Bad Nauheim – Johannisberg – Kirchturmruine und römische Signalstation

Mich zieht es heute auf den Johannisberg, um mir die Sternwarte und die römische Signalstation anzusehen.

Dazu wähle ich den etwas anstrengenderen Weg über die Stufen, einen Teil des Planetenwanderweges. Gleich zu Beginn der Stufen entdecke ich Neptun.

Zu jedem Planeten gibt es Tafeln, auf denen Details zu erfahren sind. Hierneben erfolgt sogleich die Richtungsanzeige, wo sich der nächste Planet befindet.

Johannisberg

Der im Westen der Stadt gelegene Johannisberg ragt über Bad Nauheim und ist über gut ausgebaute Wege zu erreichen. Da er sich ca. 268 Meter über dem Meeresspiegel befindet, sind die Wege zum Teil recht steil. Natürlich könnt ihr den Johannisberg auch mit dem Auto erreichen. Parkmöglichkeiten gibt es an der Weberhütte.

Der Johannisberg hat eine historische Bedeutung und wurde zum Bodendenkmal ernannt. Es wird vermutet, dass sich bereits in der Jungsteinzeit hier eine Höhensiedlung befand. Wahrscheinlich haben die damaligen Bewohner der Höhensiedlung an der Salzgewinnung mitgearbeitet.

Heute kennen viele den Johannisberg als einen wunderschönen Aussichtspunkt. Eine Wanderung hier hinauf wird häufig mit einem Besuch in dem oben befindlichen Café verbunden. Auch Kaiserin Elisabeth von Österreich war während ihres Kuraufenthaltes bereits Gast in diesem Café.

Schon in der Vergangenheit wurde der Berg als Weinbaugebiet genutzt. Nach Übernahme des Berges durch die Stadt wurde der Weinanbau nicht weiter fortgeführt. Der Wingert blieb fortan ungenutzt und wucherte regelrecht zu. Erst im Jahr 1997 entschloss man sich dazu, ihn wieder zu bearbeiten und bepflanzte ihn erneut mit Weinstöcken.

Oben angekommen werde ich mit fantastischen Ausblicken belohnt, die bis hinein in die Wetterau reichen. Ich habe Glück und erhasche sogar einen Blick auf die Silhouette der Mainmetropole Frankfurt.

Die Sternwarte

Nur ein paar Schritte von dem Café entfernt befindet sich die historische Sternwarte. Sie stellt zudem auch gleichzeitig das Ende des Planetenwanderweges dar.

Bereits im 11. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle eine Bergkirche. Hierneben soll auf dem Johannisberg sowohl ein Pfarrhaus als auch ein Glöcknerhaus gestanden haben. Da, wie oben schon beschrieben, der Berg recht früh besiedelt war, gab es auch einen Kirchhof nebst einer Totenkapelle.

Seit 1965 befindet sich die Sternwarte in diesem Turm, der ehemals ein Glockenturm war.

Es wird vermutet, dass die Kirche auf dem Johannisberg wohl zu den ältesten in der Wetterau zählt. Das exakte Baujahr konnte offensichtlich bis heute nicht herausgefunden werden. Auch gehörte sie keinem Kloster an. Ihren Namen hat sie übrigens nach Johannes dem Täufer erhalten.

Der obere Abschluss des Turms könnte auch darauf schließen, dass sie einst einer Burg- oder Festungsanlage angehörte. Es ist schön, dass man in Bad Nauheim immer wieder Menschen begegnet, die Reisenden gerne etwas erklären. So erfuhr ich, dass tatsächlich davon ausgegangen wird, dass auf dem Johannisberg eine Burg gestanden haben soll. Sie diente als Herberge für die Stauferkönige nebst ihrem Gefolge während ihrer Reisen.

Allerdings lag ich mit meiner Auffassung hinsichtlich des Abschlusses des Turmes falsch. Im Jahr 1866 wurde der Turm wegen der zahlreichen Kurgäste, die auf den Berg kamen, umgebaut. Im Rahmen dieses Umbaus wurde er oben mit Zinnen versehen. Er fungierte zunächst als Aussichtsturm bis er schließlich zur Sternwarte umfunktioniert wurde. Will man das Teleskop erreichen, so sind 139 Stufen zu bewältigen.

