Fès – Das kulturelle und religiöse Herz Marokkos

Die Stadt Fès ist die älteste Königsstadt Marokkos. Sie wurde von Idris I. im Jahr 789 gegründet. Nur 60 Kilometer östlich von Meknès liegt sie in einer fruchtbaren Talebene, die mit vielen Wasserquellen ausgestattet ist, was die Stadtentwicklung förderte.

Der Aufschwung der Stadt wurde dadurch beschleunigt, dass sie sich am Kreuzungspunkt vieler Handelswege befindet. Fès war lange Hauptstadt des Königreiches. Schließlich wurde sie durch die Stadt Marrakesch abgelöst. Nach ihrer Einnahme durch die Meriniden, eine islamische Berberdynastie, im Jahr 1250 bekam Fès allerdings den Status der Hauptstadt erneut.

Die Meriniden statteten ihr neues Zentrum mit Stadtmauern, Palästen und Gärten aus. Die Universität von Fès (Qairawin) gelangte in der damaligen Zeit zur weltweiten Bekanntheit.

Im vorderen Teil des Bildes ist die mächtige historische Stadtmauer zu sehen. Aus dem Häusermeer der Millionenstadt ragt der Palast des Königs heraus. Dieser Anblick eröffnet sich, wenn man sich der Stadt vom Norden annähert.

Fès liegt- wie oben schon beschrieben – 60 Kilometer östlich von Meknès und ist über Landstraßen gut zu erreichen. Die Stadt hat heute annähernd 1.200.000 Einwohner. Marokko wurde 1843/44 von den Franzosen eingenommen. Bis zum Beginn des Protektorats im Jahr 1912 blieb Fès die Hauptstadt Marokkos, dann wurde Rabat von einem französischen General zum Verwaltungssitz des französisch beherrschten Teil Marokkos bestimmt.

Hiervon ließ sich der marokkanische König jedoch nicht beeindrucken und residierte weiterhin in Fès. Auch hält sich der derzeitige König heute noch im Wechsel im Königspalast der Stadt auf.

Auf einem Felsplateau im mittelalterlichen Teil von Fès erhebt sich der Königspalast Dar El Makhzen. Man erkennt bereits an dem gepflegten äußeren Zustand, dass der Palast nach wie vor bewohnt ist. Der derzeitige König Mohammed V. nutzt den Palast als Sommerresidenz.

Der Palast beeindruckt durch seinen maurisch-andalusischen Stil, der auch in den anderen Königsstädten des Landes anzutreffen ist.

Der Königspalast liegt auf einer Fläche von 80 ha. Besucher haben keinen Zugang. Dieser ist nur dem König und seinen Bediensteten vorbehalten. Immerhin hat man die Möglichkeit, die imposante Fassade im Bild festzuhalten.

Allein schon bei der Besichtigung der prachtvoll gestalteten Außenwände ist der Zauber aus „Tausend und einer Nacht“ zu spüren. Wie prunkvoll mag der Palast wohl von innen gestaltet sein?

Diese Aufnahmen erfolgten im Wintermonat Januar was erklärt, warum der Platz so ausgestorben war.

Auch die Altstadt von Fès hat mehrere Stadttore. Zu den bekanntesten gehört sicherlich das Blaue Tor (Bab Bou Jeloud). Es wurde während der französischen Kolonialzeit 1913 erbaut und ersetzte das baufällig gewordene ursprüngliche Stadttor. Sehenswert sind insbesondere die Keramikflächen des Tores, die ihm seinen Namen gegeben haben.

Das Tor führt direkt in die Altstadt (Medina), in der kein Autoverkehr zugelassen ist. Die zahlreichen Gassen laden zum Verweilen und Einkaufen ein.

Eine Augenweide ist dieses Stadttor auch von seiner Innenseite mit seinen reich verzierten grünen Keramikflächen.

In den zahlreichen Einkaufsgassen der Altstadt bieten Händler ihre Waren dar. Aus touristischer Sicht besonders interessant sind die Läden mit handwerklicher Kunst. Hoch entwickelt ist das Kunsthandwerk in der Metallverarbeitung wie die Herstellung von Tabletts, Teekannen, Schalen oder Leuchter.

Für den Fotografen einfach ein Muss. Aber auch für den Einheimischen sicherlich von besonderer Anziehungskraft.

