Auf der Straße der Kasbahs

Taougunite ist eine kleine Gemeinde im Bereich der Provinz Zagora, im Süden Marokkos in der Nähe zur Grenze Algeriens. Früher lebten hier viele Juden, die später aber nach Israel ausgewandert sind. Bekannt ist die Gemeinde mit etwa 17.000 Einwohnern für ihre verlassenen Kasbahs.

Als Kasbah bezeichnet man die von Berberfürsten aus Lehm errichteten Festungsanlagen, die auf Touristen einen besonderen Reiz ausüben.

Die Moschee in Tagounite zeigt sich in ihrer besonderen Schlichtheit.

Dies ist die erste Kasbah, die wir zu Gesicht bekommen. Der Zahn der Zeit hat an dieser Festungsanlage schon mächtig genagt.

Eine Kasbah ist eine Festung, die sich durchaus auch in ländlicher Gegend befinden kann. Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch die Festungsanlagen der Berberfürsten als Kasbah bezeichnet. Diese bestanden im Übrigen aus Stampflehm.

Tatsächlich besteht mittlerweile auch die Möglichkeit in solch einer alten Lehmburg zu übernachten, da einige so restauriert wurden, dass sie nunmehr als Hotel fungieren.

Die Bevölkerung ist gegenüber Touristen sehr aufgeschlossen, denn diese bieten eine der wenigen Einnahmequellen. Von der einstigen Größe der Stadt, die an den vormaligen Karawanenstraßen liegt, ist nicht viel übrig geblieben.

Die Straßen ziehen sich durch verkarstete Schluchten, durch die sich ein Fluss schlängelt, der unter der heißen Sonne zum Rinnsal verkümmert ist.

Wo noch Wasser zur Verfügung steht, befinden sich vereinzelt menschliche Siedlungen mit kleinen Palmenhainen.

Früh am Morgen, wenn die Sonne noch nicht zu ihrer vollen Stärke erwachsen ist, bilden sich an den Hängen der Tafelberge Nebelschwaden. Hier kommt wirklich jeder Fotograf auf seine Kosten.

Und auch dies durften wir auf unserer Reise erleben. An Stellen, wo kein Wasser zu finden ist, brennt die Sonne auf sandige Gesteinsformationen. Es empfiehlt sich, immer genügend Wasser mit sich zu führen. Dies war das krasse Gegenteil zu der zuvor durchquerten Winterlandschaft.

Zwischendurch benötigte unser Fahrer auch mal eine kleine Pause. Diese nutzte er zu einem kleinen Schwätzchen mit unserem Reiseführer. Wir hingegen „erkundeten“ die Wüste und machten die ein oder andere Entdeckung …

In dieser kargen Umgebung können die Marokkaner nur genügsame Schafe und Kamele halten.

Angenehmer war es, wenn die Pause in der Nähe eines solchen Palmenhaines eingelegt wurde. So hatten wir die Möglichkeit, uns etwas im Schatten aufzuhalten. Hinter den Palmenhainen erstrecken sich die schneebedeckten Gipfel des hohen Atlasgebirges.

Erneut passieren wir eine Siedlung, die aus Lehm errichtet wurde. Das höchste Gebäude ist wie häufig eine Kasbah, die die Siedlung überragt. Die Festung wurde zu Verteidigungszwecken gegen feindliche Stämme und plündernde Nomaden errichtet.

Diese befestigten Berber-Dörfer werden Ksar genannt. In ihnen befinden sich zahlreiche ineinander verschachtelte Wohnungen. Die Häuser wurden aus Stampflehm errichtet. Um eindringende Feinde zu verwirren wurden Gassen errichtet, die ins Nirgendwo führen und ihr Ende beispielsweise an einer Mauer finden. Dies führte häufig dazu, dass die Eindringlinge komplett die Orientierung verloren und die Bewohner ein leichtes Spiel mit ihnen hatten.

Die höchsten Türme sind mit Ornamenten verziert. Die aus Lehm errichteten Gebäude brauchen länger als Beton, bevor sie die Hitze des Tages aufgenommen haben und sie dann in der Nacht, wenn es kalt wird, quasi als Heizung wieder abgeben.

Viele marokkanische Gebrauchsgegenstände sind reich verziert mit Malereien und Nieten. So auch diese zum Verkauf angebotenen Blasebälge. In der Mehrzahl der Häuser im Süden Marokkos wird noch mit offenem Feuern geheizt.

Dort, wo ausreichend Wasser vorhanden ist, werden Felder angelegt. Gelangte früher das Grundwasser über Ziehbrunnen an die Oberfläche, wurden diese in der französischen Kolonialzeit häufig durch Motorpumpen ersetzt. Wie an vielen Orten der Welt ist auch hier zwischenzeitlich der Grundwasserspiegel bedrohlich abgesunken.

Der Begriff Oase findet seinen inselhaften Charakter in dieser ansonsten unwirklichen Umgebung. Die Palmenfrüchte sind klein und können sich nicht mehr voll entwickeln, da sich überall die Wasserknappheit durchsetzt.