Eingang zur Sternwarte

Auf dem vor dem Turm befindlichen Platz soll früher das Kirchenschiff gestanden haben. Hiervon sind allerdings keine Überreste mehr zu sehen.

Römischer Signalturm

Nach der Besichtigung der Sternwarte entschließe ich mich, durch den gegenüberliegenden Wald zu laufen, um mir dort die Ausgrabungen anzusehen.

Weit komme ich nicht, denn in unmittelbare Nähe zur Sternwarte befindet sich die römische Signalstation mit ihrem Turm. Viele Touristen sind der Auffassung, bei der Sternwarte und dem römischen Signalturm würde es sich um einen Turm handeln. Doch weit gefehlt, es waren seinerzeit verschiedene Türme die unterschiedlichen Zwecken dienten.

Obwohl er angeblich komplett unter der Erde verschwunden war und im Jahr 1909 entdeckt und freigelegt wurde, sind die Reste des Signalturms erstaunlich gut erhalten.

Dieser Signalturm wurde etwa 125 n. Chr. unter der Führung von Kaiser Hadrian errichtet. Bei genauerem Betrachten entdeckt man auf dem Fußboden rautenförmige Ziegelsteine, die ein Überbleibsel des damaligen Pflasters darstellen.

Rautenförmige Ziegel wurden als Pflaster für den Boden verwendet

Auf einer Tafel, die nicht weit entfernt steht habe ich die Information erhalten, dass der Signalturm deshalb notwendig war, weil es keine Sichtverbindung zwischen den Taunuskastellen am Limes (dem römischen Grenzwall) und dem Kastell Friedberg gab. Sie wurde durch den 482 Meter hohen Winterstein verhindert.

Die Kommunikation fand dergestalt statt, dass sowohl Feuer- als auch Rauchsignale vom Limesturm hinüber zum Johannisberg und von dort zum Kastell Friedberg übermittelt wurden.  Auch Flaggen und Hornsignale wurden im Rahmen der Warnung verwendet. Die Signale wurden deshalb nach Friedberg gesandt, da dort eine Kohorte untergebracht war. Sie bestand aus ca. 1.000 berittenen Bogenschützen.

Kohorte
Die Kohorte (lat. cohors „umfriedeter Raum“) war im Römischen Reich eine militärische Einheit, insbesondere eine Untereinheit der römischen Legion. (Wikipedia)

Um 190 n. Chr. entschloss man sich, den Signalturm aufzugeben.

Der Signalturm hat Maße von 7,70 m x 7,70 m. Während ich durch die Anlage laufe, stelle ich fest, dass der Turm mit einer seltsamen Bauweise errichtet wurde. Wie auf dem Foto oben zu erkennen, sind die Ecken besonders gestaltet. Die Pfeiler stehen etwas heraus und verleihen dem Turm so mehr Standfestigkeit.

Zisterne

In der Nähe des Turms befinden sich Bodenvertiefungen mit einer Wasserrinne. Dies sind die Reste einer Zisterne, in der die Römer das Wasser sammelten.

Im Jahr 1909 wurde von diesem auf einer Anhöhe gebauten Behälter das Wasser durch die Konstruktion der Zisterne geleitet.

Solche Funde hätte ich auf der Kuppe des Hausberges von Bad Nauheim nie vermutet.

Als Weg zurück in die Stadt wähle ich ein Teilstück des Panoramawanderweges.

Der Johannisberg, der von den Bürgern liebevoll als „Hausberg“ von Bad Nauheim bezeichnet wird, ist geeignet, Wanderungen mit geschichtlichen Erlebnissen zu vereinen.

Bei meiner nächsten Wanderung entführe ich dich nach Friedberg, der Nachbarstadt von Bad Nauheim. Erlebe und bestaune mit mir in der ehemaligen Freien Reichsstadt die großzügige Burganlage.

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