Bad Nauheim – Schwalheimer Wasserrad, Löwenquelle und Sauerbrunnen

Die heutige Tour führt mich teilweise entlang des Salz-Wanderweges. Das Schwalheimer Wasserrad habe ich als Ziel anvisiert, von dort aus soll die „Reise“ weiter zur Löwenquelle und zum Sauerbrunnen gehen.

Start- und Zielpunkt ist die Lindenstraße in Bad Nauheim. Von hier aus laufe ich zunächst entlang des Solgrabens, der seinen Ursprung auf der Lindenstraße hat.

Die Sole stammt aus dem „Großen Sprudel“ und dem „Friedrich-Wilhelm-Sprudel“ im Sprudelhof. Der künstlich angelegte Wasserlauf mit einer Länge von fast einem Kilometer mündet in das Solebecken in der Nähe des Gradierbau III. Die Sole wird in diesen Becken vorgehalten und kann hier gleichzeitig weiter klären.

Nach dem Solebecken passiere ich das Gradierwerk III und finde direkt hinter diesem einen Tunnel, den ich durchqueren muss. Zunächst bin ich etwas skeptisch, sehe aber an der Wand des Tunnels einen hilfreichen Hinweis.

Ich bin auf dem richtigen Weg.

Dunkle Wege führen durch Bad Nauheim

Da ich mich heute teilweise auf dem Salz-Wanderweg bewegen werde, folge ich zunächst der entsprechenden Beschilderung. Wer mich kennt, weiß aber auch, dass ich hin und wieder von den „vorgeschriebenen“ Wegen abweiche, weil ich immer wieder irgendwo etwas Interessantes entdecke, über das ich euch berichten möchte.

Ich befinde mich auf der Straße „Am Promenadenweg“. Diese laufe ich entlang, bis ich das Wasserrad von Schwalheim erreiche. Der Weg bis hierher ist ziemlich gut beschaffen und stellt keinen großen Schwierigkeitsgrad dar.

Schwalheimer Rad

Der Fluss „Die Wetter“ nimmt Fahrt auf

In Bad Nauheim wird das Schwalheimer Rad einfach nur als „Großes Rad“ bezeichnet. Insgesamt gab es sieben Wasserräder, die die Sole zur Nauheimer Saline beförderten. Der Bau des Wasserrades begann 1745 an der Wetter, ein Fluss, der entlang des Ortsteiles Schwalheim fließt.

Ich bin erstaunt, wie groß das Rad ist. Vor Ort habe ich wieder einmal das Glück, mir von Anwohnern, einiges zu dem Rad erläutern lassen zu können. Es hat einen Durchmesser von ca. 10 Metern. Über ein langes Holzgestänge, dass ich bereits auf dem Weg zum Wasserrad gesehen habe, wurde die Sole zu den Gradierwerken befördert. Die Strecke bis zur Saline betrug fast 1,5 km.

Teile des damaligen Holzgestänges / Rollenlagerung des Gestänges

Das Gestänge hat ehemals eine Länge von 1,3 km. Heute stehen hier lediglich noch 170 Meter. Auf der gesamten Länge musste ein Höhenunterschied von 22 Metern überbrückt werden.

Technische Daten des Rades
Durchmesser ca. 10 Meter
Material: Eichenholz
Schaufeln: 84 (1,25 m breit und 20 cm hoch)
Leistung 8,7 kW = 12 PS

Ich bemerke bei meinem Besuch, dass dieses imposante Wasserrad auch die vorbeikommenden Wanderer fasziniert.

Hinter dem Wasserrad entdecke ich ein Haus und sogleich überquere ich den kleinen Steg, um es mir näher anzusehen.

Das Haus wurde früher von dem sogenannten Kunstwärter bewohnt. Dieser hat sowohl das Kunstgestänge als auch das Wasserrad gewartet und wenn nötig, auch repariert.

Haus des Kunstwärters

Ein uriges Haus, das auch heute noch mit sehr viel Liebe gehegt und gepflegt wird. Irgendwie fühlt man sich beim Anblick des Hauses mit dem Wasserrad in eine andere Zeit versetzt.

Einen Kunstwärter gibt es heute nicht mehr, diese Arbeit wird mittlerweile ehrenamtlich ausgeführt.

Da mir empfohlen wurde, nach der Besichtigung des Wasserrades auch noch die Löwenquelle und den Sauerbrunnen aufzusuchen, setze ich meine Wanderung auf dem Salz-Wanderweg fort. Es sollte von hier aus nicht mehr ganz so weit sein.

So verlasse ich das Schwalheimer Wasserrad über die Straße „Am kleinen Feld“, an deren Ende ich eine Hauptverkehrsstraße überqueren muss um sodann wieder auf die Wald- und Feldwege zu gelangen, die an dem Fluss Wetter entlangführen.