Viele dieser abgelegenen Ortschaften haben heute mit Abwanderung zu kämpfen. Allgemein geht die Migration zu den großen Städten, die ein weitaus angenehmeres Leben bieten.

Im Bild ist die Ortschaft Tinghir zu sehen, die in der Region Drâa-Tafilalet liegt. Die Oasenstadt mit 45.000 Einwohnern hat zwei Palmenoasen und lebt überwiegend von der Landwirtschaft.

Tinghir (auch Tinerhir) ist eine alte, aus dem 12. Jahrhundert, bestehende Lehmstadt. Mittlerweile ist die Stadt fast vollständig restauriert, so dass kaum noch Ruinen zu sehen sind. Zu Zeitpunkt unserer Reise war dies noch anders.

Wo früher die Karawanen entlang gezogen sind und den Einheimischen eine wirtschaftliche Bedeutung sicherten, verbleibt nun nur noch die Landwirtschaft unter denkbar schlechten Rahmenbedingungen.

Und weiter ging die Fahrt durch gebirgiges Gelände. Die Straße war recht gut ausgebaut.

Und plötzlich waren wir mittendrin – in der Todra-Schlucht. Ihren Namen erhielt sie nach dem Fluss Todra. Riesige Felswände ragen bedrohend bis zu 300 Meter in die Höhe. Und wie unschwer auf dem Foto zu erkennen ist, war die Straße hier nicht mehr so gut ausgebaut. Wir steuerten auf ein wahres Abenteuer zu.

Selbst in dieser unwirklichen Umgebung finden sich vereinzelt Ansiedlungen. Die Felswände werfen ihre Schatten über das Dorf, wodurch ein etwas gespenstischer Eindruck entsteht.

Direkt neben dem Schotterweg befindet sich das Flussbett. Allerdings hat der Fluss an manchen Stellen nur noch die Größe eines Rinnsals. Er soll dennoch ein ganzes Tal bewässern. Die Todra-Schlucht, auch als Gorges du Todgha bekannt, liegt im Atlasgebirge in einer Höhe von 1.400 Metern.

Was wir überhaupt nicht erwartet hatten, mitten in der Schlucht befindet sich das Restaurant Cafe Hotel Des Roches, das Gelegenheit zu einer kleinen Rast bietet. Wir haben diese Pause genutzt, hier einen Pfefferminztee zu trinken und die klare Luft zu genießen. Der Tee, aufgegossen mit Minzblättern und serviert in kleinen silbernen Teekannen, ist übrigens während dieser Reise aufgrund der Jahreszeit von uns täglich getrunken worden.

Unser Reiseführer berichtete uns währenddessen, dass manch ein Kletterer in diesem Hotel übernachtet, um dann die Schlucht, die in einem der Bergsteigerparadiese Marokkos liegt, zu erklimmen.

Der Todra-Fluss hat sich in tausenden von Jahren seinen Weg in den Felsen gegraben. Teilweise ist die Schlucht an den engsten Stellen nur zehn Meter breit. Heikel, wenn dann ein Fahrzeug entgegenkommt!

Die Todra-Schlucht war ein touristisches Highlight unserer Reise, das man auf keinen Fall versäumen sollte. Sie liegt in der Nähe des Ortes Tinghir, den wir kurz vorher besichtigt hatten.

Gerne von Touristen aufgesucht wird auch dieses Restaurant, das in einem Berberzelt errichtet wurde.

In diesem Zelt haben wir dann auch unser Mittagsmahl mit landestypischen Gerichten eingenommen. Wenn man eine derartige Rundreise macht ist es unabdingbar, sich auf die Gerichte des Landes einzulassen. Wir haben es gemacht und fanden es teilweise speziell, aber auch sehr interessant.

Nach dieser Stärkung ging es weiter auf der Straße der Kasbahs und deren Sehenswürdigkeiten.

Ganz typisch sind die Gebäude mit Doppeltürmen, die den wehrhaften Eindruck verstärken.

Mitten in der Einöde liegt dieses Fotomotiv auf dem Weg zwischen Tinghir und Quarzazate. Es wird auch das Tor zur Wüste genannt.

Auffallend bei dieser Tour ist, dass jeder Ort einen anderen Charakter aufweist. Teilweise finden sich zwischen den Lehmgebäuden bereits solche aus grauem Beton, die in diesem Klima bei weitem nicht so funktional sind und auch ein wenig das Bild stören, da sie nicht wirklich in diese Landschaft passen.

Allen Ortschaften gemeinsam ist, dass sie sich in der Nähe einer Wasserquelle befinden, die das Überleben sichert.

Verlassene Gebäude liegen neben solchen, die noch bewohnt werden. Grenzzäune oder sonstige Grundstücksbefestigungen sucht man hier vergebens. Alles ist aneinandergereiht oder aber ineinander verschachtelt.

Durchaus gibt es auch zahlreiche Gebäude, die keinen Festungscharakter haben, sondern ganz schlicht gehalten sind.