Der Ladeninhaber befindet sich in einem Gespräch mit einem Kunden, der den landestypischen Burnus trägt.

In der Medina gibt es nicht nur Arbeiten von Handwerken zu sehen und kaufen. Hier werden Hühner geschlachtet und sogar Tiere vor Ort ausgenommen. Auch nicht gerade etwas für Empfindliche! Hierneben wird gekocht und den Touristen immer wieder gerne etwas zum Probieren angeboten.

In der Altstadt von Fès sind viele alte Gebäude zu entdecken, die ohne weiteres von ihrer handwerklichen Detailkunst mit den öffentlichen Bauten mithalten können. Da stört es auch nicht, wenn eine Leggings an einer Holzschnitzerei aufgehängt wird.

Touristischer Pflichtbesuch ist hingegen der Ausflug in die Chouara Tannery, das Gerberviertel der Stadt, in dem Leder gegerbt wird. Scheinbar hat sich seit dem Mittelalter nichts an dem Gerberhandwerk geändert. Einschließlich des übelriechenden Gestanks, der überall in der Luft liegt.

Lange suchen muss man das Gerberviertel nicht, es reicht, wenn man sich „immer der Nase nach“ durch die Straßen bewegt. Und das stimmt! Abgesehen davon, dass hier ein unerträglicher Gestank herrscht, ist es wahnsinnig dreckig und das Wasser spritzt überall herum. Wer in dieser Beziehung sehr empfindlich ist, sollte auf einen Besuch im Gerberviertel verzichten. Möchtest du dir dieses Erlebnis dennoch nicht entgehen lassen, so solltest du dich vor Ort mit Minzblättern versorgen. Diese helfen … ein wenig.

Hier wird mir der Prozess des Gerbens erklärt

Zur Zeit unserer Besichtigung arbeiteten die Gerber unter Inkaufnahme gesundheitlicher Beeinträchtigungen noch mit Brandkalk, Urin von Tieren, Taubenkot und diversen Laugen. In Bottichen werden die Tierhäute für die Weiterverarbeitung aufgeweicht, dann gespült und an Häuserfassaden getrocknet.

Alles erfolgt in mühsamer Handarbeit. Die Gerber tragen häufig noch traditionelle Kleidung, die Händler und Verkäufer hingegen westliche Kleidung. Die einen machen die Drecksarbeit, die anderen verdienen an den Lederwaren.

Trotz des extremen Gestankes und des Dreckes ist der Ablauf in der Gerberei ein beeindruckender Prozess.

Innerhalb der Medina finden sich zahlreiche Bauten mit historischen Details.

Ein Tischler bei der Arbeit begutachtet ein von ihm zugesägtes Holzstück. Angefertigt wird alles von Tischen, Stühlen, Fensterläden bis zu Särgen. Auf dem Kopf trägt er einen Fes, eine in früheren Zeiten weit verbreitete Kopfbedeckung. Namensgebend für die Kopfbedeckung war die Färbemittelherstellung in Fès.

Auf diesem Bild kann man einen Handwerker bei der Ziselierung eines Tabletts beobachten, die er in seinem Laden in allen Größen und Verarbeitungen anbietet. In der Regel verwendet wird poliertes Messing wie schon vor hunderten Jahren.

Da in der heutigen Zeit die Handwerker von ihren Waren kaum noch leben können, wird der Verkauf an Touristen intensiviert mit Themenrouten durch die Handwerkskunst der Medina.

Unser letztes Besichtigungsziel in Fès war die Medersa Attarine (AlAttarine Madrasa), eine ehemalige Koranschule.  Die Medersa wurde 1325 von Sultan Abu Said Uthman im Herzen der Medina von Fès gegründet.

Das wohl bekannteste Motiv ist der Innenhof der Koranschule mit dem Reinigungsbrunnen. Zur Zeit unseres Besuches befand sich die Koranschule noch in ihrem ursprünglichen Zustand. Mittlerweile soll sie gründlich renoviert worden sein.

Nach der Besichtigung von Fès machten wir uns auf, tief in das Landesinnere zu fahren. Von unseren Erlebnissen in der Natur Marokkos erfahrt ihr in unserem nächsten Reisebericht Marokko – Eine Winterlandschaft.

© 2022 by Travel-See-Xperience

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