Immer am Fluss ‚Wetter‘ entlang

Und auch hier im Wald gibt es wieder viele interessante Dinge zu erkunden.

Individuell gestalteter „Rastplatz“.

Und so kommt es, wie es kommen musste: ich habe nicht mehr auf die Bezeichnung des Weges geachtet. Das Wetter ist gut und Zeit habe ich auch noch genug, also marschiere ich weiter entlang des Weges und stapfe zwischendurch auch einfach einmal quer Feld ein bis ich an die Hauptverkehrsstraße (K 175) komme.

Diese gilt es nun nur noch zu überqueren und ich habe mein nächstes Ziel erreicht.

Die Löwenquelle

Bereits von der Straße aus kann ich die Anlage um die Löwenquelle herum erblicken. Sie liegt in einer kleinen Parkanlage, die außerordentlich gut gepflegt ist. Durch diese schöne Anlage streifend stelle ich fest, dass ich mich zur Zeit alleine hier befinde. Ich genieße diese kleine Oase der Ruhe.

Das Heilwasser der Löwenquelle hat einen hohen Gehalt an natürlicher Kohlensäure.

Im Jahr 1903 wurde die Löwenquelle nach einer Bohrung entdeckt. Im Gegensatz zum in der Nähe gelegenen Sauerbrunnen, hatte das Wasser aus der Quelle einen ganz besonders guten Geschmack. So gut, dass es im Jahr 1904 sogar eine Auszeichnung erhielt. Dies nicht etwa in Bad Nauheim oder Deutschland. Nein, die Auszeichnung gab es bei der Weltausstellung in St. Louis/USA in Form einer Goldmedaille.

Im Folgenden erhielt die Löwenquelle zahlreiche Besuche u.a. durch die Familien des Zaren in Russland im Jahr 1910 und des Königs Ibn Saud von Saudi-Arabien im Jahr 1959.

Ich streife weiter durch den wirklich schön angelegten kleinen Park und nicht fern von der Löwenquelle befindet sich das ehemalige Brunnenwärterhaus, heute ein Café/Restaurant.

Schmuck hergerichtetes ehemaliges Brunnenwärterhaus

Ein paar Schritte weiter stehe ich vor ein paar Stufen, die herabführen. Unten befindet sich der Sauerbrunnen.

Der Sauerbrunnen

Selbst die Römer benutzten schon den Sauerbrunnen. Dies ist um so klarer geworden, als man bei der Reinigung des Brunnens weit über einhundert römische Münzen gefunden hat. Leider konnte nicht herausgefunden werden, warum die Soldaten und Händler die Münzen in den Brunnen warfen.

Im Mittelalter wurden sogar Rechte vergeben, wer Wasser aus dem Brunnen holen durfte. Es war deshalb sehr begehrt, da die Menschen nicht das Wasser aus dem Fluss trinken wollten. Dieses barg die Gefahr in sich, eventuell mit Typhus oder sonstigen Keimen verseucht zu sein.

Auch heute ist es noch möglich, dem Brunnen Wasser zu entnehmen. Zahlreiche Wasserhähne wurden angebracht, um beliebige Mengen zu entnehmen. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass das Wasser nicht zum ständigen Gebrauch geeignet sein soll.

Für mich wird es langsam Zeit, mich wieder auf den Rückweg zu machen und ich bin gespannt, was ich unterwegs noch erleben werde.

Auffällig in Bad Nauheim und Umgebung ist, dass es überall Sitzgelegenheiten gibt. Auch wer nicht so gut zu Fuß ist, kann zumindest einen Teil der Strecke absolvieren.

Bis zum Schwalheimer Wasserrad laufe ich entlang des Salzwasser-Wanderweges. In der Nähe des Wasserrades verlasse ich den Wanderweg und laufe über einen Weg quer durch die Felder Richtung Bad Nauheim.

Wenn du den reinen Salz-Wanderweg begehen möchtest, bekommst du hier einige Informationen dazu:

Informationen zum Salzwanderweg
Länge: 13,2 km
Höhenmeter: 122 
Schwierigkeitsgrad: mittel
Startpunkt: empfohlen Gradierbau I, Zanderstraße
Zustand der Wege: gut

Die Strecke, die ich zurückgelegt habe, war mit 9,11 km nicht ganz so lang. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass ich den Teil des Salz-Wanderweges innerhalb der Stadt ausgelassen habe.

Wenn du mehr über die Etappen des Salz-Wanderweges wissen möchtest, wird dich vielleicht auch der Bericht über den Sprudelhof interessieren.

In meinem nächsten Beitrag berichte ich über die Römische Signalstation auf dem Johannisberg.

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