Venedig bei Nacht

Venedig ist im Grunde genommen ein riesiges Labyrinth. Zahlreiche Kanäle, große wie kleine, aber auch Gassen und jede Menge Plätze bilden dieses, auf dessen Wegen man sich gerne aufhält.

Es ist kaum vorstellbar, dass Venedig auf einer Vielzahl von kleineren Inseln entstanden ist. Um die Inseln nicht nur mit Gondeln erreichen zu können, wurden hunderte Brücken errichtet, die diese Eilande miteinander verbinden.

Die Strecke von Vicenza nach Venedig, ca. 80 Kilometer, hatten wir recht schnell zurückgelegt. Bevor wir mit einem Boot vom Festland herübergebracht wurden, suchten wir eine Touristen-Information auf. Bei dieser erkundigten wir uns nach Hotels.

Nachdem dies erledigt war und wir ein Zimmer in einem schönen Hotel gebucht hatten, stellte sich natürlich die Frage, wo wir unseren Pkw parken. Ein Parkhaus war schnell gefunden und der Vorgang des Parkens stellte sich als äußerst spektakulär dar. Wir fuhren den Wagen in das Parkhaus bis zu einer bestimmten Stelle. Dort bekamen wir die Anweisung, das Gepäck und alle Wertgegenstände auszuräumen. Nächster Schritt: Gang raus, Handbremse anziehen und Fensterscheiben öffnen. Gespannt beobachteten wir den Einparkvorgang. Der Schlüssel des Wagens befand sich bei uns. Zwei Italiener lösten die Handbremse und schoben den Wagen sodann in eine Parklücke. Die Autos standen insgesamt sehr eng beieinander. Danach konnten wir uns auf den Weg zum Bootssteg machen und das Abenteuer „Venedig bei Nacht“ in Angriff nehmen. Während der Überfahrt kam kurzfristig die Frage auf, ob wir unseren Wagen überhaupt noch einmal wiedersehen werden. Schnell wurde dieser Gedanke durch die zahlreichen Eindrücke verdrängt.

Nach Erreichen des Hotels, dem Einchecken und kurzer Zimmerbesichtigung ging die Erkundungstour los. Wir hatten einen Tag erwischt, an dem Venedig – wie so oft – im Nebel lag.

Trotzdem hofften wir darauf, dass Venedig im Schein der Straßenlaternen uns überraschen sollte. Im Übrigen eine schöne Vorstellung, durch die auch am Abend in Nebel gehüllte Stadt mit ihren Gassen und Kanälen etwas über die venezianische Geschichte zu erfahren.

Und so stürzten wir uns in das Treiben dieser bezaubernden Stadt.

Die Chiesa del Santissimo Redentore befindet sich auf der Insel Giudecca. Es handelt sich hierbei um einen klassizistischen Kuppelbau, der mit einer Marmorfassade besticht. Sie wurde von niemand geringerem erbaut als von Palladio und dies aus einem ganz besonderen Grund. Die Chiesa del Santissimo Redentore wurde errichtet, um an das Ende einer furchtbaren Pestepidemie zu erinnern.

Jedes Jahr am dritten Sonntag des Monats Juli begehen die Venezianer ein großes Fest und gedenken an diesem Tag der Erlösung von der Pest, das Redentore-Fest. Die Kirche wurde im Jahr 1592 geweiht.

Pforte der Chiesa del Santissimo Redentore

Neben der aufwendigen Fassade wurde die Kirche mit einer imposanten Pforte ausgestattet.

Blick von der Ponte dell’Accademia

Die Ponte dell’Accademia verbindet den Campo S. Vidal mit dem Campo della Carità. Benannt wurde die über den Canale Grande führende Brücke nach der Gallerie dell’Accademia, eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen in Venedig.

Im 19. Jahrhundert ist an dieser Stelle die erste Brücke errichtet worden, die aus Eisen bestand. Hiermit nicht mehr zufrieden, war der Grund, warum im 20. Jahrhundert der Entschluss fiel, diese erneuern zu lassen. Dieses Unterfangen gelang nicht wirklich. Der Ingenieur Miozzi errichtete zunächst eine provisorische Holzbrücke, die später mit einer Stahlkonstruktion versehen wurde. Bis heute ist die Brücke unverändert geblieben.