Die Einheimischen waschen ihre Kleidung einfach im Fluss und legen sie anschließend auf Steinhaufen zum Trocknen. Dabei ist es ihnen egal, ob in der Nähe ein Autowrack im Fluss liegt und ggf. das Wasser verschmutzt. Die Berber haben in diesen abgelegenen Ortschaften noch viele ihrer alten Gebräuche bewahrt.

In dieser kargen Landschaft wachsen die Malephora Crocea, eine typische Wüstenpflanze, die in Höhen ab 1.100 Metern gedeiht.

Motorisierte Fahrzeuge waren zur Zeit unserer Durchreise seltener anzutreffen. Manche behelfen sich mit Pferden wie dieser „Doppelsitzer“. Im Hintergrund laufen Einheimische mit eingesammeltem Brennholz auf den Köpfen.

Das Hauptverkehrsmittel allerdings sind Esel. So kann es schon einmal vorkommen, dass an einem Markttag auf dem „Parkplatz“ dicht gedrängt Esel beieinander stehen und darauf warten, die Einkäufe nach Haus zu transportieren.

In einem solchen Gebäude wohnen in der Regel die Stammesfürsten.

Hin und wieder sind auch Storchennester auf den Dächern zu sehen. Gestört werden sie in dieser Ruine wohl nicht mehr.

Teilweise sind die Gebäude drei-oder sogar vierstöckig. In dieser Umgebung sind die Lehmgebäude seit Jahrhunderten die landestypische Unterkunft der Menschen.

Braun oder Rottöne herrschen dabei vor. Fenster zeigen an, dass Gebäude noch bewohnt werden. Ruinen sind hingegen dem Verfall preisgegeben.

Händler bieten ihre Waren nicht nur in Geschäften feil. So wird auch gerne eine Mauer als Auslegefläche für Teppiche genutzt. Ein netter Farbkontrast und wer Interesse zeigt hat verloren. Schnell steigen die Händler in ein Verkaufsgespräch ein.

Kinder laufen neugierig hinter unserem Kleinbus her und betteln. Manchmal wollen sie nur einen Stylo (Kugelschreiber), was uns sehr an unsere Reisen nach Indien erinnerte. Die auf der Steinmauer sitzende Frau trägt eine aus Tüchern gewickelte Kopfbedeckung.

Wir erreichten Aït-Ben-Haddou (Aït Benhaddou), eine Stadt am Fuße des Hohen Atlas. Die Stadt liegt etwa 200 km südlich von Marrakesch beziehungsweise etwa 30 km in nordwestlicher Richtung von der Stadt Ouarzazate entfernt an einem Berghang in 1.270 bis 1.320 m Höhe am Ufer des nur im Winter und Frühjahr wasserführenden Assif Mellah.

Die Stadt, welche aus ineinander verschachtelten Lehmburgen errichtet wurde, entstand in der Zeit vom 12. bis 16. Jahrhundert. Sie wurde bereits mehrfach renoviert, da sie auch immer wieder gerne als Filmkulisse verwendet wurde. Hier wurden die Filme Kundum, Die Mumie und Gladiator gedreht.

Die Armut der Landbevölkerung lässt sich aus diesem gleichwohl glücklichen Kind entnehmen, das in Lumpen gekleidet ist. Sie ist uns nicht von der Seite gewichen und hatte ein bestechendes Lachen.

Ein beliebtes Fotomotiv ist auch dieses Bauwerk, auf dem Col Du Tichka steht mit der Höhenangabe 2.260 Meter. Der Tizi n’Tichka  ist ein Gebirgspass im Hohen Atlas, der die Städte Quarzazate und Marrakesch verbindet. Unter der französischen Kolonialherrschaft wurde er als Piste angelegt und in den 60er Jahren asphaltiert.

Auf unserer Weiterfahrt hatten wir beeindruckende Ausblicke auf die schneebedeckten Gebirgszüge des Hohen Atlas.

Selbstverständlich waren im Januar die Berge teilweise noch mit Schnee bedeckt. Die an der Straße aufgestellten Stangen lassen vermuten, das die Schneehöhe ohne weiteres variiert. Sie sind ab einer Höhe von 1.800 Metern zu finden.

Es kommt auch vor, dass bei besonders starkem Schneefall der Pass gesperrt wird. Allerdings sind die Sperren nicht von langer Dauer.

Ein kleines Gebirgsdorf, das sich an einem Berghang anschmiegt.

Abseits der asphaltierten Passstraße sind die Pisten meist aus gestampften Sand. Das Befahren dieser Wege stellt immer wieder ein Abenteuer dar.

Der Hohe Atlas ist die höchste Gebirgskette Nordafrikas. Höchster Berg in diesem Gebirgszug ist der Toubkal mit einer Höhe von 4.167 Metern.

Nach diesem wunderschönen Erlebnis setzten wir unsere Reise fort und machten uns auf den Weg zur vierten Königsstadt, dem sagenumwobenen Marrakesch. Seid gespannt auf unsere Erlebnisse mit den Gauklern.

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