erneuert werden musste.

Die Decke besteht aus Holz und wurde mit vielen Goldblättern und Engelsköpfen verziert. Sie wurde von den Florentinern Domenico und Bartolomeo Atticciati geschaffen.

Italien Pisa Teilaufnahme der Kuppel Deckenbemalung

Eine Teilaufnahme der Rundkuppel von innen, die die detailreiche Ausmalung wiedergibt. Das Kuppelfresko Maria in der Glorie wurde von Girolamo Riminaldi erstellt.

Italien Pisa Mosaik in der Apsis stellt Christus Pantokrator dar

Das große Mosaik in der Apsis stellt Christus Pantokrator umrahmt von Maria und Johannes dem Täufer dar. Es ist ein Originalmosaik, das von Francesco di Simone begonnen und 1302 von Cimabue vollendet wurde. Das Gesicht Jesus stammt von Cimabue.

Die Ausgestaltung des Mosaiks verdeutlicht den Einfluss vergleichbarer ostbyzantinischer Christusdarstellungen.

Italien Pisa der schiefe Turm

Natürlich haben wir auch den schiefen Turm von Pisa aus der Nähe besichtigt. Wegen der drohenden Umsturzgefahr war der Turm bereits im Jahre unseres Besuches geschlossen worden. Das Fundament wurde mit Zement ausgegossen und der Turm mit Eisenseilen gesichert.

Italien Pisa der schiefe Turm

Normalerweise ist der Turm im Inneren begehbar. Die Neigung des Turms begann bereits zwölf Jahre nach der Grundsteinlegung im Jahre 1185, als man mit dem Bau der dritten Etage begonnen hatte.

Ursache für die Schieflage ist der lehmige Untergrund, der sich durch den Druck des Gebäudes verformte. Nach der Sanierung beträgt die Schiefe noch immer vier Grad.

56 Meter ist der Turm hoch. Für die Errichtung des Turmes wurden 14.500 Tonnen weißer Carrara-Marmor verbaut.  Bonanno Pisano und ein gewisser Guglielmo sollen seine Architekten sein.

Italien Pisa Fluss Arno Häuser der Stadt schlängeln sich am Fluss entlang

Wenn es die Zeit zulässt, sollte man auch die Stadt Pisa selber besichtigen. Der Fluss Arno schlängelt sich durch die Stadt, rechts ist das Oratorium Santa Maria della Spina zu sehen.

Italien Pisa

Die Bezeichnung stammt von einem angeblichen Dorn der Dornenkrone, der lange Zeit in dieser Kirche aufbewahrt wurde. Dieser musste allerdings an die Kirche Santa Chiara abgegeben werden und liegt heute in deren Kapelle, die zum gleichnamigen Krankenhaus gehört.

Diese kleine Kirche wurde wegen drohenden Hochwassers 1871 abgebaut und 1884 an höherer Stelle am Ufer des Flusses Arno wieder aufgebaut. Die Erbauung der Kirche wird auf 1230 datiert.

Italien Pisa

Die Kirche besteht aus weißem Marmor und grünem Serpentin. Auffällig ist der Figurenreichturm im Verhältnis zur Größe der Kirche. Als am Bau beteiligte Künstler sind Lupo di Francesco, Giovanni di Balduccio, Andrea Pisano, Nino Pisano und Giovanni Pisano überliefert.

Italien Pisa

Nach diesem interessanten und mit sehr vielen Eindrücken bestückten Tagesausflug machten wir uns auf den Weg zurück in unser Hotel, in dem wir am Abend bei einem typisch italienischen Abendessen mit Vino noch lange über das Erlebte gesprochen haben. Pisa werden wir mit Sicherheit nochmal in unsere Reiseziele einplanen.

Auf unserer Reiseroute stand als nächstes die Besichtigung von Florenz. Was diese Stadt wohl alles zu bieten hat?

Hinterlasse einen Kommentar