Die Santa Maria della Salute ist eine der Pestilenz-Kirchen und gehört der Pfarrei Gesuati an. Sie gehört deshalb zu den Pestilenz-Kirchen, da ihre Errichtung wegen der extremen Pest vorgeschlagen wurde. Aufgrund der Tatsache, dass ein großer Teil der Stadtbewohner an der Pest verstarb, sollte sie zu Ehren der Jungfrau Maria erbaut werden, sofern diese Venedig von der Pein befreien würde. Übertragen wurde die Errichtung der Kirche dem Architekten Baldassare Longhena. Im Jahr 1686 wurde die aus Kalkstein und Ziegelstein erbaute Kirche fertiggestellt. Der Ziegelstein wiederum ist mit Marmorino überzogen.

Das gesamte Bauwerk soll auf einer Plattform mit ca. 100.000 Holzpfählen stehen. Die ausladenden Kuppeln sind nicht zu übersehen.

Einer der zahlreichen Stadtpaläste am Campo Santo Stefano

In Venedig gibt es hunderte von Stadtpalästen. Allerdings werden diese von den Venezianern nicht, wie oft bei Führungen erklärt, Palazzo genannt. Vielmehr bezeichnen sie diese als Casa, was so viel wie Haus bedeutet. Die Größe der Gebäude lässt darauf schließen, dass in ihnen Großfamilien beherbergt wurden. Nur noch die wirklich wichtigen und sehenswerten werden als Palazzo bezeichnet.

Auf einem der größten Plätze der Stadt, dem Campo Santo Stefano herrscht ständig reges Treiben. Mitten auf dem Platz befindet sich die Statue des Schriftstellers Niccolò Tommaseo. Diese aus Carrara-Marmor gemeißelte Statue wurde 1882 von Francesco Barzaghi errichtet.

Mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn hält Tommaseo Papierrollen fest in seinen Händen. Hinter ihm wurden einige Bücher gestapelt. Diese sollen u.a. die Belesenheit des Schriftstellers darstellen. Gleichzeitig dienen sie dazu, der Statue noch etwas mehr Halt zu geben. Wegen dieser Bücher hat die Statue von den Venezianern den Spitznamen el Caccalibri bekommen, was so viel bedeutet wie „der Bücherscheißer“. Eine wirklich filigrane Arbeit von Barzaghi.

Das Highlight unserer nächtlichen Tour ist mit Abstand der Markusplatz, das Herz von Venedig. Bereits Napoleon bezeichnete ihn als „den schönsten Festsaal“.

Irgendwann kommt man bei der Stadtbesichtigung automatisch zum Markusplatz mit seiner grandiosen Basilika. Anders als in vielen italienischen Städten ist der Markusplatz der einzige Platz, der in Venedig Piazza genannt wird. Mit 175 Metern Länge und bis zu 82 Metern Breite ist er nicht nur der bedeutendste, der bekannteste, sondern auch der größte Platz der Stadt.

Der Markusplatz wurde im 9. Jahrhundert angelegt und zwischen 1200 und 1600 so umgestaltet, wie er sich heute darstellt.

Auf dem Piazza San Marco gibt es gleich mehrere Sehenswürdigkeiten zu erkunden.

Der Markusdom ist nicht nur eine der schönsten Kirchen in Italien, sondern auch eine der interessantesten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Mit seinen im byzantinischen Stil errichteten Türmen lockt er scharenweise die Touristengruppen an. Im Inneren ist er reichlich mit Gold und Marmor bestückt. Erbaut wurde die Basilica di San Marco im 11. Jahrhundert. Die vorher an dieser Stelle stehende Kirche wurde 976 n. Chr. Opfer eines großen Brandes.

Von der Loggia aus kann man die berühmten vier Pferde von San Marco sehen. Diese sind allerdings Nachbildungen. Die aus Bronze bestehenden Originale sind im Markusdom-Museum zu besichtigen.

Erstaunlich sind die vielen Mosaike im Inneren des Doms.

Nicht nur die Decken sind mit Mosaiken verziert. Der gesamte Boden besteht aus Marmormosaiken. Die Bezeichnung „Goldene Basilika“ hat der Dom deshalb bekommen, da eine Vielzahl der Mosaike mit Goldgrund bedeckt sind.

Zum größten Teil entstanden die Mosaike im 13. Jahrhundert. Im 16. und 18. Jahrhundert wurde bereits ein Teil der Mosaike an der Fassade ersetzt.

Detailaufnahme vom nächsten Tag

Beim Betreten des Doms ist darauf zu achten, angemessene Kleidung zu tragen. Dies bedeutet, dass sowohl die Schultern als auch die Oberschenkel bedeckt sein müssen. Mützen und Hüte sind abzunehmen.

Torre dell´Orologio

Der Torre dell´Orologio (Uhrturm) stammt aus dem 15. Jahrhundert. Seine astronomische Uhr zeigt neben den Sonnen- und Mondphasen auch die Tierkreiszeichen.

Den Uhrturm haben wir uns bei Tageslicht noch etwas genauer angesehen.

Oben auf dem Turm befindet sich die aus Bronze bestehende Glocke, die jede Stunde von zwei Figuren geschlagen wird. Das Interessante an diesen Figuren ist, dass die eine jung und die andere alt ist. So soll der Lauf der Zeit dargestellt werden. Die Glocke ist immer noch im Original vorhanden, sie wurde 1497 gegossen.

Gleich unter der Glocke befindet sich vor einem blauen Hintergrund mit Sternen der geflügelte Löwe des Heiligen Markus mit einem aufgeschlagenen Buch. Zusätzlich soll sich bis 1797 neben dem Löwen noch die Statue des Dogen Agostino Barbarigeo befunden haben.

Auf dem unter dem Löwen befindlichen „Balkon“ sind zwei weitere Statuen zu sehen. Diese stellen die Jungfrau mit Kind dar und sind aus vergoldetem Kupfer. Die auf der rechten und linken Seite befindlichen blauen Tafeln zeigen die Uhrzeit an. Rechts in arabischen und links in römischen Ziffern. Hierbei ist zu beachten, dass links die Stunden und rechts die Minuten angezeigt werden.

Das blaue Ziffernblatt wurde aus Lapislazuli gefertigt und befindet sich in einem aus Marmor bestehenden Kreis. Die aus den 1490er Jahren stammenden Tierkreiszeichen sehen wir unter dem Sonnenzeiger.

Der Palazzo Ducale (Dogenpalast) ist wohl der prunkvollste Palast Venedigs. Im 9. Jahrhundert wurde er erbaut und im 14./15. Jahrhundert erweitert. Nach der Fertigstellung dieser Erweiterungen reichte er bis zum Markusdom. Lediglich ein schmaler Durchgang blieb, der mit der Porta della Carta verschlossen wurde.

Detailaufnahme der Porta della Carta

Die Porta della Carta, auch das Tor des Papiers genannt ist der Eingang zum Innenhof des Dogenpalastes.

Herausstechend sind die Statuen des Dogen Francesco Foscari, der vor dem geflügelten Markuslöwen kniet. Damit soll verdeutlicht werden, dass der Doge nicht der Herrscher, sondern lediglich der Diener ist.

Venedig abends zu erleben, verleiht der Stadt einen ganz besonderen Charme. Nach unserem Aufenthalt auf dem Markusplatz haben wir unser Hotel aufgesucht. Am nächsten Morgen wollten wir vor unserer Weiterreise noch einmal kurz in die Stadt. Wie nicht anders zu erwarten war, schlug uns erneut eine Nebelwand entgegen.

Der Palazzo Cavalli-Franchetti, kurz Palazzo Franchetti genannt, befindet sich hinter der Ponte dell’Accademia im Canale Grande. Erbaut wurde er im 16. Jahrhundert im gotischen Stil. Bereits im 19. Jahrhundert wurde er aufwendig restauriert. 

Die Chiesa di San Vidal stammt aus dem Jahr 1084. Sie wurde von dem Dogen Vitale Falier zu Ehren des Heiligen Vitalis von Ravenna errichten. Leider wurde die Kirche im Jahr 1105 durch ein Feuer größtenteils zerstört. Der Wiederaufbau dauerte bis in das 15. Jahrhundert hinein.

San Moisè ist eine barocke Kirche, die nach dem Propheten Moses benannt wurde. Sie besticht durch ihre aufwändige Fassade. Auch sie wurde häufig durch mehrere Brände zerstört. Zuletzt wurde sie – wiederum nach einem zerstörerischen Brand – im Jahr 1632 komplett neu errichtet.

Venedig ist wohl die romantischste Stadt und gerade in den Abendstunden ein ganz besonderes Erlebnis. Die Tagestouristen sind verschwunden und somit ist die Stadt nicht mehr ganz so voll und einer entspannten Sightseeing-Tour steht nichts mehr im Wege.

In Venedig kannst du einen Tag verbringen oder aber auch eine ganze Woche. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und zu erkunden. Mit überraschenden romantischen Ecken und den vielen kleinen malerischen Inseln steht eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten zur Verfügung.

Etwas ruhiger, nicht ganz so romantisch aber trotzdem schön und sehenswert ging unsere Reise in Padua weiter.

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